BR Fernsehen - Wir in Bayern


11

Ernährung Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel

In Apotheken, Supermärkten und im Internet werden verschiedenste Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Doch bringen diese Präparate auch wirklich etwas? Oder schaden sie gar der Gesundheit? Ernährungsexpertin Jutta Löbert nimmt gängige Nahrungsergänzungspräparate unter die Lupe.

Stand: 15.01.2021

Symbilbild: Vitamin-C-Kapsel und Zitrone | Bild: picture-alliance/dpa/Zoonar | JIRI HERA

Viele Deutsche nehmen regelmäßig Vitamine in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich, um ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Die Mittel werden mit vielfältigen Versprechen für die Gesundheit beworben. Was Viele jedoch nicht wissen: Nahrungsergänzungsmittel werden von Seiten der Behörden weder auf ihre Wirksamkeit, noch auf ihre Sicherheit geprüft, da sie als Lebensmittel und nicht als Medikamente gelten. Vor allem bei Überdosierung, in Wechselwirkung mit bestimmten Medikamenten oder bei einigen Vorerkrankungen, können Nahrungsergänzungsmittel ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen.

Vitamin C (Ascorbinsäure)

  • Aufgaben: Vitamin C wirkt antioxidativ, d. h. es schützt den Körper vor schädlichen Angriffen freier Radikale und kann so das Risiko für z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Zudem ist es wichtig für den Aufbau von Knorpeln, Knochen und Bindegewebe. Außerdem fördert es die Aufnahme von Eisen aus der Nahrung.
  • Empfohlene Tagesdosis für Erwachsene: Männer: 110 mg / Tag; Frauen 95 mg / Tag. Raucher sollten mehr Vitamin C aufnehmen: Männer: 155 mg / Tag; Frauen 135 mg / Tag.
  • Bei Mangel: Müdigkeit, Infektionsanfälligkeit, schlechte Wundheilung, Eisenmangel, Muskelschwäche. Die klassische Mangelerkrankung "Skorbut" kommt hierzulande so gut wie nicht mehr vor, da sie bereits durch die tägliche Aufnahme von 10 mg Vitamin C verhindert wird.
  • Vitamin C als Nahrungsergänzungsmittel: Vitamin C als Nahrungsergänzungsmittel ist unnötig, da sich der Vitamin-C-Bedarf mit täglich ca. 200 g Obst gut decken lässt.
  • Überdosierung: Da Vitamin C wasserlöslich ist, wird überschüssiges Vitamin C ausgeschieden. Eine Überdosierung kann zu Blähungen und Durchfall führen. Zudem besteht der Verdacht, dass eine Überdosierung Nieren- und Blasensteine begünstigen kann.
  • Natürliche Quellen: U. a. Paprika, Brokkoli, schwarze Johannisbeeren, Zitrusfrüchte und Kartoffeln

Tipp: Vitamin C ist sehr hitzeempfindlich. Essen Sie daher regelmäßig Obst und Gemüse als Rohkost, am besten mit Schale, da unter der Schale besonders viel Vitamin C steckt.

Achtung

Patienten, die an Hämochromatose (erblich bedingte Eisenspeicherkrankheit) leiden, sollten täglich maximal 500 mg Vitamin C zu sich nehmen und eisenhaltige Nahrung (z. B. Fleisch) nicht gemeinsam mit Vitamin C zu sich nehmen (2 Stunden Abstand).

Vitamin B12 (Cobalamin)

  • Aufgaben: wichtig für die Blutbildung, die Zellteilung sowie für das Nervensystem
  • Empfohlene Tagesdosis für Erwachsene: 4 µg / Tag
  • Bei Mangel: U. a. Blutarmut, Haarausfall, depressive Verstimmung, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörung, Muskelschwäche
  • Vitamin B12 als Nahrungsergänzungsmittel: Vitamin B12 als Nahrungsergänzungsmittel ist für Veganer sinnvoll, da sie das Vitamin nicht über die Nahrung (tierische Produkte) zu sich nehmen.
  • Überdosierung: Bei Gesunden besteht in der Regel nicht die Gefahr einer Überdosierung, da überschüssiges Vitamin B12 über die Nieren ausgeschieden wird. Bei einigen Krankheiten kann es jedoch zu einer Überdosierung kommen, z. B. Lebermetastasen, Leberentzündung oder Leukämie.
  • Natürliche Quellen: Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte

