Sich mit Corona zu infizieren, wird immer wahrscheinlicher. Kaum jemand, der nicht Betroffene kennt. Wenn das Virus einen erwischt, sollte man vorbereitet sein, denn ist man erst in Isolation, ist der Logistikaufwand deutlich höher. Manches lässt sich dann vielleicht auch gar nicht mehr verrichten - je nachdem, wie beeinträchtigend die Infektion verläuft.
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Wenn Sie erfahren haben, dass Sie positiv getestet sind, sollten Sie den Menschen, mit denen Sie in den vergangenen Tagen Kontakt hatten, persönlich Bescheid geben, denn das Gesundheitsamt kommt mit der Kontaktverfolgung nicht mehr nach.
Auch ein "milder Verlauf" kann starkes Krankheitsgefühl verursachen
Auch der oft zitierte "milde Verlauf" durch Omikron kann von heftigen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Husten, Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit, Halsschmerzen oder Geruchs- oder Geschmacksverlust begleitet werden.
Grundsätzlich bedeutet ein milder Verlauf, dass Betroffene ihre Symptome zu Hause auskurieren können. Wie schwer die Infektion verläuft, hängt unter anderem auch vom Impfstatus der Betroffenen ab.
Milder oder schwerer Verlauf?
Das Beängstigende an einer Corona-Infektion ist, dass der Verlauf nicht berechenbar ist. Deswegen machen sich viele Betroffene, die die Krankheit zu Hause auskurieren, Sorgen. Wie kann man sichergehen, dass man den Zeitpunkt nicht verpasst, einen Arzt oder gar Notarzt hinzuzuziehen? Wann wird der milde Verlauf, der auch mit starkem Krankheitsgefühl verbunden sein kann, zu einem schweren Verlauf?
"Schwere Verläufe zeichnen sich dadurch aus, dass aus medizinischer Sicht die Notwendigkeit einer Sauerstofftherapie besteht, weil die Lungenentzündung so stark ausgeprägt ist, dass der Körper nicht mehr von alleine unter Raumluft mit ausreichend Sauerstoff versorgbar ist", so Dr. Christoph Spinner im BR-Podcast. Als milde Erkrankung gilt also, wenn es weder Anzeichen für eine Lungenentzündung noch für einen Sauerstoffmangel gibt.
Mit dem Pulsoximeter die Sauerstoffsättigung des Blutes messen
Um frühzeitig feststellen zu können, ob die Lunge in Mitleidenschaft gezogen ist und schlechter arbeitet, empfehlen manche Experten ein Pulsoximeter. Denn zu Sauerstoffmangel kann es auch kommen, bevor der Patient Luftnot verspürt, die für ihn ein deutliches Warnsignal ist. Je eher dann eine Behandlung erfolgt, desto besser.
Was ist ein Pulsoximeter?
Ein Pulsoximeter kostet zwischen 20 und 30 Euro und ist zum Beispiel in der Apotheke erhältlich. Er hat die Form eines Clips, der völlig schmerzfrei an einen Finger oder ans Ohrläppchen geklemmt werden kann. Er misst die Sauerstoffsättigung im Blut und die Werte sagen aus, wie gut der oder die Messende mit Sauerstoff versorgt ist. Der Normbereich liegt zwischen 95 und 100 Prozent. Das hängt auch vom Alter und den Vorerkrankungen ab.
Sinnvoll ist es, seinen persönlichen "Normbereich" schon vor der Covid-Erkrankung oder ganz am Anfang zu überprüfen, um einen Vergleichswert zu haben. Wenn die Sauerstoffsättigung im Verlauf der Erkrankung dann auffällig absinkt, sollte man einen Arzt anrufen – vor allem, wenn schon Atemauffälligkeiten bemerkbar sind.
Die Verwendung des Geräts kann zur eigenen Beruhigung dienen, ist aber nicht immer zuverlässig und damit nicht aussagekräftig - einige Faktoren können den Messwert verfälschen, wie zum Beispiel künstliche oder lackierte Fingernägel.
Beobachten der Atemfrequenz
Aufgrund dessen sind manche Experten, wie Dr. med. Jens Geiseler, Chefarzt der Pneumologie am Klinikum Vest in Marl, der Meinung, dass das Beobachten der Atemfrequenz ein besserer Indikator für einen schweren Verlauf ist. Denn wenn die Sauerstoffkonzentration im Blut nachlässt, fangen die Betroffenen an - ohne es wahrzunehmen - schneller und tiefer zu atmen.
