Goldene Vierpassfibel (um 600) aus dem reichen Frauengrab
Bildrechte: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Bildbeitrag

Goldene Vierpassfibel (um 600) aus dem reichen Frauengrab

Bildbeitrag
>

Gauting: Archäologen finden Schmuck aus dem frühen Mittelalter

Gauting: Archäologen finden Schmuck aus dem frühen Mittelalter

Archäologen haben in Gauting bei München kostbaren Schmuck aus dem frühen Mittelalter gefunden. Darunter sind mit Gold und Edelsteinen verzierte Gewandnadeln zum Verschließen von Kleidung, Perlen, Anhänger und repräsentative Waffen.

Bei der Vorbereitung von Bauarbeiten am Gautinger Krapfberg haben Archäologen in Gräbern kostbaren Schmuck aus dem Mittelalter gefunden. Das teilt das Landesamt für Denkmalpflege mit.

Modebewußte Trendsetterin

Besonders kostbar ist der Schmuck einer jungen Frau, die bei ihrem Tod kurz vor dem Jahr 600 kaum älter als 20 Jahre alt gewesen sein dürfte, wie das Denkmalamt mitteilt: 56 Perlen aus Glas und Bernstein, drei Goldanhänger und ein Verschluss aus purem Gold mit Granatsteinen fanden die Archäologen in ihrem Grab.

"Das Grab der jungen Frau ist als eines der reichsten ihrer Zeit im südlichen Bayern einzuordnen. Ihr teurer Schmuck spricht dafür, dass sie einst eine äußerst modebewusste Trendsetterin gewesen sein muss" so der Leiter des Landesamtes, Generalkonservator Mathias Pfeil. "Die Art, wie die Trägerin ihren Mantel mit der Scheibenfibel verschloss, dürfte zum Zeitpunkt der Bestattung gerade erst in Mode gekommen sein".

Internationale Arbeitsteilung bei der Schmuckherstellung

Die Granatsteine, die die Fibel zieren, stammen wahrscheinlich aus Indien. "Funde dieser Art waren echte Statussymbole und zeugen heute von einer zeitweise perfekt funktionierenden internationalen Handels- und Verarbeitungskette im Mittelalter" so Jochen Haberstroh, der zuständige Archäologe am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.

Kriegergrab mit Langschwert und Wurfaxt

Darüber hinaus stießen die Archäologen auf dem frühmittelalterlichen Friedhof auf das Grab eines Mannes, der vermutlich zwischen 510 und 520 beerdigt worden war. Untersuchungen ergaben, dass er zwischen 30 bis 60 Jahre alt wurde. Sein Grab war ungestört. Eine aus Damaszenerstahl gefertigte Spatha (Langschwert), eine Franziska (Wurfaxt) sowie ein eiserner Schildbuckel weisen den Verstorbenen als Krieger aus. Neben einem aus Bein gefertigten Kamm und einem Feuerzeugset fand sich im Hüftbereich des Verstorbenen eine aus Bergkristall geschnittene Gürtelschnalle mit silbernem, ursprünglich vergoldetem Dorn. Sie zeigt, dass der Bestattete ebenfalls zur sozialen Oberschicht gehört hat.

Auch Funde aus der Römerzeit in Gauting

Gauting ist vor allem für seine römische Vergangenheit bekannt. Die jetzigen Grabfunde machen aber deutlich, dass der Ort sicher auch im Frühmittelalter von Bedeutung war. Bereits in den 1860er und 1870er Jahren wurden bei Baumaßnahmen und Erdabtragungen Bestattungen entdeckt. Die aktuellen Funde sind die ersten des großen frühmittelalterlichen Friedhofs in Gauting, die modern ausgegraben und dokumentiert wurden.

Gemeinderat von Gauting muss entscheiden

Eigentümerin ist die Gemeinde Gauting. Deren Gemeinderat wird demnächst darüber beraten, was mit den Funden geschehen soll, etwa ob und wie sie der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

Unter Verwendung von dpa-Material

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!