Bald könnte El Niño zu Ende gehen. Das Meeresströmungsphänomen hatte sich vor knapp einem Jahr entwickelt und vielerorts für Temperaturrekorde, zusätzlich zum Klimawandel geführt. Die Weltwetterorganisation (WMO) prognostiziert nun, dass bald La Niña folgen könnte. Beide Phänomene gehören zum Zirkulationssystem "El Niño - Southern Oscillation"(ENSO) - haben aber unterschiedliche Auswirkungen auf das Wetter weltweit.
Seit knapp einem Jahr hatte El Niño die Meeresströmungen verändert
ENSO ist ein Zirkulationssystem, das sich im Bereich des tropischen Pazifiks zwischen dem Ozean und der Atmosphäre abspielt. Es kann die globale atmosphärische Zirkulation verändern, die die Temperatur und den Niederschlag auf der ganzen Welt beeinflusst. ENSO gibt es in drei Zuständen: El Niña, La Niña und ein dritter Zustand, der als neutral bezeichnet wird.
El Niño beeinflusst das Wetter weltweit seit Juni 2023. Generell wirkt sich das Phänomen am stärksten auf südamerikanische Länder wie Kolumbien oder Peru aus. Es sorgt für Hitze und Verwüstung: Das Wasser im Westpazifik kühlt ab und drängt warmes Wasser vor die Küste Südamerikas. El Niño dauert normalerweise knapp ein Jahr. Im Durchschnitt tritt es alle vier Jahre auf. Aber: der Einfluss von El Niño ist inzwischen abgeflaut.
Die Wahrscheinlichkeit von La Niña steigt in den kommenden Monaten
Denn seit Mitte August sind die Wetterbedingungen über dem tropischen Pazifik in einem neutralen Zustand: also weder El Niño, noch La Niña. Nach den Berechnungen der WMO könnte bald La Niña beginnen. Wie sicher ist das?
Von Oktober bis Februar steigt die Wahrscheinlichkeit auf 60 Prozent, dass La Niña startet. Prof. Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Meteorologie und Klimaforschung: "Die Berechnungen beruhen auf statistischen Verfahren und Vorhersagemodellen, die die Entwicklung des Atmosphäre-Ozean-Systems auf dem Globus für bis zu neun Monaten vorhersagen. Sie haben in der Vergangenheit recht verlässliche Ergebnisse sowohl für El Niño-, als auch für La Niña-Vorhersagen erzielt.“
Welche Wetter-Auswirkungen verursacht La Niña?
Das Meeresströmungsphänomen La Niña entwickelt sich hauptsächlich im tropischen Pazifik. Dort kühlen die Meeresoberflächentemperaturen ab. Dabei verändern sich u.a. Winde und Niederschläge. Besonders zu Beginn müssten zum Beispiel der äußerste Norden Südamerikas und Mittelamerika mit überdurchschnittlich viel Regen rechnen.
Aber: Es geht hierbei um eine Tendenz, nicht um eine sichere Vorhersage. Thomas Birner vom Meteorologischen Institut der LMU München: "Was dann das Wetter in der jeweiligen Woche tatsächlich macht, hängt noch von ganz vielen anderen Faktoren ab. Und da ist La Niña nur ein Faktor unter vielen anderen." Auf dem Globus führt La Niña generell zu etwas kühleren Verhältnissen.
La Niña wirkt sich fast nicht auf Bayern aus – bis auf eine leichte Tendenz
Schwieriger ist es, eine sichere Vorhersage speziell für das Wetter in Europa und Bayern zu treffen. Denn der Effekt von La Niña auf das Wetter in Europa ist sehr klein. Vorsichtige Vorhersagen sehen eine leichte Tendenz, dass es im frühen Winter zu einem Hochdruckgebiet über dem Ostatlantik in Richtung Großbritannien kommen könnte.
"Und wenn Hochdruckwetterlagen entstehen, dann wird es tendenziell eher kälter im Winter. Aber es ist wirklich eine leichte Tendenz. Die Bürgerinnen und Bürger werden das vermutlich gar nicht spüren", sagt Thomas Birner. Aber: Hat die leichte globale Abkühlung durch La Niña entscheidenden Einfluss auf den Klimawandel?
La Niña verhindert nicht den Klimawandel
Der Klimawandel ist eine vom Menschen verursachte Erwärmung der Erde durch den erhöhten CO2-Ausstoß. La Niña ist aber eine natürliche Klimaschwankung.
Thomas Birner: "Diese Klimaschwankung sorgt nur dafür, dass die globale Erwärmung nicht ganz so heftig ist. Aber dann, wenn La Niña wieder vorbei ist, geht der Klimawandel so weiter wie vorher."
Im Video: El Niño und La Niña – Wetteranomalien mit weltweiten Folgen
Dieser Artikel ist erstmals am 20.09.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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