"In meiner Amtszeit wird keine dritte Startbahn gebaut", hatte Bayerns Ministerpräsident Söder erst vor wenigen Tagen betont. Doch Flughafen-Gegner befürchten, dass der Bau nun doch bald beginnen könnte. Auslöser ist ein Schreiben.
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Animation der dritten Start- und Landebahn (orange).

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Dritte Startbahn: Flughafen-Gegner befürchten baldigen Baustart

Dritte Startbahn: Flughafen-Gegner befürchten baldigen Baustart

"In meiner Amtszeit wird keine dritte Startbahn gebaut", hatte Bayerns Ministerpräsident Söder erst vor wenigen Tagen betont. Doch Flughafengegner befürchten, dass der Bau nun doch bald beginnen könnte. Auslöser ist ein Schreiben.

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Das Projekt "Dritte Startbahn" sorgt schon seit 2005 für Unruhe in den Landkreisen rund um den Münchner Flughafen. Jetzt könnte Bewegung in die Sache kommen. Das Aktionsbündnis AufgeMUCkt befürchtet nun, dass der Flughafen den Plan innerhalb der nächsten Jahre in Angriff nehmen möchte. Das sagte der Sprecher des Aktionsbündnisses, Christian Magerl, bei der Jahreshauptversammlung der Bürgerinitiative in Attaching.

Sollen 2035 schon die ersten Flugzeuge über die Bahn rollen?

Die Bedenken der Flughafengegner stützen sich auf ein Schreiben der Airport-Geschäftsführung an die Regierung von Oberbayern vom 31. Mai 2024. Im Antrag für das "ewige Baurecht" beziehungsweise für den ewig gültigen Planfeststellungsbeschluss schreibt die Geschäftsführung, dass man plane, die dritte Start- und Landebahn im Jahr 2035 in Betrieb zu nehmen.

Bei seinem Besuch in der CSU-Landtagsfraktion am vergangenen Mittwoch sagte Flughafen-Chef Jost Lammers hingegen dem BR, dass der Airport im Erdinger Moos derzeit keine Realisierungspläne habe. Konkret sagte Lammers: "Der Antrag der Geschäftsführung zielt eben nicht auf eine Realisierung, sondern darauf, rechtliche Gewissheit zu haben." Es gehe bei der Klärung um den Unternehmenswert, und erhaltene Baurechte seien da eine ganz maßgebliche Größe, so Lammers.

Flughafengegner vermuten: Baubeginn für 2028 angepeilt

Der ehemalige Landtagsabgeordnete und AufgeMUCkt-Sprecher Christian Magerl (Grüne) verweist hingegen auf den Antrag des Flughafens bei der Regierung von Oberbayern. Darin ist zu lesen: "[...] Die Realisierung der dritten Start- und Landebahn ist Bestandteil der Mittel- und Langfristplanung der FMG (mit Zielsetzung einer Inbetriebnahme 2035)". Deswegen hält es der AufgeMUCkt-Sprecher für sehr wahrscheinlich, dass der Flughafen München entgegen der Aussagen plane, in den nächsten vier Jahren mit dem Bau der dritten Start- und Landebahn zu beginnen.

In der Jahreshauptversammlung der Flughafenausbau-Gegner erklärte Magerl, dass der frühere Airport-Chef Michael Kerkloh immer von einer Startbahn-Bauzeit von rund sieben Jahren gesprochen habe. Wenn der Flughafen tatsächlich plane, die dritte Startbahn 2035 in Betrieb zu nehmen, müsse man 2028 mit dem Bau beginnen, so der AufgeMUCkt-Sprecher.

Bund Naturschutz will klagen

Der Bund Naturschutz Bayern e.V. (BN) hat bereits angekündigt, gegen die Entscheidung der Regierung von Oberbayern zu klagen. In einer Stellungnahme verweist der BN darauf, dass aus seiner Sicht für längere Zeit kein Bedarf an einer dritten Startbahn besteht. So verweist der BN darauf, dass sich die tatsächlichen Flugbewegungen am Airport im Erdinger Moos weit unter denen befinden, die der Flughafen vor vierzehn Jahren für das Jahr 2024 eigentlich prognostizierte. Demnach sollten die Flugbewegungen dieses Jahr zwischen 500.000 im Worstcase und im besten Fall bei rund 600.000 Flugbewegungen liegen.

Laut Bund Naturschutz liegt die tatsächliche Auslastung aber derzeit bei etwas über 300.000 Start- und Landungen im Erdinger Moos. Die Kapazität der vorhandenen zwei Start- und Landebahnen liegt laut BN Bayern bei 480.000 Flugbewegungen.

Als Grundlage verwendete der Bund Naturschutz laut eigener Aussage nur Daten und Prognosen, die von der Flughafen München GmbH veröffentlicht oder für das ursprüngliche Planfeststellungsverfahren zur dritten Startbahn verwendet wurden.

"Ewiges Baurecht" für dritte Startbahn

Zum Hintergrund: Normalerweise verfällt eine erteilte Baugenehmigung innerhalb von zehn Jahren, wenn sie nicht genutzt wird. Bei der angedachten dritten Startbahn im Erdinger Moos wäre das im März 2026 der Fall. So lautet die gesetzliche Regelung, und auf diese haben sich viele Startbahngegner im Erdinger Moos verlassen.

Die Regierung von Oberbayern sieht das allerdings anders, wie Anfang der Woche bekannt wurde. Nach Ansicht der Behörde hat der Münchner Airport die Baugenehmigung in Teilen schon genutzt. Grund: In der Baugenehmigung zur dritten Startbahn war unter anderem auch der Bau eines neuen S-Bahntunnels enthalten, und dieser wurde bereits gebaut. Deswegen habe man die Baugenehmigung in Teilen schon umgesetzt, und deswegen sei auch die Erlaubnis zum Bau der dritten Startbahn im Erdinger Moos nach wie vor gültig.

Im Audio: "Ewiges Baurecht" für dritte Startbahn sorgt für Ärger

Ein Schild mit der Aufschrift "Achtung Sperrzone - Betreten oder Durchfahrt nur nach Genehmigung über Funk durch den Kontrollturm" ist auf dem Gelände des Flughafens München zu sehen. Im Hintergrund der Tower.
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Will die Flughafengesellschaft "ewiges Baurecht" für die umstrittene dritte Startbahn des Münchner Flughafens erreichen? Die Grünen vermuten das.

Dieser Artikel ist erstmals am 26. Oktober 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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