Der Riesenstern Beteigeuze wird eines Tages als Supernova explodieren - aber in dieser Darstellung ist er erst einmal von Staub verdeckt.
Bildrechte: NASA, ESA, und E. Wheatley (STScI)
Bildbeitrag

Der Riesenstern Beteigeuze wird eines Tages als Supernova explodieren - aber in dieser Darstellung ist er erst einmal von Staub verdeckt.

Bildbeitrag
> Wissen >

Beteigeuze: Wettersatellit beobachtet "Große Verdunkelung"

Beteigeuze: Wettersatellit beobachtet "Große Verdunkelung"

Der Riesenstern Beteigeuze ist immer noch nicht als Supernova explodiert. Mysteriös ist aber weiterhin, warum er eine Zeitlang deutlich an Helligkeit verloren hatte. Könnte ein irdischer Wettersatellit zur Lösung des Rätsels beitragen?

Noch prangt Beteigeuze als linke Schulter des Sternbilds Orion oben am Nachthimmel. Doch jeden Tag könnte der Riesenstern als Supernova explodieren und für ein Spektakel sondergleichen sorgen. Kein Wunder, dass Beteigeuze Ende 2019/Anfang 2020 für Aufmerksamkeit sorgte: Damals verlor der Stern sichtbar an Helligkeit. War diese "Große Verdunkelung" gar der Anfang vom Ende?

Inzwischen hat Beteigeuze seine ursprüngliche Helligkeit längst wieder erlangt, doch sein vorübergehender Schwächeanfall liefert weiterhin Anlass für Spekulationen.

Wie praktisch, dass ein japanischer Wettersatellit namens Himawari-8 über Jahre hinweg nicht nur die Erde im Blick hatte, sondern immer wieder auch zufällig den weit entfernten Stern Beteigeuze. Denn ein japanisches Forscherteam hat nun die Daten dieses unfreiwilligen Weltraumteleskops ausgewertet und kann damit zur Lösung des Rätsels der Verdunkelung beitragen. Ihre Studie erscheint im Fachmagazin "Nature Astronomy".

Irdischer Wettersatellit beobachtet potenzielle Supernova Beteigeuze

Beteigeuze befindet sich rund 724 Lichtjahre entfernt im Sternbild Orion und ist quasi fast am Ende: Er hat allen Brennstoff in seinem Inneren verbrannt und sich zu einem roten Riesenstern aufgebläht. Tagtäglich könnte er als Supernova explodieren. Und das würden wir wohl alle mitbekommen: Denn Beteigeuze ist der Erde so nahe, dass die frisch explodierte Supernova wohl auch am Taghimmel sichtbar wäre. Es ist schon sehr lange her, dass das letzte Mal in irdischer Nähe eine Supernova explodiert ist. Eine wurde im Jahr 1604 von Johannes Kepler beobachtet, der gleich ein ganzes Buch darüber schrieb.

Dass die Verdunkelung Beteigeuzes das Interesse von Astronominnen und Astronomen weltweit wecken würde, galt somit als ausgemacht. Auch wenn man sich schnell einig war, dass eine Verdunkelung nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Explosion hindeuten würde, war der Grund für den Helligkeitsabfall doch erst einmal mysteriös. Wen so ein kleines astronomisches Rätsel normalerweise nicht interessiert, sind Wettersatelliten. Denn die Messgeräte dieser Satelliten sind auf die Erde gerichtet.

Das ist auch beim japanischen Wettersatelliten Himawari-8 ("Sonnenblume" auf Japanisch) der Fall, der seit 2015 die Erde auf einer geostationären Umlaufbahn umkreist und alle zehn Minuten ein Bild macht. Mit nur einer Aufnahme bekommt er dabei nicht nur die gesamte Erdscheibe aufs Bild, sondern manchmal auch Sterne.

So konnten Forschende um Daisuke Taniguchi von der Universität Tokio über einen Zeitraum von 4,5 Jahren Daten des Lichts von Beteigeuze im optischen und Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums auswerten: etwa alle 1,72 Tage war der Riesenstern mit im Bild. Der Zeitraum deckte auch die rund sechs Monate ab, in denen Beteigeuze merklich dunkler erschien.

Die "Große Verdunkelung" von Beteigeuze: kälter und staubiger als sonst

Der Wettersatellit diente somit als eine Art Weltraumteleskop: An den Daten konnte das Team um Taniguchi nicht nur die "Große Verdunkelung" im sichtbaren Bereich beobachten. Vor allem der Infrarotbereich lieferte wertvolle Informationen über gegebenenfalls vorhandenen Staub in der unmittelbaren Nähe von Beteigeuze, der ebenfalls zu seinem Helligkeitsverlust beigetragen haben könnte.

Daraus konnte das Forscherteam schließen, was die "Große Verdunkelung" von Beteigeuze auslöste: Es war wohl eine Kombination aus einem Abfall seiner Oberflächentemperatur um rund 140 Grad Celsius, gefolgt von kondensierendem Staub aus dem warmen Gas in seiner Umgebung. Dieser Befund passt auch zu anderen Forschungsergebnissen, die zu ähnlichen Schlüssen kommen: Beteigeuze wurde kälter und somit dunkler, und der Staub in seiner Umgebung sorgte von der Erde aus gesehen für einen zusätzlichen Abfall in der Helligkeit.

Was ebenfalls interessant sein dürfte: Gerade im infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums sind astronomische Teleskope eher Mangelware, da sich Infrarotlicht nicht von der Erde aus beobachten lässt. Wettersatelliten wie Himawari-8 hingegen verfügen oft über Infrarotinstrumente, um damit beispielsweise Wasser in der Erdatmosphäre zu untersuchen. In der Erdumlaufbahn gibt es sehr viel mehr Wettersatelliten als Infrarotteleskope – und diese können uns offenbar wertvolle Erkenntnisse über das Weltall liefern.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!