Zwei Tage nach dem Angriff auf Grünen-Politikerin Claudia Roth in Landshut, hat die Polizei eine tatverdächtige Frau ermittelt. Wie es heißt, handelt es sich um eine 58-Jährige aus der Region. Sie soll am vergangenen Sonntag am Rande des großen historischen Festumzugs der Landshuter Hochzeit eine Flüssigkeit über die Kulturstaatsministerin gekippt haben. Roth saß - mit weiteren geladenen Gästen - auf der Ehrentribüne und wurde nicht verletzt.
Verdacht der "tätlichen Beleidigung" – Motiv unklar
Mittlerweile spricht die Polizei bei der Flüssigkeit von einem "Getränk". Um welches Getränk es sich genau handelte, ließ sich nach Angaben der Polizei aber nicht mehr klären. Es habe sich um "eine klare Flüssigkeit" gehandelt, sagte eine Sprecherin am Dienstag.
Das Motiv hinter dem Angriff ist laut den Ermittlern noch unklar. Die Frau habe sich bislang nicht dazu geäußert. Auch ist noch unbekannt, wie die Frau auf die Ehrentribüne gelangen und dann schnell wieder in der Menschenmenge verschwinden konnte. Gegen die 58-Jährige wird jetzt wegen des Verdachts der "tätlichen Beleidigung" ermittelt.
Landshuts Oberbürgermeister selbst Augenzeuge
Recherchen des Bayerischen Rundfunks haben inzwischen ergeben, dass der Angriff im Gedränge nach dem Hochzeitszug verübt wurde. Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz (CSU) war Augenzeuge und sagte heute im BR Interview: "Und in dem Gedränge hat sich Frau Roth gerade von mir verabschiedet, als von hinten ihr jemand einen Becher mit angeblich Wasser - ich weiß es aber nicht hundertprozentig - über den Kopf geschüttet hat".
Putz habe dann noch versucht, die Unbekannte zu verfolgen. Dabei habe die Frau gerufen: "Das war eine Aktion". Er habe die Angreiferin dabei auch gesehen, so der Oberbürgermeister im BR Interview.
Das sei auch für die Stadt eine sehr unangenehme Situation gewesen. Umso mehr freut sich Landshuts Oberbürgermeister, dass eine Verdächtige jetzt ermittelt werden konnte.
Polizei wertet Zeugenhinweise aus
Die Kripo stützte sich den Angaben nach bei ihren Ermittlungen auch auf Hinweise von Zeugen. Einige hatten offenbar den Vorfall am Sonntagnachmittag gefilmt und fotografiert. Nach der Ermittlung der Tatverdächtigen bedankte sich die Polizei bei der Bevölkerung für alle "übermittelten Zeugenhinweise".
Claudia Roth: Angriff war "kein legitimer Protest"
Claudia Roth äußerte sich noch am Montag gegenüber BR24 zu dem Vorfall: "Angriffe gegen Politikerinnen und Politiker sind niemals legitimer Protest, sondern stehen immer außerhalb unseres demokratischen Grundkonsens."
Roth rief dazu auf, sich der Verrohung der Debatte lautstark entgegenzustellen. Viele Menschen würden Hass und Hetze am eigenen Leibe zu spüren bekommen: "Lokalpolitiker vor Ort, Journalistinnen, die über Demonstrationen berichten, die vielen Menschen, die sich zum Beispiel gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit aussprechen. Dem müssen sich alle demokratischen Kräfte lautstark entgegenstellen", so die Grünen-Politikerin.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!