Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik reicht beim Bieranstich ein Krug Freibier in die Menge.
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Bei der Erlanger Bergkirchweih wird es immer sehr voll, wie hier 2017. Trotzdem verzichtet die Stadt auf ein Corona-Schutzkonzept.

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Erlanger Bergkirchweih ohne Maske: Droht Ansteckung?

Erlanger Bergkirchweih ohne Maske: Droht Ansteckung?

Die Stadt Erlangen verzichtet auf ein Corona-Schutzkonzept für die Bergkirchweih. Es werde keine Einschränkungen geben, hieß es. Stattdessen wird Besuchern ein Test empfohlen. Am Haupteingang wird es eine Teststation geben. Aber was bringt das?

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Kurz vor der Eröffnung wird noch auf dem Berg gearbeitet. Viele Tische und Bänke wurden erneuert. Die Kellerwirte bereiten sich auf einen Ansturm vor. Sie begrüßen, dass es nach vielen Diskussionen um die Durchführung der Bergkirchweih nun keine Auflagen geben wird. Am kommenden Donnerstag geht es los. Dann wird wieder dicht an dicht gefeiert, vermutlich mit noch mehr Gästen als früher – und das ohne Masken- und Testpflicht, ohne 3G. Wirt Udo Helbig vom Erich Keller findet das richtig. "Ich glaube nicht, dass das ein Super-Spreader-Event wird. Das ist eine Open-Air-Veranstaltung. Das findet alles an der frischen Luft statt."

Höhere Temperaturen in der Krug-Spülmaschine

Auch der Wirt vom Steinbach Bräu Keller, Christoph Gewalt, ist überzeugt davon, dass der Besuch der Bergkirchweih sicher ist. Aber das hänge natürlich auch vom Verhalten der Besucher ab. Wer Symptome habe oder sich krank fühle, der solle nicht zum Berg kommen und sich lieber testen lassen. Sein Team und er haben sich intensiv mit verstärkten Hygienemaßnahmen auseinandergesetzt, sagt Gewalt. "Wir haben mit Reinigungsmittel-Firmen gesprochen, was es für chlorbasierte Reinigungsmittel gibt, die vielleicht noch wirksamer sind. Höhere Temperaturen in der Krug-Spülmaschine sind auch ein Beispiel. Es gibt viele kleine Stellschrauben, an denen wir schon noch drehen können." Am Haupteingang wird es eine Teststation geben.

Leere Bierbänke unter hohen Bäumen.
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Noch sind die Keller auf dem Erlanger Kirchweihberg abgesperrt. Bald wird gefeiert.

Erlanger Mikrobiologe empfiehlt Masken im dichten Gedränge

Am Mikrobiologischen Institut in Erlangen arbeiten Spezialisten für Virologie. Sie werfen einen unabhängigen Blick auf die Großveranstaltung Bergkirchweih. Professor Christian Bogdan leitet das Institut. Bei der aktuell geringen 7-Tage-Inzidenz von 200 könne man nicht davon ausgehen, dass es zu einer Masseninfektion kommt, sagt er. "Was ich für sinnvoll erachten würde: dass sich die Menschen überlegen, doch eine Maske zu tragen. Zumindest auf dem Weg zum Berg ist das eine Möglichkeit, sich gegenseitig zu schützen." Gerade wenn man sich durch den engen Bergaufgang zwänge, bis man die Bierbank erreicht hat, so Bogdan. Im Endeffekt hänge der Verlauf der Bergkirchweih vom Impf- bzw. vom Genesenen-Status derer ab, die auf die Bergkirchweih gehen. "Die Besucher sollten auf jeden Fall geimpft sein oder aktuell eine Infektion durchgemacht haben, damit sind sie auch geschützt. Ungeimpfte und nicht Genesene, also mit wirklich Null-Immunschutz, die sollten sich das sehr genau überlegen."

Asymptomatischer Schnelltest bringt keine Sicherheit

So viel ist wohl klar: Viele wollen wieder auf den Berg und sehnen die Erlanger Kirchweih herbei. Die Stadt appelliert an die Eigenverantwortung. Der Erlanger Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) wünscht sich, dass sich die Besucher freiwillig testen. Mikrobiologe Christian Bogdan hält davon wenig. "Was die Testung anbelangt, da muss man sagen, wenn die Leute asymptomatisch sind, ist der Antigentest für die Katz. Wir haben das jetzt rauf und runter gesehen, dass ein Antigentest nur was bringt, wenn sie Symptome entwickeln.“ Und da sei ja sowieso die Devise: Wer krank sei, sollte auf keine Veranstaltung gehen.

Weniger Besucher aus Deutschland und dem Ausland

Die Buchungshotlines der Keller stehen kaum still. Viele Tische sind schon reserviert. In früheren Jahren war das Publikum durch große Firmenevents auch international, das ist laut Wirt Udo Helbig vom Erich Keller zumindest bei ihm nicht so. Er hat gerade die Reservierungsbücher noch einmal durchgeschaut. "Wir haben keine Karnevalsausflüge oder Junggesellenabschiede aus dem mittel- und norddeutschen Raum, größere Firmen, auch Erlanger Firmen, haben storniert und zurückgezogen, aus welchen Gründen, wissen wir nicht." Dafür hätten kleine, regionale Firmen und viele Private die Tische reserviert. Sie haben offensichtlich Vertrauen, dass nichts passieren wird.

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