"Wir stehen von allen Seiten unter Beschuss", so Pfarrer Amberg. Er kritisiert abgrenzende Äußerungen von führenden CSU-Politikern zum Islam. Dies verletze Menschen und stärke Abgrenzungstendenzen vor allem in der türkischen Community. Amberg erklärte: "Man stärkt damit in den Moscheegemeinden die separatistischen Kräfte, die eben leider auch aus den Erdogan-geprägten Medien ganz stark zur Abgrenzung rufen und eine Pogromstimmung inszenieren, die zum Teil unberechtigt Ängste weckt."
Unterstützung statt Verurteilung gefordert
Die Begegnungsstätte Brücke dagegen setze auf Beziehungen, die auch kritische Anfragen nicht ausspare. Amberg sieht durchaus Reformbedarf in vielen Moscheegemeinden. Anstatt aber pauschal abzugrenzen, müsse man fortschrittliche Kräfte wie den Ditib-Jugendverband konstruktiv unterstützen und begleiten. Dieser habe sich sehr gut entwickelt, stünde aber unter dem bedenklichen Einfluss der religiösen Gleichschaltung der Erdoğan-Türkei, so Amberg. Er sagte: "Da wünschte ich mir eine Unterstützung, nicht eine pauschale Verurteilung von Ditib im Allgemeinen."
25 Jahre Begegnungsstätte
Die Begegnungsstätte "Brücke-Köprü" wurde vor 25 Jahren von Missionaren der finnischen Kirche in Nürnberg gegründet. Sie gehört nun zur evangelischen Kirche Nürnbergs. Während auf islamischer Seite die Begegnungsstube Medina ehrenamtlich geführt wird, leistet sich die evangelische Kirche einen Pfarrer, eine Sozialpädagogin sowie eine Sozialpädagogin muslimischen Glaubens als Honorarkraft.
Diese komfortable Personalsituation sei in ganz Deutschland einmalig, so der theologische Leiter Thomas Amberg. Er ist sowohl Pfarrer als auch Islamwissenschaftler und lebte mehrere Jahre im Nahen Osten. Zum Programm der "Brücke-Köprü" gehören ein Müttertreff für bikulturelle Familien, Ausflüge und gemeinsames Lesen von Koran und Bibel.