Forstwirt Stephan Hanke ist in einem eingezäunten Bereich beschäftigt und füllt Wasser aus Auffangbehältern ab.
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Auf einer großen Lichtung im Steigerwald in Franken befindet sich die Waldklimastation Ebrach.

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Hitze und Trockenheit: Wie der Wald leidet

Der Wald leidet. Ein Grund ist der Klimawandel, aber auch Umwelteinflüsse machen den Bäumen zu schaffen. Wie sehr, wird in Bayern an insgesamt 19 Waldklimastationen gemessen. Sie liefern Daten, um so die Wälder für die Zukunft zu erhalten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Auf einer großen Lichtung im Steigerwald in Franken befindet sich die Waldklimastation Ebrach. Forstwirt Stephan Hanke ist in einem eingezäunten Bereich beschäftigt und füllt Wasser aus Auffangbehältern ab. Kabel verlaufen durch den Boden zu einer Messstation. In der Waldklimastation in Ebrach wird ermittelt, welche Umwelteinflüsse auf den Wald einwirken.

Einmal in der Woche liest der Forstwirt die Daten ab. Manche Messwerte werden auch elektronisch übermittelt, erzählt Hanke. Neben Niederschlag werden unter anderem Windgeschwindigkeit, Bodenfeuchte sowie Luft- und Bodentemperatur gemessen. Und auch die Leitfähigkeit des Wassers wird erfasst und dadurch die Schadstoffmenge in der Luft ermittelt. Ausgewertet werden die Daten bayernweit von Wissenschaftlern in der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising.

Meteorologische Messungen im Wald

Aus den langjährigen meteorologischen Messungen im Wald haben die Wissenschaftler der LWF einen mittleren Temperaturanstieg dokumentiert. Dieser beträgt im Sommer 1,8 Grad und im Winter zwei Grad, so Stephan Raspe von der LWF. Die Niederschlagsmengen hätten dagegen im Sommerhalbjahr tendenziell eher abgenommen und im Winterhalbjahr leicht zugenommen.

Besonders markant sei die Häufung von trockenen, heißen Sommern in den vergangenen 20 Jahren. Allein seit 2015 wären vier Sommer sehr heiß und trocken gewesen. Dadurch sei die Anzahl an Trockentagen, in denen nur noch wenig Wasser für die Bäume im Boden zur Verfügung steht, im letzten Jahrzehnt deutlich angestiegen. "Einen besonderen Schwerpunkt der klimatischen Veränderung stellt Unter- und Mittelfranken dar, da es hier auch vorher schon wärmer und trockener war als im Rest von Bayern", so der Wissenschaftler der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.

Wenig Wasser macht Steigerwald zu schaffen

Die steigenden Temperaturen und die Trockenheit bemerken auch die Förster im Steigerwald. "Wir stellen im Wesentlichen fest, dass der Niederschlag in der Vegetationsperiode von Mai bis Oktober, in der Zeit, in der Bäume wachsen, abnimmt", erklärt Benjamin Göbel, Forstingenieur und Revierleiter in Schlüsselfeld am Amt für Ernährung und Forsten. Seit 2015 sei das im Steigerwald, aber auch in ganz Franken deutlich erkennbar. Dadurch verändere sich der Wald, denn die Buchen im Steigerwald verlieren immer mehr Blätter, erklärt Göbel und zeigt auf Bäume, die einige kahle Stellen aufweisen. Vor allem alte, große Buchen bekommen demnach nicht mehr genügend Wasser und sterben ab.

Die Wissenschaftler der LWF in Freising sehen die Temperaturerhöhung sowie eine Zunahme von Extremereignissen und den Rückgang der Wasserversorgung der Wälder als Herausforderung an. Das wirke sich sowohl auf das Wachstum als auch auf die Vitalität der Bestände aus, so Stephan Raspe. So sei zum Beispiel der Zuwachs der Bäume an den Waldklimastationen in den extremen Trockenjahren teilweise um bis zu 40 Prozent geringer gewesen als in Normaljahren. Hinzu käme ein deutlich höherer Schädlingsbefall, sodass viel mehr Bäume absterben.

Neu gepflanzte Bäume sollen Wald erhalten

Damit die Wälder in Zukunft erhalten bleiben, beschäftige sich die LWF in der Abteilung Boden und Klima mit dem Waldumbau. Dafür sollen neue Bäume gepflanzt werden, die an verschiedenen Standorten in Bayern in den kommenden 100 Jahren besser mit wenig Wasser und höheren Temperaturen zurechtkommen. Das sind teils heimische, aber auch nicht heimische Baumarten, erklärt Raspe. "Schlüssel dabei werde auch eine Abkehr von Reinbeständen hin zu stabileren Mischbeständen sein."

Mit der Pflanzung von hitzeresistenteren Bäumen beschäftigen sich auch die Förster im Steigerwald. Der reine Buchenwald in Ebrach soll in einen Mischwald mit Eichen, Kirschen oder Feldahorn umgewandelt werden, so Forstingenieur Göbel. Damit im Steigerwald in Zukunft mehr Bäume wachsen, die heiße und trockene Sommer besser vertragen.

Waldklimastationen befinden sich in ganz Bayern

Auf Beschluss des Bayerischen Landtags betreibt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft mehrere Waldklimastationen in typischen Waldregionen Bayerns. Neben der Station in Ebrach zum Beispiel auch im Höglwald in der Nähe von Augsburg, im mittelfränkischen Dinkelsbühl oder im oberbayerischen Berchtesgaden. Die Waldklimastationen sind zum Teil seit 1990 in Betrieb, so Stephan Raspe von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.

An derzeit 19 Waldklimastationen würden die wechselnden Umwelteinflüsse der Witterung oder von Luftschadstoffen auf die chemischen und biologischen Lebensabläufe im Wald langfristig dokumentiert und bewertet. In ganz Deutschland befänden sich derzeit 68 Messstationen des forstlichen Intensivmonitorings, so Raspe. "Es gibt übrigens auch in 42 Staaten Europas über 600 vergleichbare Flächen, zu denen wiederum die deutschen und damit auch die bayerischen Flächen gehören. Dieses Programm wird vom ICP Forests koordiniert, einer Organisation aus der Genfer Luftreinhaltekonvention." Daten für aktuelle Wetterberichte liefern diese Stationen aber nicht.

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