Die AfD-Politikerin Sylvia Limmer
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Sylvia Limmer, Kandidatin für einen Listenplatz für die Europawahl der AfD, spricht auf der AfD- Europawahlversammlung in der Messe Magdeburg.

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Bayerische AfD-EU-Abgeordnete kritisiert eigene Partei scharf

Die AfD-Europaabgeordnete Sylvia Limmer aus Bayreuth kritisiert "Wohlverhalten und Konformität" in ihrer Partei. Sie war zweimal mit ihrer Kandidatur zur Europawahlliste gescheitert und hatte für einen Eklat bei der AfD-Versammlung gesorgt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Auf diese Truppe habe sie keine Lust mehr – mit diesen Worten zog die bayerische AfD-Europaabgeordnete Sylvia Limmer ihre Kandidatur für einen der hinteren Listenplätze auf der Europawahlversammlung der Partei am Freitag zurück.

AfD-Abgeordnete kritisiert "Klüngelpolitik"

Jetzt kritisiert sie die AfD scharf. Die Partei sei im etablierten Parteiensystem angekommen, sagte sie BR24. "Wohlverhalten und Konformität der Partei gegenüber" seien die wichtigsten Eigenschaften.

Limmer sieht eine "verantwortungslose Klüngelpolitik" bei der Aufstellung der Kandidaten für die Europawahl 2024. Sie kritisiert den "zunehmend rüpeligen Ton". Bei vielen Reden hätten "Parolen eine inhaltliche und sachliche Auseinandersetzung mit der EU-Politik ersetzt", so Limmer weiter.

Limmer scheiterte bei zwei Kandidaturen

Die 57-Jährige aus dem oberfränkischen Bayreuth sitzt derzeit als eine von elf Abgeordneten für die AfD im Europaparlament. Dort ist sie im Ausschuss für Umweltfragen und Lebensmittelsicherheit. Limmer wollte gern wieder ins EU-Parlament und scheiterte aber mit ihren Kandidaturen für die Listenplätze 4 und 11.

Am Freitag kritisierte sie dann in ihrer Bewerbungsrede für einen hinteren Listenplatz auf offener Bühne die Anhänger des rechtsextremen Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke.

Es gebe "eigentlich keines unserer ehemaligen Prinzipien, die bei dieser Listenaufstellung nicht über Bord gegangen wären", rief Limmer den AfD-Delegierten entgegen und sprach von "ideologischer Ausrichtung", "Mitläufertum" und "Gefälligkeitswirtschaft". Die "strammen Höcke-Kader" hätten sie kaltgestellt.

Sie wurde ausgebuht. Es war bisher der einzige laute Widerspruch auf der Wahlversammlung, die geprägt ist von Stimmen am äußersten rechten Rand.

AfD-Landeschef weist Kritik zurück

Der bayerische Landeschef der AfD, Stephan Protschka, weist im Gespräch mit BR24 Limmers Kritik zurück: "Wer nicht verträgt, dass er Wahlen verliert in einer demokratischen Partei, hat vielleicht in einer demokratischen Partei nichts verloren", sagt Protschka.

Die Mitglieder hätten wenig mitbekommen davon, was Limmer als Abgeordnete die letzten vier Jahre gemacht habe. Dass sie das zu wenig bekannt gemacht habe unter den AfD-Mitgliedern, vermutet Protschka als Grund für Limmers Scheitern bei den Kandidaturen.

Austreten aus der AfD will Sylvia Limmer nicht. Ihre Kritik an "offensichtlichen Fehlentwicklungen" will sie nicht mit einer generellen Abkehr von der AfD verwechselt wissen. Wer etwas verändern wolle, dürfe nicht den Rückzug antreten, so Limmer.

AfD will Liste aufstocken

Insgesamt den vierten Tag beschäftigen sich die AfD-Delegierten derzeit in Magdeburg mit der Aufstellung ihrer Listenplätze für die Europawahl 2024. Bisher haben sie 25 Kandidaten gewählt. Am Sonntag wollen die Delegierten dann über ihr Wahlprogramm diskutieren. Ob das zeitlich klappt, ist im Moment offen. Denn vor kurzem beschlossen die Delegierten, statt den angepeilten 30 Listenplätzen 35 zu vergeben.

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