Eigentlich hätte sich Monika Binder mit 81 Jahren ihren Ruhestand mehr als verdient. Stattdessen ist sie aber Sprachpatin und Vorstandsmitglied im Verein "Gemeinsam leben & lernen in Europa" in Passau. Mehrmals pro Woche opfert sie ihre Freizeit, um mit Migranten und Geflüchteten Deutsch zu lernen.
Mit Hilfe zum Abschluss
Einer ihrer fünf Schüler ist Lázló Simák. Der gebürtige Ungar lernt seit fünf Jahren Deutsch, die vergangenen drei Jahre zusätzlich mit Monika Binder. "Vor meiner ersten Stunde mit Frau Binder war ich sehr skeptisch. Aber ich habe sofort gemerkt, dass es Spaß machen wird", erzählt der 18-Jährige schmunzelnd. Mittlerweile hat sich László von der Note fünf auf eine drei verbessert. Dieses Jahr wird er seinen Realschulabschluss machen, Frau Binder trägt einen großen Teil dazu bei.
Junge Leute binden sich nicht mehr langfristig ans Ehrenamt
László hatte Glück eine Sprachpatin wie Monika Binder zu finden. Doch vielen Migranten und Geflüchteten fehlt die nötige Unterstützung, weil es zu wenig Ehrenamtliche gibt. Laut Peter Niedermeier, Ehrenamtsbeauftragter der Stadt Passau, engagieren sich hauptsächlich Senioren. Die können ihr Amt nicht unendlich lange ausüben. Jugendliche und Erwachsene hingegen wollten sich nicht mehr langfristig an regelmäßige Termine binden. Zusätzlich ziehen sich potentielle Ehrenamtliche seit Beginn der Corona-Pandemie zurück. "Die Nachfolgeproblematik hat sich dramatisch entwickelt. Es ist immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden", sagt Niedermeier. Das hat Auswirkungen: Projekte im kulturellen Bereich können teilweise nicht mehr stattfinden, im sozialen Bereich fehlen Gruppenleiter.
Auch wenn viele Ehrenamtliche altersbedingt aufgeben, denkt Monika Binder noch nicht ans Aufhören: "Ich diene mir selbst, bleibe im Alter fit und kann gleichzeitig etwas bewirken", sagt sie. Und auch Lázló Simák freut sich mittlerweile darauf, jeden Dienstag mit Frau Binder Deutsch zu lernen.
Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalismus und Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über Menschen und Organisationen auf der Suche nach Nachfolgern, finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.
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