Paula hat Heuschnupfen - so wie zwölf Millionen weitere Menschen in Deutschland. Wenn die Pollen sie besonders plagen, bekommt die Zehnjährige Asthma.
"Es ist schon ein bisschen nervig, weil man dann nicht so richtig mitmachen kann. Man kann nicht so gut rennen, weil man dann immer Atemprobleme hat." Paula
Deshalb wollen Paula und ihr Vater herausfinden, wogegen die Zehnjährige allergisch ist - und wie sie am besser mit ihrer Allergie zurechtkommen kann. Dafür sind sie in der Haunerschen Kinderklinik in München in der Sprechstunde von Prof. Erika von Mutius, Leiterin der Asthma- und Allergieambulanz.
"Ich bin jetzt 30 Jahre dabei und sehe, dass die Kinder immer wieder diese Beschwerden haben. Ich würde mir als Kinderärztin wünschen, dass man etwas für die Prävention tun kann. Man kann gut behandeln, da hat sich sehr viel getan. Aber so, wie wir als Kinderärzte impfen und gar nicht wollen, dass die Krankheit erst entsteht, so würde ich mir auch vorstellen, dass man Prävention machen kann." Prof. Dr. Erika von Mutius, Leiterin der Asthma- und Allergieambulanz
Genau daran forscht von Mutius: Sie will herausfinden, wo Allergien herkommen und wie man sich vielleicht auch vor ihnen wappnen kann.
"Die Natur macht’s uns vor. Die Bauernkinder machen’s uns vor. Wir wissen, dass bei den Amish People in Amerika, die haben noch weniger [Allergien], das sind auch traditionelle Bauern. Auf dem Land in China gibt’s das nicht. Also wir wissen: Es kann funktionieren, die Natur weiß, wie das geht. Aber wir haben es noch nicht ganz verstanden." Erika von Mutius
Was man bis jetzt aus mehreren Studien weiß: Viele Kinder auf dem Land haben es leichter:
"Wir haben gesehen, dass Kinder, die auf dem Bauernhof aufwachsen, weniger Asthma und weniger Allergien haben. Der eine Faktor ist der Stall, der Dreck sozusagen. Und der andere Faktor ist, dass wir wissen, wenn Kinder die Milch vom Hof selber trinken, die sie nicht behandeln, die Rohmilch, dass das auch Schutz bringt." Erika von Mutius
Der erste Faktor ist klar: Mikroben, Dreck, Heu, Pollen - alles zusammen in einem Kuhstall trainiert schon früh das Immunsystem. Spannend ist für die Forscher der zweite Faktor, die Milch: Kann Rohmilch vor Allergien bewahren? Nur:
"Jetzt kann man einem Münchner Kindl keine Rohmilch zum Trinken geben, weil das heftige Beschwerden auslösen kann. Das kann Infektionen wie EHEC und anderes auslösen. Und deswegen haben wir versucht, mit einer Molkereigenossenschaft Milch herzustellen, die nur minimal behandelt ist." Erika von Mutius
Leicht erhitzt, um Krankheitserreger abzutöten, aber sonst, wie sie aus dem Euter kommt. Denn: Der Schutz der Milch liegt nicht darin, dass sie roh ist, sondern eher in der Struktur. Dass Fett und Molke eben nicht künstlich getrennt, hoch erhitzt und dann wieder zusammengefügt werden. Der natürliche Fettgehalt von vier Prozent könnte auch eine Rolle spielen. Kurzum: Die Ärzte haben zusammen mit einer Molkereigenossenschaft eine naturnahe und doch sichere Milch entwickelt. Im Herbst wollen sie in einer Studie Kleinkindern nach dem Abstillen diese Milch zu trinken geben. Und dann schauen, ob die Kinder, wenn sie älter sind, wirklich weniger Allergien entwickeln.
"Wir wollen diesen Weg versuchen, um das auch für ein Münchner Kindl fruchtbar zu machen und diesen Schutz vielleicht bewirken zu können. Wir müssen es einfach ausprobieren. Wir hoffen, es funktioniert!" Erika von Mutius
Fünf Jahre wird es aber noch dauern, bis die ersten aussagekräftigen Ergebnisse da sind. Wenn es aber funktioniert, könnten in Zukunft Kinder vielleicht besser vor Allergien bewahrt werden - einfach, indem sie andere Milch trinken.