Blick auf die historische Altstadt von Lohr am Main und die Stadtpfarrkirche St. Michael
Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Martin Moxter

Blick auf die historische Altstadt von Lohr am Main und die Stadtpfarrkirche St. Michael

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

14-Jähriger in Lohr getötet – Pfarrer: Jugendliche wollen beten

Nach dem gewaltsamen Tod eines 14-Jährigen in Lohr am Main ist der Seelsorgebedarf in der unterfränkischen Stadt groß. Pfarrer Sven Johannsen zufolge war es für zahlreiche Jugendliche ein Anliegen, gemeinsam für das Opfer zu beten.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

In Lohr am Main ist der Seelsorgebedarf nach dem gewaltsamen Tod eines 14-Jährigen dem örtlichen katholischen Pfarrer Sven Johannsen zufolge groß. "Mich hat es sehr berührt, gestern mit Jugendlichen ein Vaterunser zu beten, die nicht mehr wirklich textsicher waren, aber für die es ein großes Anliegen war, zu beten", sagte der Geistliche. Wie das Bistum Würzburg mitteilte, waren Johannsen zufolge am Sonntag die Seelsorgerinnen und Seelsorger aus dem Pastoralen Raum Lohr am Main den ganzen Tag über am Schulzentrum und in der Stadtpfarrkirche.

Die Frage nach dem Warum

Dem Geistlichen zufolge stünden aktuell Fragen im Raum wie etwa "Warum hat Gott das nicht verhindert?" und "Wo war er?". Der Geistliche sagte: "Es kann keine einfachen Antworten und theologische Theodizee-Erklärungen (der altgriechische Begriff Theodizee bedeutet übersetzt "Gerechtigkeit Gottes" oder "Rechtfertigung Gottes") geben".

Lehrer und Schüler gedenken 14-jährigem Mitschüler

"Ich sehe unsere Stärke darin, der Sprachlosigkeit, von der viele Menschen im Augenblick betroffen sind, Worte zu geben", erklärte Johannsen. Die Tötung werde in diversen anstehenden Schulgottesdiensten aufgegriffen werden. "Mit der Mittelschule, in der beide Schüler waren, werden wir am Ende der Woche eine eigene Feier gestalten, um die Schule wieder als Ort des Lebens zurückzuholen. Wir sind im Augenblick Wegbegleiter, Ansprechpartner, Zuhörer, Helfer beim Beten, Kollegen und Mittrauernde."

Krisennetzwerk hilft nach Gewalttat in Lohr am Main

Vier Tage nach der Bluttat in Lohr am Main verzeichnet das Krisennetzwerk Unterfranken die ersten Anrufe von Schülern und Eltern auf der Suche nach psychologischer Unterstützung. Das hat die Ärztliche Leiterin Simona Kralik am Dienstag im Gespräch mit BR24 gesagt. Demnach habe das Team des Krisennetzwerks damit gerechnet, dass die Anfragen erst einige Tage nach der Gewalttat kommen. Am Anfang sei es "erstmal ein Schock für alle, wie eine Betäubung", so Simona Kralik. "Die Menschen brauchen eine gewisse Zeit, so dass die Fragen, wie soll ich damit umgehen, und auch die Ängste häufig erst einige Tage danach kommen."

Psychiatrisches Fachpersonal gibt Tipps und Ratschläge

Auch in der Ambulanz des Bezirkskrankenhauses Lohr, wo die telefonische Leitstelle des organisatorisch unabhängigen Krisennetzwerks untergebracht ist, gebe es erste Anfragen. Wichtig sei es zunächst, ein Gesprächsangebot zu machen und festzustellen, was der oder die Hilfesuchende braucht. Nur in seltenen Fällen sei medizinische Hilfe oder ein stationärer Klinikaufenthalt notwendig, so Simona Kralik. Zumeist könne das Fachpersonal des Netzwerks betroffenen Jugendlichen bereits durch Gespräche helfen und ratlosen Eltern wichtige Tipps zum Umgang mit ihren Kindern geben. Im Bedarfsfall schicke man nach einem telefonischen Hilferuf auch ein mobiles Einsatzteam vor Ort.

Erreichbar ist das Krisennetzwerk Unterfranken rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0800-6553000. Das Angebot ist kostenlos.

Trauergottesdienst am Dienstagnachmittag

In der Stadtpfarrkirche in Lohr am Main findet am Dienstag um 16.15 Uhr ein Requiem für den 14 Jahre alten Schüler statt, der Opfer des Gewaltverbrechens wurde. Der Trauer-Gottesdienst ist öffentlich. Der Lohrer Stadtpfarrer Sven Johannsen erwartet neben der Familie zahlreiche Freunde, Bekannte und Mitschüler des 14-Jährigen. Im Anschluss an den Gottesdienst soll der Jugendliche am Lohrer Friedhof verabschiedet werden. Die Beisetzung findet nach Angaben von Pfarrer Johannsen voraussichtlich in den kommenden Tagen statt, in welchem Rahmen war bislang noch nicht bekannt.

Tödlicher Schuss auf dem Schulzentrum

Vergangenen Freitag hatte sich laut Polizei ein 15-Jähriger am Nachmittag bei der Polizei in Lohr gemeldet. Er sagte, ein Freund habe einen Jugendlichen auf dem Gelände des Schulzentrums getötet. Als eine Polizei-Streife dort hingefahren sei, fand sie einen leblosen 14-Jährigen. Der Jugendliche sei einer Schussverletzung erlegen. Das habe die Obduktion ergeben. Die Beamten nahmen später einen ebenfalls 14-Jährigen fest. Er steht demnach unter dringendem Mordverdacht und befindet sich in Untersuchungshaft. In der Wohnung des Tatverdächtigen wurde laut Polizei eine mögliche Tatwaffe gefunden. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar.

Mit Material von KNA

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!