Gesunde Menschen atmen im Schnitt 12 bis 16 Mal pro Minute. "Die Patienten, die in der Frühphase einer solchen Lungenentzündung zu uns kommen, haben häufig eine Atemfrequenz von 22 bis 24 Zügen pro Minute, aber keine Luftnot", so Geiseler auf der Homepage der "Lungenärzte im Netz".
Deswegen sei es wichtig, wachsam zu bleiben und sich nicht in falscher Sicherheit zu wiegen, wenn die ersten Krankheits-Symptome nach einigen Tagen abgeklungen seien. Man geht davon aus, dass die Entzündungen der Lunge erst später einsetzen - oft erst am sechsten oder siebten Tag. "Wenn es dann wieder losgeht mit schnellerer Atmung, würde ich das abklären lassen", rät Geiseler.
Bei Sorgen um die Gesundheit den Arzt anrufen
Ein Pulsoximeter und das Beobachten der Atemfrequenz können zur eigenen Beruhigung beitragen. Aber letztendlich ist diese Form der Überprüfung für Laien fehleranfällig - vor allem, wenn man aufgeregt und ängstlich ist. Deshalb im Zweifel lieber den Hausarzt oder den notärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 anrufen.
Kontakt zum Hausarzt halten
Teilen Sie im Vorfeld Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin mit, dass Sie an Covid-19 erkrankt sind. Dazu rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Ob der Arzt Sie dann untersucht oder Sie telefonisch berät, ist individuell verschieden und hängt auch von Ihrem Alter und Ihren Vorerkrankungen ab. Ansonsten ist es ausreichend, dem Arzt mitzuteilen, wenn sich Ihr Zustand deutlich verschlechtert hat. Indizien können das Pulsoximeter und die Atemfrequenz liefern.
Auch wenn sich der Allgemeinzustand deutlich verschlechtert, Sie kaum das Bett verlassen können, hohes Fieber haben und dann auch noch schwer Luft bekommen und einen beschleunigten Puls haben, sollten Sie Kontakt zu Ihrem Hausarzt aufnehmen. Er kann entscheiden, ob sich Ihr Zustand durch Medikamente verbessern lässt oder ob eine Einweisung ins Krankenhaus nötig ist. Eine weitere Anlaufstelle ist der notärztliche Bereitschaftsdienst. Da dieser mancherorts allerdings hoffnungslos überlastet ist, bleibt ggf. nur, die 112 anzurufen.
Während Isolation: Kontakt zu Freunden und Familie halten
Bitten Sie Freunde oder die Familie, mit Ihnen regelmäßig telefonisch Kontakt zu halten. Diese bemerken vielleicht sogar eher, wenn sich Ihre Atmung oder Ihr Zustand verändern. Außerdem ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass jemand alarmiert ist, wenn Sie nicht zu erreichen sind, weil es Ihnen zu schlecht geht. Denn Corona ist im Krankheitsverlauf unberechenbar, ein kontrollierender Beistand - und sei es nur zur eigenen Beruhigung - deshalb Gold wert.
Fieberthermometer, Schmerzmittel und Co.
Was in jedem Fall m Haus sein sollte, ist ein Fieberthermometer, um die Körpertemperatur im Blick zu behalten. Sich auf sein Empfinden zu verlassen, ist nicht ausreichend. Manchmal fühlt man sich fiebrig, ohne Temperatur zu haben oder umgekehrt. Unbedingt nötig sind Medikamente gegen Erkältung, Halsschmerzen, Husten und Schnupfen - und natürlich ausreichend Schnelltests und Masken, wenn man nicht alleine lebt.
In die Hausapotheke gehören auch eine Wund- und Heilsalbe, falls Sie sich die Nase wundgeputzt haben, Tropfen gegen trockene Augen, Kühlpacks zur Linderung von Kopfschmerzen oder zur Senkung des Fiebers und ausreichend Taschentücher. Erkundigen Sie sich in Ihrer Apotheke, ob diese einen Lieferdienst anbietet, falls doch etwas fehlen sollte. Manchmal werden Medikamente auch erst während des Krankheitsverlaufs verschrieben.
Krankenhauseinweisung: für den Fall der Fälle
Auch wenn der Großteil der Omikron-Fälle nicht zu einer Krankenhauseinweisung führen, ist es ratsam, eine gepackte Tasche parat zu haben mit dem, was man bei einer Krankenhauseinweisung so braucht: Bademantel, Schlappen, Nachtwäsche, Unterwäsche, Kulturbeutel, die eigenen Medikamente, Krankenkassenkarte, ein bisschen Geld ... Wenn es einem so schlecht geht, dass man den Notarzt anruft, hat man weder Kraft noch den Kopf dafür, diese Dinge noch zusammenzusuchen.
