Die Ausstellung ist laut Bahnangaben die bundesweit größte zur deutsch-deutschen Verkehrsgeschichte. Besucher können ab Freitag (08.06.18) die Ausstellung sehen.
Produktionsziele im Osten, grenzenlose Freiheit im Westen
Viele neue Ausstellungsobjekte zeigen, dass sich die unterschiedlichen politischen Systeme auch in den Entwicklungen der beiden Staatsbahnen widerspiegelten. Während im Osten Eisenbahner für die Einhaltung von Produktionszielen mit Wimpeln und Urkunden ausgezeichnet wurden und von der Staatssicherheit mit Argusaugen beobachtet wurden, bemühte sich die Deutsche Bundesbahn um den Nimbus der grenzenlosen Freiheit. Das Interrailticket ermöglichte hunderttausenden jungen Leuten, Europa per Bahn kennenzulernen.
"Pichelsteiner Topf" und "Setzei mit Garnitur"
Folgerichtig waren es auch Jugendliche, die den Bereich "Reise- und Alltagsverkehr" gestalteten. Schülerinnen und Schüler des Nürnberger Hans-Sachs-Gymnasiums hatten beispielsweise die Idee zu einem interaktiven Spiel, bei dem Museumsbesucher Mahlzeiten dem jeweiligen Speisewagenbetreiber Mitropa (DDR) oder DSG (BRD) zuordnen müssen. Wurden "Pichelsteiner Topf" und "Setzei mit Garnitur" im Speisewagen in Ost oder in West serviert? "Wir haben alle Gerichte nachgekocht und neu fotografiert", erzählt Museumspädagogin Jenny Müller. "Das war sehr lustig, das mit den Schülern zusammen zu machen". Für die Interrailgeschichte steht ein kleiner Koffer voll bunter Aufkleber aus vielen Ländern, den ein ehemaliger Reisender dem DB-Museum zur Verfügung gestellt hat.
Höhepunkte der Ausstellung
Prunkstücke der neuen Dauerausstellung sind aber ein Architekturmodell vom "Knoten Grünau" in Ost-Berlin und ein unscheinbares Stück Stacheldraht. Für Museumsdirektor Oliver Götze ist das Modell "ein Jahrtausendfund". Weil sich die meisten Bahnhöfe im Westen Berlins befanden, musste die DDR-Führung neue Strecken bauen. "Man war nur autark, wenn man rund um Berlin einen Ring errichtet hat", so Götze. An diesem Ring mit seinen Brücken und Stellwerken, die auch heute noch in Betrieb seien, könne man gut erkennen, wie der Kalte Krieg das Verkehrssystem Eisenbahn beeinflusst habe. Den Stacheldraht hat ein Zeitzeuge gespendet, der als Gefangener in der DDR Zwangsarbeit bei der Deutschen Reichsbahn leisten musste. Mit dem Stacheldraht wurde er von anderen Bahnarbeitern abgegrenzt. Neue Forschungen haben ergeben, dass jedes Jahr im Schnitt etwa 500 Häftlinge bei der Reichsbahn beschäftigt waren.
Auch Aspekte wie die schleppende Entnazifizierungen bei beiden Staatsbahnen werden in der neuen Dauerausstellung dargestellt. An zahlreichen interaktiven Stationen können sich die Besucher spielerisch mit der deutsch-deutschen Bahngeschichte beschäftigen: So können sie etwa Zeitzeugen lauschen, Stasiakten einsehen oder einen Einstellungs-Reaktionstest für Bahnbeamte absolvieren.