Tests auf das Coronavirus Antigen-Schnelltest vor Weihnachten?
Im Kampf gegen das Coronavirus nehmen die Antigen-Schnelltests eine größer werdende Rolle ein. Sie werden in Altenheimen und Krankenhäusern eingesetzt, immer mehr Teststationen und auch Hausarztpraxen bieten sie an. Besonders im Hinblick auf die bevorstehenden Weihnachtstage wollen viele Menschen die Schnelltests nutzen. Doch sind sie ein Freifahrtschein für ein frohes Fest in Corona-Zeiten?
Vom 23. bis 26. Dezember sollen die Menschen nach Willen der Staatsregierung in Bayern ein möglichst normales Weihnachten feiern können: Bis zu zehn Personen aus mehreren Haushalten dürfen sich treffen. Doch viele Menschen im Freistaat möchten auf Nummer sicher gehen, bevor sie Eltern oder Großeltern besuchen – und buchen kurz vor den Feiertagen einen Antigen-Schnelltest.
„Die Nachfrage ist enorm“, berichtet etwa der Allgemeinarzt Oliver Abbushi. In seiner Praxis in Oberhaching bietet er am 23. und 24. sowie auch vor Silvester Antigen-Schnelltests an. Knapp 40 Euro kostet das den Patienten.
Antigen-Schnelltest: Ergebnis nach wenigen Minuten
Für den Antigen-Schnelltest wird zunächst mit einem Stäbchen ein Abstrich aus dem Nasenrachenraum genommen. Wie auch die im Labor ausgewerteten PCR-Tests weisen die Antigen-Tests den Erreger von SARS-CoV-2 nach. Der Unterschied: PCR-Tests suchen nach der viralen RNA, also dem Erbmaterial des Virus. Antigentests dagegen suchen nach Eiweiß-Fragmenten des Virus.
Der Abstrich wird direkt vor Ort auf einen Testreifen mit Antikörpern gegeben. Sind genug Antigene vorhanden, binden sie sich an die Antikörper – der Teststreifen verfärbt sich. Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Nach 15 Minuten liegt ein Ergebnis vor.
Wie zuverlässig sind die Schnelltests?
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) listet auf seiner Homepage derzeit knapp 300 Antigen-Tests auf, die in Deutschland verwendet werden. Am Universitätsklinikum Augsburg haben Forscher mehr als 2.500 Menschen mit Schnelltests im Vergleich zu PCR-Tests untersucht. Es zeigte sich: Die Sensitivität der Tests, also die Nachweisrate von Infizierten, war verglichen mit den Ergebnissen der PCR-Tests geringer.
"Dabei kam raus, dass wir insgesamt nur circa zwei Drittel der positiven Patienten mit den Schnelltests tatsächlich identifizieren. Wir übersehen ein Drittel der positiven Patienten."
Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Direktor des Instituts für Labormedizin und Mikrobiologie, Universitätsklinikum Augsburg
Bei Patienten ohne Symptome sei die Sensitivität noch niedriger gewesen.
Weltweit validieren und untersuchen Forscher die Antigen-Schnelltests. Manche Studien zeigen teils ähnliche Werte wie die der Augsburger Forscher, teils aber auch deutlich höhere Nachweisraten. Virologe Hoffmann jedenfalls rät zur Vorsicht. Schnelltests seien kein Freifahrtschein:
"Ein negativer Antigen-Schnelltest sagt nicht mit Sicherheit, dass ich nicht mit SARS-CoV-2 infiziert bin und keine Covid-19-Erkrankung habe."
Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Direktor des Instituts für Labormedizin und Mikrobiologie, Universitätsklinikum Augsburg
Der Virologe spricht sich deswegen weiterhin für Abstand halten, Mund-Nase-Masken und Hygiene aus.
Schnelltests im Altenheim für Besucher
Gute Erfahrungen mit Antigen-Schnelltests hat das Nürnbergstift gemacht. Schon seit Monaten werden in seinen Altenheimen diese Schnelltests gemacht. Der Aufwand sei zwar groß, aber im Nachgang lohne es sich, erklärt Gerhard Jaksch, Einrichtungsleiter des August-Meier-Heims.
Ärzte haben die Pflegefachkräfte schon vor Monaten geschult, sodass diese Antigen-Schnelltests machen können: bei den Bewohnern, Mitarbeitern und Besuchern. Da Nürnberg ein Corona-Hotspot ist, sind die Tests mittlerweile Pflicht für Besucher. Im August-Meier-Heim ist das für die Besucher kostenlos. Und die Schutzmaßnahmen reichen noch weiter: FFP2-Masken und einen Schutzkittel müssen die Besucher des August-Meier-Heims tragen. Ein generelles Besuchsverbot wie noch im Frühjahr will das Nürnbergstift dadurch verhindern.
Testen statt tanzen: Schnelltest-Station im geschlossenen Klub
Derzeit öffnen immer mehr Stationen und Zentren für Antigen- Schnelltests. So auch im seit Monaten geschlossenen Klub „Pacha“ in München. Die Klub-Betreiber Alexander und Veronika Spierer kooperieren dabei mit dem Rettungsdienst Aicher Ambulanz, der den medizinischen Teil übernimmt.
Für 39 Euro können Termine online gebucht werden, vor Ort läuft alles kontaktlos per Handy und QR-Codes ab. Veranstalter wie das Ehepaar Spierer setzen große Hoffnungen in die Antigen-Tests.
"Wir würden wahnsinnig gerne unseren ursprünglichen Job wieder ausüben und den Leuten das Feiern ermöglichen. Erst die Leute zu testen und dann feiern zu lassen, das ist unser Wunschdenken. Und wir hoffen, dazu irgendwann die Möglichkeit zu bekommen."
Veronika Spierer, Schnelltest-Zentrum, München Maximiliansplatz
Doch Experten wie der Augsburger Virologe Reinhard Hoffmann haben da große Bedenken.
"Eine Lösung für das Problem ist es nicht. Sie werden trotz dieser Schnelltests infizierte Menschen in den Veranstaltungsraum reinlassen."
Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Direktor des Instituts für Labormedizin und Mikrobiologie, Universitätsklinikum Augsburg
Es würden zwar weniger Menschen sein, trotzdem werde die Gefahr nicht gebannt.