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Strafjustizzentrum Würzburg

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Gutachter: Opfer von Arnstein starben innerhalb von Minuten

Gutachter: Opfer von Arnstein starben innerhalb von Minuten

Die Opfer des Unglücks in einem Gartenhaus bei Arnstein sind innerhalb von Minuten gestorben. Zu diesem Schluss kommen die Sachverständigen, die heute im Prozess am Landgericht Würzburg gehört wurden. Im Januar kamen sechs junge Erwachsene ums Leben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Weil fünf der sechs Opfer im selben Raum gefunden wurden, geht der medizinische Sachverständige davon aus, dass der Tod so schnell eintrat, dass keiner der Jugendlichen noch auf eigene Symptome oder die der anderen reagieren konnte.

Wie ein Sachverständiger des bayerischen Landeskriminalamts erklärte, strömten die Abgase eines benzinbetriebenen Stromaggregats in das Innere der Hütte. Das war möglich, weil ein Teil der selbstgebauten Konstruktion zur Ableitung der Abgase nach Außen abgefallen war. "

Die Konstruktion war wirkungslos" so der LKA-Sachverständige Manfred Lehmann. Mitbekommen hätte man davon in der Hütte vermutlich nichts. "Das ist ein kleines Stück Eisen, ich bin überzeugt, das kann man nicht hören", so Lehmann vor Gericht. Wieso das Rohrstück vom Aggregat abfiel, ist zur Stunde noch offen. Die Vibration direkt am Aggregat sei nicht sehr stark gewesen, so der Sachverständige. Auch fiel das Rohrstück bei der Nachstellung des Vorfalls nicht herunter.

Tödliche Dosis nach 25 Minuten

Eine Rekonstruktion des LKA hatte ergeben, dass schon zwölf Minuten, nachdem Abgas in die Hütte strömte, eine Kohlenmonoxid-Konzentration vorherrschte, die zur Ohnmacht führte. Nach 25 Minuten wäre in der Rekonstruktion eine tödliche Konzentration erreicht worden.

Angeklagter zutiefst erschüttert

Der Angeklagte ist der 52-jährige Vater von zwei der sechs Toten. Er ist auch der Besitzer der Gartenhütte bei Arnstein. Der Mann hat bereits eingeräumt, dass er das benzinbetriebene Stromaggregat innerhalb der Hütte aufgestellt habe. Die Abgase wollte er mit der von ihm erstellten Rohrkonstruktion nach außen leiten. Der 52-Jährige verfolgte die Verhandlung weitgehend regungslos, nahm immer wieder die Hände vors Gesicht.

Er selbst hatte die Opfer leblos am Morgen nach einer Geburtstagsparty gefunden – eine Tragödie. Schon zum Prozessauftakt am letzten Mittwoch lies der Angeklagte eine Erklärung verlesen, brach immer wieder in Tränen aus: Er wolle keine Schuld abweisen, jede noch so kleine Verantwortung übernehmen – und er bedauere den Tod der vier Freunde seiner verstorbenen Kinder unendlich. Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet auf fahrlässige Tötung.

Urteil am Donnerstag möglich

Ein Urteil könnte berteits am Donnerstag fallen. Bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe wären möglich – oder auch eine Einstellung des Verfahrens. Weil der Angeklagte durch die Tatfolgen selbst so betroffen ist, dass eine Bestrafung völlig verfehlt wäre. Beobachter halten diesen Schritt aber für wenig wahrscheinlich – auch angesichts der hohen Opferzahl.