Es ging ihm schlecht vor einem Jahr, sagt Stefan Hirblinger. Zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung, seinen Beruf für Frau und Kind aufzugeben, bereits gefallen, aber noch nicht ausgesprochen. Jetzt ist Hirblinger ein großes Stück weiter: Er feiert erstmals Weihnachten als Familienvater. Am Gottesdienst nimmt er heute als Gläubiger von der Kirchenbank aus teil und nicht mehr als Pfarrer am Altar.
Von der Kirche ausgestoßen
Im Januar informierte Stefan Hirblinger die Leitung des Bistums Regensburg, nur drei Tage danach kam seine Tochter zur Welt - zwei emotionale Extreme für den 57-Jährigen. Auch wenn die Nächte derzeit kurz sind, weil die elf Monate alte Tochter zahnt, Stefan Hirblinger wirkt glücklich und mit sich im Reinen. Dass Gott ihm böse ist, glaubt er nicht. Aber die Amtskirche ist es. Der 57-Jährige gilt als Ausgestoßener, ein rein nach dem Kirchenrecht abgewickelter Fall.
"Man hat mir angeboten, dass wir das verdeckt regeln. Aber das war für mich keine Option." Stefan Hirblinger
Wie die Diözesanleitung mit ihm umgegangen ist, setzt Hirblinger nach wie vor zu. Auch wie die Amtskirche mit den Themen Zölibat, sexueller Missbrauch und Ökumene umgeht, wie weit sie sich von den Gläubigen entfernt hat, beschäftigt ihn.
Aus dem Pfarrer wird ein Lehrer
20 Jahre lang war Stefan Hirblinger Gemeindepfarrer in Paulsdorf bei Amberg. Inzwischen gibt er an einer Amberger Realschule Vertretungsstunden, diskutiert dort mit Jugendlichen über ethische Fragen.
Die nächsten emotionalen Extreme sind jetzt erst mal Weihnachten, und im April folgt die Hochzeit. Standesamtlich.