An der großen Anzeigetafel im Würzburger Hauptbahnhof dominiert heute das Grau, das stornierte Zugverbindungen anzeigt. Allein zwischen 6 und 8 Uhr während der Hauptpendlerzeit in der früh sind am Bahnhof Würzburg von 25 Verbindungen insgesamt 14 gestrichen worden oder es gab Verzögerungen. In der Mittagszeit zwischen 11 und 12 Uhr verkehrten elf von 18 Zügen nicht. Grund dafür ist der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL).
Starker Rückhalt bei Lokführern
Die Gewerkschafter vor Ort stehen zum Großteil hinter der Streikmaßnahme, die in Unterfranken auch wegen des hohen Organisationgrades der GDL weitreichende Auswirkungen hat. Laut Bernd Hartmann, dem Vorsitzenden der Würzburger GDL-Ortsgruppe ist Unterfranken mit rund 420 Gewerkschaftsmitgliedern beim Streik stark vertreten.
Hartmann räumt ein, dass Streiks im Bahnverkehr immer zur Unzeit kämen, aber es gehe um ein faires Angebot der Deutsche Bahn: "Wir verstehen die Reisenden sehr gut. Es ist leider immer so, dass im Eisenbahnverkehr der Kunde von Streikmaßnahmen direkt betroffen ist. Aber wir haben 24 Stunden, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, auch während der Corona-Pandemie, unseren Dienst hier verrichtet und wollen vom Arbeitgeber etwas Anerkennung." Laut Hartmann stehen derzeit 55 Lokführerinnen und Lokführer in Unterfranken im Ausstand.
Reisende haben meist Verständnis für Zugausfälle
Die Pendler und Reisenden scheinen sich unterdessen gut auf den Streik und die Zugausfälle eingestellt zu haben. Die meisten haben sich online informiert und wurden nicht von den Zugausfällen überrascht. Die Stimmung unter den Wartenden am Würzburger Hauptbahnhof ist meist entspannt. Viele Reisende zeigen Verständnis für den Streik der Lokführer für mehr Geld. Eine Frau sagte etwa gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: "Ich meine wir sollten aus dieser Krise rausgehen mit einem solidarischeren Ansatz, heißt höhere Löhne. Da gibt es keinen besseren Zeitpunkt als jetzt." Trotzdem trifft es manchen Fahrgast hart, weil gebuchte Anschlussverbindungen nicht rechtzeitig erreicht werden können.
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Pro Bahn: Pendler sollten Möglichkeit zum Homeoffice nutzen
Pro Bahn-Sprecher Iffländer rät Pendlern und Fahrgästen, bis zum Ende des GDL-Streiks am Freitag lieber die Möglichkeiten des Homeoffice zu nutzen. "Wer zuhause bleiben kann, sollte zuhause bleiben", sagt Iffländer. Die Bahn kündigte zwar an, ein Grundangebot für Pendler und wichtige Zubringer zu Fernverkehrszügen und Flughäfen beizubehalten. Trotzdem könne nicht garantiert werden, dass alle Reisenden wie gewünscht ans Ziel kommen.
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