Herbert Walterfang steigt am Kaufbeurer Busbahnhof Plärrer in den Linienbus und legt seine Fahrkarte auf den Kartenleser. Vor einem dreiviertel Jahr hat er seinen Führerschein bei der Stadt freiwillig abgegeben.
"Ich hatte das Auto schon verkauft, aber ich hatte den Führerschein noch nicht abgegeben", erzählt er. Als er vom Tauschangebot hörte, sagte er sich: "Ja, jetzt gebe ich den Führerschein ab und nutze die Situation, dass ich ein Jahr kostenlos fahren kann." Herbert Walterfang
Männer tun sich schwerer
So wie Herbert Walterfang haben sich auch 123 andere Senioren und Seniorinnen entschieden. "Mit so viel Zuspruch hätten wir nicht gerechnet", sagt Beate Pranschke, die im Servicezentrum am Plärrer die Jahreskarten ausgibt. "Vorwiegend sind es die Frauen, haben wir festgestellt. Die Männer trennen sich da eher schwieriger davon. Das ist für die Männer scheinbar ein größerer Schritt."
OB Bosse: Bewusst freiwilliges Angebot
Vor allem Senioren, die schon länger nicht mehr Auto gefahren sind, geben den Führerschein ab. Aber es sind auch einige dabei, die erst das Tauschangebot endgültig zum Verzicht auf den Führerschein bewegt hat. Wir wollen ältere Menschen nicht unter Generalverdacht stellen, schlechte Autofahrer zu sein, sagt Oberbürgermeister Stefan Bosse. Das Angebot solle beim Nachdenken und beim Entscheidung treffen helfen:
"Es ist ein bewusstes Gegenmodell zu all diesen verpflichtenden Lösungen, wo man sagt: Wer älter wird, der hat mehr Probleme und der sollte regelmäßig überprüft werden. Nein, wir wollen ein freiwilliges Angebot machen und das entsprechend mit dem Busfahrschein unterlegen." Stefan Bosse, Oberbürgermeister von Kaufbeuren
Angebot um ein weiteres Jahr verlängert
Weil das Angebot so gut angenommen wurde, hat der Stadtrat beschlossen, es um ein weiteres Jahr zu verlängern. Senior Herbert Walterfang findet das gut und hofft, dass dadurch noch mehr ältere Menschen vom Auto auf den Bus umsteigen – nicht ohne Hintergedanken. "Weil ich nicht allen alten Leuten traue, dass sie ihr Auto noch sicher beherrschen. Und dass die deshalb besser tun, ihren Führerschein abzugeben und öffentlich zu fahren."