Am 15. April 2023 kurz vor Mitternacht ist mit dem Atomkraftwerk Isar 2 im Osten von Landshut das Atomzeitalter in Deutschland politisch gewünscht zu Ende gegangen. Dennoch gab es bis zuletzt immer wieder Forderungen aus Teilen der Wirtschaft, der Opposition und der Bevölkerung, sich die Option Atomkraft zumindest offenzulassen. Am späten Mittwochabend hat der Kraftwerksbetreiber überraschend selbst das endgültige Herunterfahren des Reaktors bekannt gegeben.
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Betreiber: "Wir sind da am Ende"
Das war es dann mit dem Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut - einem der erfolgreichsten Atommeiler weltweit, was die Menge des erzeugten Stroms anbelangt. Der Anlagenbetreiber PreussenElektra hat bei einer Veranstaltung im Kraftwerk selbst die Reißleine gezogen. Kraftwerkschef Carsten Müller sagte im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk: "Wir müssen Klartext sprechen, unseren Mitarbeitern gegenüber, aber auch der Bevölkerung gegenüber, wo wir stehen, was wir können und was wir aber auch nicht können. Und heute haben wir die schwere Entscheidung getroffen, wir werden die Anlage nicht mehr weiterfahren können, es geht technisch und organisatorisch nicht mehr. Wir sind da am Ende".
Jetzt folgt der "Rückbau pur"
Bis zuletzt hatte der Kraftwerksbetreiber auf ein Signal aus der Politik gehofft, räumt PreussenElektra-Chef Guido Knott im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk ein. Er ist extra nach Niederbayern gereist, um die Mitarbeiter bei einer Versammlung über das endgültige Aus zu informieren: "Wir haben natürlich mit den Entwicklungen, die sich in den letzten Monaten aufgetan haben, ein Stück Hoffnung gehabt. Selbstverständlich hätten wir die Anlage noch gerne länger am Netz gehalten. Wir hätten damit einen Beitrag leisten können für eine klimaneutrale Stromversorgung. Und wir hätten vielleicht tatsächlich auch eine Brücke bauen können in das erneuerbare Zeitalter." Das sei aber politisch nicht gewünscht und nicht umsetzbar gewesen. Deshalb komme jetzt der "Rückbau pur".
"Die Vorbereitungen für den Rückbau laufen auf Hochtouren und die für einen Betrieb erforderlichen Kollegen stehen uns schlichtweg nicht mehr zur Verfügung. Das Thema Wiederinbetriebnahme ist für uns damit definitiv vom Tisch." Guido Knott, PreussenElektra-Chef
Brennelemente-Abtransport erst ab 2027
Die Mitarbeiter werden aber weiter gebraucht, es soll keine Entlassungen geben. Das Atomkraftwerk ist seit dem 15. April vom Netz. "Alle Brennelemente sind im Lagerbecken eingelagert, die Kühlung läuft, dafür müssen die Systeme betriebsbereit sein", erklärt Kraftwerksleiter Carsten Müller. Es werde auch der Brennelemente-Abtransport vorbereitet, der aber erst in den Jahren 2027 und 2028 durchgeführt werden kann.
Die Region verliert mit PreussenElektra einen "tollen Arbeitgeber", sagt Josef Klaus, Bürgermeister der Anrainergemeinde Niederaichbach, der irgendwann auch weg sein werde. Was vorerst bleibt, ist der Atommüll, weil ein geeignetes Atommüll-Endlager in Deutschland nicht in Sicht ist. Bis zum Jahr 2040 soll das Mitte April abgeschaltete Atomkraftwerk Isar 2 mit dem weithin sichtbaren Kühlturm im niederbayerischen Isartal komplett zurückgebaut sein.
Kein bayerischer Sonderweg
Nur einen Tag, nachdem Isar 2 vom Netz genommen worden war, hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gesagt, die Anlage in Landesverantwortung weiterbetreiben zu wollen und von der Bundesregierung eine Änderung des Atomgesetzes gefordert.
Dafür gab es umgehend Kritik. Der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit nuklearer Entsorgung (BASE), Wolfram König, sagte damals: "Bundestag und alle Bundesländer einschließlich Bayern haben sich nicht nur auf den Ausstieg aus der Kernenergie verständigt, sondern auch die Endlagersuche nach wissenschaftlichen Kriterien auf den Weg gebracht." Der geforderte Sonderweg Bayerns widerspreche geltendem Recht und gefährde die Endlagersuche.
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