Noch gibt es in Deutschland keine solche Regelung. Aber allein nach den Ergebnissen mancher Studien zu urteilen, wäre sie sinnvoll. Denn obwohl Schädigungen am Kopf nicht die häufigsten Verletzungen bei Radunfällen sind, sind es die schwersten Verletzungen, vor allem wenn das Gehirn betroffen ist.
80 bis 90 Prozent fahren ohne Helm
Ein konkreter wissenschaftlicher Nachweis ist jedoch schwierig: Da die Gruppe der nicht mit Helm fahrenden Verkehrsteilnehmer deutlich größer (zwischen 80 und 90 Prozent) ist als die Gruppe derjenigen, die einen Helm benutzen, lässt sich keine eindeutige Aussage treffen. Immerhin zeigte beispielsweise eine Studie der Unfallforschung der Versicherer zusammen mit der Polizei und den Kliniken in Münster, dass Frakturen und Schädel-Hirn-Traumata schwererer Art nur bei Nicht-Helmträgern auftraten.
ADFC: Ja zum Helm, Nein zur Pflicht
Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) sagt ja zum Helm, aber nein zur Helmpflicht. Petra Husemann-Roew, Geschäftsführerin vom ADFC-Landesverband Bayern, empfiehlt es jedem Radfahrer auf alle Fälle, einen Helm zu tragen. Eine allgemeine Helmpflicht hält sie dagegen für wenig sinnvoll.
"Wir haben die Befürchtung, was auch Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass die Anzahl der Radfahrer zurückgeht, weil viele Leute sich nicht gezwungen fühlen wollen, sondern es in der eigenen Verantwortung belassen wollen." Petra Husemann-Roew, Geschäftsführerin vom ADFC-Landesverband Bayern
Wichtiger wären laut Husemann-Roew eine bessere Infrastruktur für Radfahrer und geringere Geschwindigkeiten von Autofahrern.
Hinzu kommt, dass Autofahrer weniger umsichtig fahren könnten, weil sie sehen, dass Radfahrer durch einen Helm geschützt sind. Aber auch die Radfahrer selbst könnten sich dazu verleitet fühlen, riskanter im Straßenverkehr zu agieren.
Einsicht durch sinnvolle Werbung
Auch das bayerische Verkehrsministerium lehnt bislang eine Helmpflicht für Radfahrer ab, setzt vielmehr auf die Einsicht der Verkehrsteilnehmer. Siegfried Brockmann, Leiter Unfallforschung der Versicherer (UdV), plädiert für Aufklärungsmaßnahmen, wünscht sich aber auch Zeichen von Industrie und Tourismus.
"Am Ende muss der Helm sportlichen Chic vermitteln so wie beim Skifahren. Die Bildwelten müssen sich ändern: Die Radfirmen, die Touristikunternehmen, die Kommunen, die mit Radtourismus werben, sollten viel mehr darauf achten, dass sie Radfahrer abbilden, die einen Helm aufhaben. Und je mehr wir uns an diese Bilder gewöhnen, desto schneller fällt uns auf: Da fehlt ja was! Es ist der Helm…" Siegfried Brockmann, Leiter Unfallforschung der Versicherer
Alternative Airbag-Helm
Seit dem vergangenen Jahr gibt es im Handel auch einen sogenannten Airbag-Helm. Er liegt wie ein Schal um den Hals und kann sich im Moment eines Sturzes – erkannt durch Sensoren – aufblasen und einen Schutz für den Kopf und Nacken bilden.
Trotz des Preises von deutlich mehr als 200 Euro wird er im Fachhandel gerne nachgefragt, wie Katrin Apitz von "Radl Bauer" in München sagt: "Viele kaufen ihn wegen des Schutzes, aber auch die Optik spielt eine Rolle. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mindestens 70 Prozent der Käufer weiblich sind. Die schauen sich mit dem normalen Radlhelm im Spiegel an, finden sich schrecklich – und dann ist das eine gute Alternative."
Der ADFC hält den neuen Airbag-Helm für eine gute Lösung, weist aber darauf hin, dass er nach einmaligem Einsatz unbrauchbar wird. Zwar sei der Preis für den Helm schon deutlich gesunken, sei aber immer noch zu hoch, damit ihn jeder kaufen könne.
Helm dämpft bis zu Tempo 25
Aber egal, ob mit oder ohne Helm: Der Radfahrer im Straßenverkehr bleibt immer in Gefahr. Bei Unfällen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 Stundenkilometern kann ein Fahrradhelm eine dämpfende Wirkung haben, alles was darüber hinausgeht, ist immer lebensgefährlich.