Abseilen, Klettern und ein Sprung vom Fels ins Wasser: Bei der Outdoor-Sportart Canoying geht es vor allem um den Kick, eine Gebirgsschlucht möglichst abenteuerlich zu durchqueren. Die Sportler sind mit Neoprenanzug und Helm ausgestattet, sie schwimmen durch Wildwasser und klettern Felswände hinauf. Neben dem sportlichen Kick steht das Naturerlebnis im Vordergrund. Immer mehr Sportler suchen das im Ostertalbach im Blaichacher Ortsteil Gunzesried im Oberallgäu.
Anwohner protestieren gegen Ausmaß des Canyoning im Ostertal
Gerade das Naturerlebnis in ihrer Heimat sehen die Gunzesrieder jetzt aber in Gefahr: Sie befürchten, dass sich das Gelände im Ostertal durch den Ansturm der Outdoor-Sportler abnutzt. Blaichachs Bürgermeister Christof Endreß beklagt, dass mit dem Zustrom der Sportler neue Wege entstanden seien und Eigentumsrechte verletzt worden seien.
Zugangskontrolle und Canyoning-Verbot stehen im Raum
Die Schlucht gehöhrt acht Eigentümern, ist aber öffentlich zugänglich. Canyoning-Gruppen können von Juni bis September in die Schlucht. Eine genauere Regelung gibt es nicht. Deshalb fordert der Blaichacher Gemeinderat jetzt vom Landratsamt schärfere Vorschriften für die Nutzung des Geländes. Bürgermeister Endreß favorisiert eine Art Zugangskontrolle für Outdoor-Sportler, die im Einvernehmen mit den Grundstückseigentümern eingerichtet werden könnte. Aber auch ein komplettes Nutzungsverbot für den Canyoning-Sport steht im Raum.
Outdoor-Sport-Anbieter beklagen Doppelmoral
Christoph Ebert, Vorstand der Allgäuer Outdoor-Unternehmer beklagt, das Allgäu locke die Outdoor-Touristen ja an. Wenn die Anwohner im Ostertal das Canyoning nicht haben wollten, müssten sie konsequenterweise auch aufhören, Zimmer zu vermieten.
Tobel im Ostertal "von Natur aus ein Katastrophengebiet"
Das Naturschutzargument weist Ebert für den Ostertalbach zurück: "Weil wir in diesem Tobel nichts kaputt machen. Tobel sind von Natur aus Katastrophengebiete. Jedes Hochwaser dreht jeden Stein hier um und wir laufen hier nur durch."
Outdoor-Unternehmer will Canyoning-Sport deckeln
Michael Steinberg vom Allgäuer Outdoor-Zentrum fordert einen Konsens mit den Grundstückseigentümern und der Gemeinde. Der Tobel sei am Wochenende teils sehr voll – ein vollständiges Verbot aber wäre fatal fürs Allgäu, meint Steinberg. In seinem Fall wäre ein Unternehmen mit 15 Angestellten und einer Unterkunft für 64 Gäste vom Canyoning-Verbot betroffen.
Landrat Klotz soll an Lösung mitwirken
In den kommenden Wochen soll es eine Gesprächsrunde geben, an der auch der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz (CSU) teilnehmen soll. Dabei soll ausgelotet werden, ob und wie der Streit ums Canyoning im Ostertal gelöst werden kann.