Igel, die mit dem Borna-Virus infiziert sind, fressen nicht mehr und können sich kaum fortbewegen. In einer Igelstation in Eggenfelden hat es zuletzt mehrere kranke Tiere gegeben.
Untersuchungen schaffen Klarheit
Seit Juli 2024 sind vier Igel mit dem gefährlichen Virus infiziert worden, zuletzt im September. Sie wurden nach ihrem Tod zur genauen Untersuchung zum Tiergesundheitsdienst Bayern gebracht. Von dort wurden Proben an das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) geschickt, welches schließlich den Verdacht auf das Borna-Virus bestätigt hat.
Das Virus, das ursprünglich vor allem bei Feldspitzmäusen nachgewiesen wurde, verursacht bei Igeln schwere Krankheitssymptome. Laut der Leiterin der Station und Igel-Expertin, Margot Niedl, ist ein befallener Igel kaum noch in der Lage, sich zu bewegen. Er frisst nicht mehr und zeigt starke Muskelzuckungen. Eine Heilung ist bislang nicht möglich.
Strenge Hygienemaßnahmen
Margot Niedl und ihr Team nutzen Einweghandschuhe beim Kontakt mit den Tieren und desinfizieren regelmäßig alle Boxen. Zeigen die Tiere Symptome, kommen sie sofort in Quarantäne. So soll eine weitere Verbreitung verhindert werden.
Infizierte Igel auch im Landkreis Ebersberg
Das Landratsamt Ebersberg hat eine vorsorgliche Warnung vor dem Borna-Virus für den Landkreis verschickt. Es sei eine sehr geringe, aber vorhandene Gefahr. Eine Sprecherin betont, es handle sich um eine präventive Maßnahme. Diesen Sommer wurden dem Ebersberger Veterinäramt drei infizierte Igel und Pferde mit dem Verdacht auf eine Borna-Virus-Infektion gemeldet. Auch bei Schafen, Alpakas und Bibern wurden in der Vergangenheit bereits bayernweit Infektionen mit dem Borna-Virus nachgewiesen, so das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).
Noch andere Überträger außer der Feldspitzmaus?
Als Überträger der Krankheit ist bisher aber nur die Feldspitzmaus bekannt. Die Spitzmäuse scheiden das Virus in Urin, Kot und Speichel aus. Alle anderen Säugetiere gelten als sogenannte Sackgassenwirte, die das Virus nicht ausscheiden oder übertragen. Da nun aber bei einigen Igeln und Bibern in Ober- und Niederbayern das Borna-Virus nachgewiesen wurde, will das LGL gemeinsam mit anderen Projektpartnern erforschen, ob auch andere Tierarten als mögliche Überträger infrage kommen. Es soll geprüft werden, ob Igel, die als Insektenfresser mit der Feldspitzmaus verwandt sind, in Einzelfällen das Virus ausscheiden können.
Infektionen mit dem Borna-Virus bei Menschen sind äußerst selten. Sie können jedoch lebensbedrohlich verlaufen. Im Landkreis Mühldorf sind in den vergangenen Jahren drei Menschen am Bornavirus erkrankt, zwei davon in Maitenbeth. Klassische Borna-Viren lösen eine Hirnentzündung aus, die in nahezu allen Fällen tödlich endet. Eine Impfung gegen das Bornavirus steht bislang nicht zur Verfügung.
LGL: Tote Spitzmäuse nie mit bloßen Händen anfassen
Die genaue Übertragung von der Feldspitzmaus auf den Menschen ist bisher noch nicht geklärt. Denkbar ist aber zum Beispiel eine Schmierinfektion über kontaminierte Erde, das Einatmen des Virus über kontaminierten Staub oder der direkte Kontakt mit Spitzmäusen oder deren Ausscheidungen. Laut LGL sollten tote Spitzmäuse niemals mit bloßen Händen angefasst werden. Zur Entsorgung sollten Gummihandschuhe und bei Staubentwicklung eine Maske und nach Möglichkeit eine Schutzmaske getragen werden. Bei staubigen Arbeiten an Orten, an denen Tiere ihre Ausscheidungen hinterlassen haben könnten, beispielsweise bei Reinigungsarbeiten in Garage oder Schuppen, sollten ebenfalls Maske und Handschuhe getragen werden.
Auch wenn noch nicht geklärt ist, ob Igel als Überträger infrage kommen, sollten die Tiere ebenfalls nicht ohne Handschuhe angefasst werden, da sie auch andere Krankheitserreger und Parasiten übertragen können.
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