Joern Freyer (BMW) im Kontrovers-Interview
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Ablenkung beim Autofahren: Warum BMW auf Bordcomputer setzt

Ablenkung beim Autofahren: Warum BMW auf Bordcomputer setzt

Wenn Bordcomputer im Auto bedient werden, erhöht sich das Unfallrisiko laut einer Studie immens. Trotzdem setzt die Autoindustrie weiter auf Bildschirme. Warum, erklärt Jörn Freyer, Entwicklungsleiter bei BMW, im Interview mit Kontrovers.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Wird das Autoradio über den Bordcomputer im Auto bedient, also über einen heutzutage in der Regel digitalen Bildschirm ohne Knöpfe, steigt das Unfallrisiko um 89 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die heute veröffentlichte Ablenkungsstudie der Allianz.

Der Trend weg von Tasten hin zum großen Bildschirm ist für Jörn Freyer, Entwicklungsleiter der Abteilung "Anzeige und Bedienkonzepte" bei BMW, dennoch unumkehrbar: "Die Bildschirme sind natürlich auch eine Anforderung unserer Kunden", sagt er im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers. Die Menschen seien es gewohnt, mit Smartphones und Tablets zu arbeiten. Aus seiner Sicht haben die immer größer werdenden Bildschirme den Vorteil, "dass wir die Schriften groß darstellen können und Touchflächen groß ausprägen können".

BMW setzt auf Weiterentwicklung der Sprachbedienung

Ein weiteres Ergebnis der Ablenkungsstudie: 24 Prozent der Autofahrer nutzen ihr Smartphone während der Fahrt, um Textnachrichten zu schreiben. Eine fatale Entwicklung, denn auch die Nutzung des Smartphones während der Fahrt erhöht das Unfallrisiko um 50 Prozent. "Auch wir wollen in keinem Fall den Griff zum Mobiltelefon", sagt der BMW-Entwicklungsleiter im Kontrovers-Interview und sieht auch BMW in der Verantwortung.

"Wir müssen als Automobilhersteller Angebote formulieren, wie der Kunde das Fahrzeug sicher bedienen kann." Eine Möglichkeit sieht Freyer in der Sprachsteuerung. So könne der Fahrer beispielsweise die Klimaanlage per Sprachbefehl bedienen und dem Fahrzeug sagen, wenn die Füße kalt sind. Daraufhin nehme der Bordcomputer mehrere Einstellungen an Stärke und Richtung der Lüftung vor. Damit würden Befehle entfallen, die der Fahrer früher selbst geben musste.

Klassische Bedienelemente bei Sitz und Lenkrad

Bestimmte Bedienelemente sind beim Münchner Autohersteller aber von der Digitalisierung aktuell ausgeschlossen: Die Verstellung der Sitze ist nur per klassischer Bedienung möglich. Außerdem gibt es weiterhin analoge Tasten am Lenkrad. Die seien für BMW besonders wichtig, so Freyer, damit die Hände am Lenkrad und der Blick auf der Straße bleiben.

Schlechtes Urteil von ADAC für Infotainment-Steuerung

Trotz der Beteuerungen zur leichten Bedienbarkeit: Vergangenen Sommer erhielt der 1er BMW in einem Test des ADAC schlechte Bewertungen für die Bedienbarkeit des Infotainment. Konkret heißt es im Bericht: "Telefonieren, navigieren oder auch nur einen Radiosender einzustellen gelingt nicht auf Anhieb". Auf die Frage, wie das geändert werden solle, antwortet Jörn Freyer im Kontrovers-Interview, man führe Studien mit Kunden in Fahrsimulatoren und Realfahrzeugen durch. Dabei werde auch die Ablenkung und Blickzuwendung gemessen. "Das heißt, wie gut ein Fahrer wirklich während er bedient, das Fahrzeug führt." Die Ergebnisse seien auch immer Entscheidungsgrundlage für Verbesserungen.

Außerdem wolle man weiter das Thema Sprache stärken, weil dabei der Blick auf der Straße und die Hände am Lenkrad blieben. Eine weitere Möglichkeit, den Blick auf der Straße zu halten, sieht der BMW-Manager in der Nutzung von sogenannten Head Up Displays, die Informationen ins Blickfeld des Fahrers auf die Frontscheibe projizieren. Die Technologie existiert bereits, soll aber weiterentwickelt werden.

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