2.400 Kilometer Kanalnetz befindet sich unter der bayerischen Landeshauptstadt. Deren Reinigung wird aber immer aufwendiger, wie die Münchener Stadtentwässerung beklagt. Das liege vor allem daran, dass zunehmend Dinge im Abfluss entsorgt werden, die dort nicht hingehören:
"Essensreste und Feuchttücher. Vielleicht finden wir Strumpfhosen oder sogar Unterhosen. Eigentlich alles, was nicht reingehört. Es ist natürlich so, dass das dann irgendwann, wenn es zu viel wird, das Laufrad blockiert", erzählt Jürgen Breit im Interview mit Kontrovers - Die Story. Er ist Pumpenwärter und kümmert sich um die Instandhaltung der Pumpwerke, die das Abwasser weiter zu den Klärwerken transportieren sollen. Laut Breits Schätzung müssen er und sein Team inzwischen einmal pro Woche irgendwo in München eine Pumpe öffnen und vor allem Feuchttücher entfernen. Früher habe es das Problem laut ihm kaum gegeben.
Seit 35 Jahren ist Breit im Dienst. Am Anfang habe die von ihm geschilderte Thematik eine Rolle gespielt: "Ich weiß gar nicht, ob es, als ich angefangen habe, schon Feuchttücher gegeben hat. Ich glaube nicht. Aber wie gesagt, so in dem Bereich, das wird immer mehr. Das ist ein Aufwand, der ist immens und kostet unheimlich Geld."
Zum Video: Kontrovers - Die Story: Scheiß-Job? Kanalarbeiter unter der Stadt
Was darf ins Abwasser und was nicht?
Kot, Urin und Toilettenpapier können selbstverständlich über die Toilette entsorgt werden. Die meisten Feucht- und Kosmetiktücher lösen sich jedoch nicht im Abwasser auf und können so unter anderem die Pumpen der Stadtentwässerung blockieren. Ebenfalls nicht ins Abwasser gehören alte Medikamente, Essensreste sowie Speisefette- und Öle.
Sollte eine Pumpe blockieren, müssen Jürgen Breit und sein Team schnell handeln. Für ihn selbst war das zuletzt Ende 2022 der Fall, ausgerechnet am 24. Dezember: "Dann haben wir am Heiligabend über vier Stunden lang den Pumpensumpf gereinigt, die Pumpen gezogen, die Fremdkörper beseitigt und alles wieder in Betrieb genommen. Das war ein Aufwand! Und fröhliche Weihnachten."
Abwassergebühren zahlt die Allgemeinheit
Der Mehraufwand verursacht Mehrkosten, welche schließlich die Allgemeinheit über die Abwassergebühren zahlen muss. Das Bayerische Landesamt für Statistik verzeichnet für die vergangenen Jahre bereits einen kontinuierlichen Anstieg: Bezahlte ein bayerischer Haushalt 2008 noch durchschnittlich 42,62 Euro pro Jahr, waren es 2019 bereits 49,24 Euro.
Es liegt also im Interesse aller, nur das in der Toilette zu entsorgen, was dort auch wirklich hineingehört. Ein Scheiß-Job, wie manche vielleicht denken, ist die Arbeit der Kanalreiniger aber nicht. Dass dieser so aufwendig ist, wäre aber vermeidbar.
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