In Rinchnach (Lkr. Regen) werden am Abend mehr als 600 Wolfauslasser erwartet. Sie ziehen ab 18.25 Uhr nach und nach auf dem Dorfplatz ein, scheppern im Takt, begleitet von den "Goasslschnalzern", also den Männern, die lange Peitschen knallen lassen. Ein ebenso charakteristisches Geräusch für den Brauch, der am Martinstag in vielen Orten im Bayerischen Wald zelebriert wird.
Während in den meisten Orten Kinder mit Kuhglocken von Haus zu Haus ziehen, den traditionellen Hirtenspruch aufsagen und an der Haustür einen Obolus bekommen, sind es in Rinchnach vor allem erwachsene Männer. Auch die Glocken sind größer, teils bis zu einem halben Meter hoch und aufwendig extra angefertigt.
"Wölfe" ziehen durch die Wirtshäuser
Nach dem Treffen am Rinchnacher Dorfplatz ziehen die "Wölfe", wie man die einzelnen Gruppen nennt, durch die Wirtshäuser - bis zum Morgengrauen.
Für die vielen Besucher des Spektakels ist heuer ein beheiztes Zelt aufgebaut und ein ehemaliger Brauerei-Gewölbekeller wird geöffnet.
Wer heute keine Zeit hat, kann sich die Wolfauslasser morgen in Bodenmais anschauen. Dort treffen sich gegen 21 Uhr Hunderte von Männern und Buben mit den Glocken an der "Kuhbrücke" im Ortszentrum und scheppern lautstark um die Wette. Davor ziehen die Gruppen durch den abendlichen Ort.
Alter Brauch
Der Wolfauslasserbrauch, der manchmal auch einfach "Martinigehen" heißt, geht wohl auf die früheren Dorfhirten zurück, die zum Ende des Weidejahrs ihren Obolus von den Bauern einforderten. Dann wurde ein Bettelbrauch der Kinder daraus. In den Hochburgen wie Rinchnach entwickelte es sich schon vor Jahrzehnten, dass die Männer den alten Brauch im größeren Stil weiterpflegten. Ob mit dem lauten Geschepper Wölfe und wilde Tiere früher vertrieben werden sollten, wie es oft heißt, ist unter Volkskunde-Forschern strittig.