Nachbarschaftshilfe bei Müll und Briefkasten
Es sind die banalen Dinge, an die man häufig gar nicht denkt: Wer bringt den stinkenden Müll runter, wer leert den überquellenden Briefkasten? Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn, ob diese ab und an den Müll, den Sie vor die Tür stellen, entsorgen können. Legen Sie den Briefkastenschlüssel unter die Fußmatte, sodass sie die Post aus dem Kasten vor Ihre Tür legen können.
Adressen von Lieferdiensten vorbereiten
Bevor man sich die Schränke mit allen möglichen Vorräten vollstopft, empfiehlt es sich, auch eine Liste von Lebensmittel-Lieferdiensten zu machen, bei denen man auch vorab bezahlen kann, um einen persönlichen Kontakt durch das Bezahlen an der Haustür zu vermeiden. Das Gleiche gilt für Pizzadienste etc. Vielleicht bieten sich auch Freunde oder Nachbarn an, regelmäßig Einkäufe vor der Tür abzustellen.
Welche Lebensmittel und Vorräte sollte man im Haus haben?
Darüber hinaus empfiehlt es sich, ein Vorrat an länger haltbaren Lebensmitteln wie Reis, Nudeln, Pesto-Saucen, Dosensuppen, Fertiggerichten oder Tiefkühlware wie Pizzen oder Obst anzulegen - eben alles, was schnell geht in der Zubereitung. Bauen Sie aber nicht darauf, dass Sie in jedem Fall in der Verfassung sind, ein Süppchen zu kochen. Wenn Sie so angeschlagen sind, dass Ihnen selbst das zu viel wird, muss es ohne jegliche Zubereitung gehen.
Manche schwören aus alten Studententagen auf kalte Ravioli. Aber auch Babygläschen, Müsli oder Müsliriegel, Kekse, Reiswaffeln, lang haltbares Vollkornbrot oder alles andere, bei dem der Aufwand sich auf das Öffnen der Packung beschränkt, ist hilfreich. Das trifft vor allem diejenigen, die alleine leben. Bei einer erkrankten Familie kann man zumindest hoffen, dass es nicht alle gleich schwer erwischt.
Sorgen Sie auch für ausreichend Getränke. Gerade wer stark an Husten leidet, wird viel trinken müssen. Wer nicht nur Wasser trinken möchte, sollte sich Schorlen oder Tees besorgen. Gerade warmer Tee tut bei Husten besonders gut. Und natürlich nicht zu vergessen: Toilettenpapier und Hygieneartikel. Hamstern ist allerdings nicht notwendig - Sie müssen ja nur eine begrenzte Zeit überstehen.
Was tun, wenn Angst und Einsamkeit überhandnehmen?
Vor allem Menschen, die eine Erkrankungssituation alleine durchleben müssen, können unter der Angst und Einsamkeit leiden. Die Belastung kann so groß werden, dass man sie alleine nicht mehr stemmen kann. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Nöte Bekannten und Freunden mitzuteilen oder die Telefonseelsorge unter 0800/1110111 anzurufen.
Was tun mit dem Haustier?
Gerade das Gassigehen mit dem Hund wird zum Problem. Man darf die Wohnung nicht verlassen, selbst wenn es einem gut geht. Sprechen Sie sich deshalb rechtzeitig mit anderen Hundehaltern ab, wer im Fall der Fälle mit Ihrem Hund Gassi gehen könnte.
Wenn es Ihnen darüber hinaus sehr schlecht gehen sollte, klären Sie, wer Ihr Haustier für die Zeit beherbergen könnte. Im schlimmsten Fall sollten Sie Adressen von Tierpensionen parat haben.
Kann man verhindern, dass Familienmitglieder sich anstecken?
Um zu verhindern, dass andere Familienmitglieder sich anstecken, gehört ein wenig Disziplin bei folgenden Maßnahmen: konsequentes Tragen einer FFP-2 Maske, Trennung von Tisch und Bett, regelmäßiges Lüften der Räume und Hygienemaßnahmen. Das lässt sich mit Kleinkindern allerdings kaum realisieren. Sie brauchen Zuwendung.
Die Wohnung im Griff haben
Die Twitter-Userin @Symposiarchin schildert in einen Thread, wie sie ihre Covid-Erkrankung erlebt hat und welche Erfahrungen sie in dieser Zeit gesammelt hat. Einer ihrer Tipps: Bringen Sie die Wohnung rechtzeitig in einen Zustand, den Sie zwei Wochen oder mehr ertragen können.
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