Es sind die goldenen Zeiten der Quelle: In den 1960er Jahren verschickt der Versandhändler aus Franken über sechs Millionen Kataloge in die westdeutschen Haushalte. Anfang der 1980er Jahre sind bei dem Unternehmen 14.000 Menschen in der Region beschäftigt. Rund um die Uhr werden täglich Hunderttausende Pakete verschickt. Auch in den letzten Jahren des Unternehmens macht Quelle immer noch den größten Umsatz aus dem gedruckten Katalog.
2009 ist Quelle pleite
Ab 2000 beginnt Quelle mit einem eigenen Online-Portal und wird zum drittgrößten Online-Händler in Deutschland – nach Amazon und Ebay. 2007 gehen 40 Prozent aller Bestellungen über das Internet ein. Doch auch das kann den Untergang des Unternehmens nicht aufhalten. Bis zum Schluss dominiert die Hoffnung, das Versandhaus könne durch einen Investor gerettet und fortgeführt werden. Doch dann springt der letzte Interessent ab. 2009 ist die Quelle insolvent.
Was wird aus dem Quelle-Areal?
2015 geht das 250.000 Quadratmeter große Areal für 16,8 Mio. Euro an den portugiesischen Immobilienkonzern Sonae Sierra. Ein Einkaufszentrum, Büros, Wohnungen – das ist der Plan von Sonae Sierra. Doch bis heute hat sich nicht viel getan. Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich erklärte im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk, dass Sonae Sierra zwar auf der Suche nach Investoren sei, die Firma gebe nach seinen Angaben auch viel Geld für Planungskonzepte aus, doch bisher liegt kein Bauantrag vor. Dieser war der Stadt eigentlich für spätestens Weihnachten 2016 versprochen worden.
"Bei Sonae Sierra wird zwar unserem Eindruck nach sehr aktiv an einem Planungskonzept gearbeitet. Sie geben uns auch immer mal wieder Wasserstandsmeldungen ab. Wann aber ein Bauantrag vorliegen wird, da bin ich inzwischen sehr vorsichtig geworden." Daniel Ulrich, Baureferent der Stadt Nürnberg
"Dem Gebäude geht's gut"
Von der Stadt vorgegeben ist auf jeden Fall eine Mischnutzung. Dabei darf das geplante Einkaufszentrum auf dem 250.000 Quadratmeter großen Areal allerdings nur knapp 20.000 Quadratmeter ausmachen – so viel wie das alte Quelle-Kaufhaus hatte, sonst würde der Einzelhandel in der Stadt leiden. Ursprünglich hatten die Portugiesen von einer Eröffnung 2019 gesprochen, doch dieser Zeitplan wird – laut Ulrich – wohl nicht mehr zu halten sein. Solange das unter Denkmalschutz stehende Gebäude instandgehalten wird, hat die Stadt aber wenig Einflussmöglichkeiten. In dieser Hinsicht besteht allerdings kein Handlungsbedarf, so Ulrich: "Dem Gebäude geht’s gut."
Der Name "Quelle" verkauft sich noch immer
Nicht nur das riesige Quelle-Areal ist geblieben, sondern auch der Firmenname. Bis heute ist der Name "Quelle" positiv besetzt und verkauft sich: Der frühere Konkurrent von Quelle, der Hamburger Versandhändler Otto, hat sich die traditionsreichen Namen gesichert. Auf der Internetseite www.quelle.de werden Haushaltsgeräte, Möbel, Elektronik und Textilien verkauft. Auch die Marke "Foto-Quelle" gibt es noch – ein Unternehmen aus Sachsen-Anhalt hat den Betrieb rund um Fotoprodukte übernommen. Die Quelle-Tochter "Küchen-Quelle" haben zunächst vier Investoren aus Franken weitergeführt, wurde dann von Kiveda geschluckt, einem Küchen-Online-Händler.