Vitamin D

  • Aufgaben: Reguliert das Gleichgewicht der Mineralstoffe Kalzium und Phosphor (wichtig für Knochen und Zähne) und steigert die Einlagerung der Mineralstoffe in den Knochen
  • Empfohlene Tagesdosis für Erwachsene: 20 µg
  • bei Mangel: Rachitis, Knochenerweichung, Muskelschwäche, erhöhte Infektanfälligkeit
  • Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel: Bei ausreichender Sonnenbestrahlung kann der Körper den Großteil des benötigten Vitamins (80 bis 90 Prozent) selbst in der Haut produzieren. Die Ernährung hat mit etwa 10 bis 20 Prozent nur einen relativ geringen Anteil an der Versorgung mit Vitamin D.
  • Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten (also eine zusätzliche Zufuhr über die Ernährung hinaus) wird empfohlen, wenn eine unzureichende Versorgung nachgewiesen wurde und eine gezielte Verbesserung der Versorgung weder durch die Ernährung, noch durch die körpereigene Vitamin-D-Bildung durch Sonnenbestrahlung zu erreichen ist.

Vitamin D als Nahrungsergänzung kann daher sinnvoll sein bei:

  • Personen über 65 Jahren, da die Fähigkeit, Vitamin D zu bilden, mit dem Alter abnimmt. Ältere Menschen halten sich zudem weniger im Freien auf.
  • Kindern, die streng vegan aufwachsen.
  • chronischen Krankheiten, z. B. Erkrankungen des Darmes, der Leber oder der Nieren

Aber: Eine unkontrollierte Einnahme von Vitamin D-Präparaten sollte unbedingt vermieden werden, denn Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das sich im Körper anreichert.

  • Überdosierung: Schwäche, Übelkeit, Erbrechen, Nierenschäden
  • Natürliche Quellen: Steinpilze, Morcheln, Pfifferlinge, Lachs, Hering, Rind, Leber, Ei

Folat

  • Aufgaben: wichtig u. a. für Zellteilung, Zellneubildung und Blutbildung
  • Empfohlene Tagesdosis für Erwachsene: 300 µg
  • bei Mangel: Blutarmut; In der Schwangerschaft kann ein Mangel zudem zu schweren Komplikationen (Fehl- oder Frühgeburt sowie Neuralrohrdefekte beim Kind) führen.
  • Folat als Nahrungsergänzungsmittel Diese Vitamin B-Verbindung wird insbesondere Schwangeren empfohlen, da diese haben einen erhöhten Folatbedarf von 600 μg / Tag haben.

Für die Allgemeinbevölkerung hingegen ist die Einnahme von Präparaten nur empfehlenswert, wenn eine unzureichende Versorgung medizinisch nachgewiesen wurde.

  • Überdosierung: Bei einer hohen Zufuhr von Folat aus natürlichen Lebensmitteln sind keine negativen gesundheitlichen Folgen beobachtet worden.
  • Natürliche Quellen: Gemüse (Salat, Tomaten, Spargel, Kohl), Hülsenfrüchte: (z. B. Sojabohnen, Erbsen), Weizenkleie, Vollkornprodukte, Eigelb und Leber

Fazit

Grundsätzlich sind die meisten Menschen in Deutschland ausreichend mit Vitaminen versorgt. Über die Nahrung sind nahezu keine Überdosierungen möglich, durch isolierte Nährstoffe hingegen schon. Eine Überdosierung durch Nahrungsergänzungsmittel kann zu gesundheitlichen Schäden führen. Bislang gibt es keine gesetzlich geregelten Höchstmengen für Mikronährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln. Es gibt zwar gesetzliche Vorgaben für die Inhaltsstoffe und die Kennzeichnung, aber nicht zu Mindest- oder Höchstmengen.
Bei bestimmten Krankheiten oder Lebensumständen können Nahrungsergänzungsmittel, in Absprache mit dem behandelnden Arzt, sinnvoll sein, z. B. bei Schwangeren mit erhöhtem Folatbedarf oder bei oder Veganern, die unter Vitamin B-12-Mangel leiden.


11