Auf 17.000 Quadratmetern türmen sich mitten in Schwabach hinter einem Bauzaun Schuttberge und Erdhaufen. Auf dem ehemaligen Niehoff-Fabrikgelände an der Fürther Straße soll ein neues Wohnviertel mit dem für die Goldschlägerstadt passenden Namen "Stadtgold" entstehen. Dass hier Wohnungen hinsollen, dafür sind alle. Nur in welcher Ausführung – da scheiden sich die Geister.
Alte Bäume müssen gefällt werden
Die Anwohner üben Kritik an den Plänen, die der Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit bewilligt hat. Rudolf Meierhöfer etwa kritisiert, dass auf alten Plänen noch Bäume eingezeichnet seien, die nun gefällt werden.
Denn entlang der Limbacher Straße müssen die alten Bäume zugunsten einer Abbiegespur und eines Radwegs weichen. Sie hätten alles hin- und hergeschoben, versichert SPD-Stadtrat Martin Sauer, doch sie hätten keine Lösung gefunden die Bäume zu erhalten und gleichzeitig so viele Wohnungen zu bauen.
200 Wohneinheiten sind geplant
Genau darum geht es, möglichst viel sozial gerechten Wohnraum mitten in Schwabach zu schaffen. Gut 200 Wohneinheiten sind geplant, 120 davon sozial gefördert. Darauf ist der SPD-Fraktionsvorsitzende im Schwabacher Stadtrat, Werner Sittauer, stolz.
Denn auch in Schwabach ist Wohnraum knapp. Allein bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft stünden 1.500 Suchende auf den Wartelisten, berichtet Sittauer.
Anwohner befürchten Parkplatzproblem
Auch die Anwohner haben prinzipiell nichts gegen neue Wohnungen auf dem ehemaligen Fabrikgelände. Ihnen stößt aber sauer auf, dass dafür alter Baumbestand weichen muss, und das in Zeiten, in denen sich Städte im Sommer immer mehr aufheizten.
Sie kritisieren außerdem, dass die neuen Mehrfamilienhäuser bis zu sechs Meter höher werden sollen, als es die alte Fabrik war und dass die Neubauten sich deshalb nicht ins Umgebungsbild mit vornehmlich Einfamilien- und Reihenhäusern einfügen würden. Außerdem gäbe es ihrer Meinung nach kein schlüssiges Verkehrskonzept für das neue Quartier und am Ende zu wenig Parkplätze für alle.
Stadträte betonen Vorzüge des Projekts
Die Stadträte hingegen sind stolz auf das Projekt. Sie würden hier schaffen, was immer verlangt würde: Nachverdichtung auf bereits bebauten Flächen und keine Neubauten im Grünen. Außerdem sei das ehemalige Fabrikgelände bis zu 80 Prozent versiegelt gewesen, das neue Stadtquartier sei das dann nur noch bis zu 60 Prozent. Sie stellen klar: hier hätte auch eine neue Fabrik entstehen können mit fünf bis sechs Geschossen. Denn der Bebauungsplan habe solche Höhen an dieser Stelle schon immer erlaubt. Sie schöpfen das nun für Wohnungen aus, die dringend benötigt würden.
Die Anwohner hingegen fühlen sich unverstanden und nicht mitgenommen, wohl auch weil ihre schriftlichen Einwände nunmehr seit einem Jahr unbeantwortet bei der Stadt liegen. Und so ist das Projekt "Stadtgold" wohl ein typisches Beispiel dafür, dass es bei Neubauprojekten viele Interessen gibt, die aufeinandertreffen und für Zündstoff sorgen.
Video: "Stadtgold" in Schwabach
Dieser Artikel ist erstmals am 12. August 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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