Beim "Sonntags-Stammtisch" im BR-Fernsehen war diese Woche u.a. der Ehrenpräsident des FC Bayern München Uli Hoeneß zu Gast. Es ging um die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar. Bei der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft sei nicht alles in Ordnung gewesen, räumte Uli Hoeneß dabei ein. Es sei aber wichtig, dass der internationale Sport in Ländern wie Katar weiter stattfinde. Hoeneß behauptete: "Es ist nachgewiesen, dass die Menschenrechte in Katar am besten vorankommen im ganzen Nahen Osten."
Der ehemalige Skirennläufer und Stammgast in der Sendung, Christian Neureuther, fürchtet indes um die Glaubwürdigkeit des Sports. Bei olympischen Winterspielen in totalitären Staaten wie China und Russland gehe es nicht mehr um die Werte des Sports, so Neureuther: "Dann kommt der Fußball dazu, mit Katar, mit Infantino, mit Korruption… Es geht nur noch ums Geld!" Die jüngste Entscheidung des asiatischen Olympia-Komitees für die asiatischen Winterspiele 2029 in Saudi-Arabien ärgere ihn besonders, so Neureuther.
Sponsorenverträge und Geschäfte mit Katar
Dem FC Bayern München und dessen Ehrenpräsidenten Hoeneß riet Neureuther, das Engagement in Katar zu überdenken: "Ihr seid so ein toller Verein, ihr seid so ideell aufgestellt. Vielleicht hebt es euch noch höher, wenn man das Engagement überdenkt." Der FC Bayern München hat einen noch bis 2023 laufenden Sponsorenvertrag mit der staatlichen Fluglinie Qatar Airways. Diesen Vertrag würde Hoeneß verlängern, aber er habe es nicht zu entscheiden, antwortete der ehemalige Manager des Fußballclubs.
- zum Artikel: "Geld.Macht.Katar": Das Emirat und der Islamismus
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Entschädigungsfonds für Opfer
Die Grünen-Politikerin und Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer verwies derweil in der BR-Sendung auf viele tote Gast- und Wanderarbeiter und forderte: "Hier muss der Weltfußballverband endlich Verantwortung für sein Handeln übernehmen und einen Entschädigungsfonds für die Menschenrechtsverletzungen, für die Hinterbliebenen einrichten."
Die Nachfrage von Moderator Hans Werner Kilz, ob ein Sportverein hier höhere moralische Maßstäbe ansetzen sollte als die Wirtschaft – Katar habe schließlich auch bei deutschen Firmen wie Porsche, RWE oder der Deutschen Bank Anteile –, beantwortete Hoeneß so: "Es ist komisch, dass fast nur in Deutschland über diese Themen gesprochen wird." Der ehemalige Manager verwies auf eine Studie, wonach 87 Prozent der Länder weltweit anders mit Menschenrechten umgehen würden als Deutschland: "Wenn man nirgends mehr internationalen Sport macht in Ländern, wo die Menschenrechte so gehandhabt werden wie bei uns, dann müssen wir aufhören."
Entschädigungen von mindestens 440 Millionen US-Dollar – das ist exakt die Höhe der Preisgelder bei der WM – haben die Menschenrechtsorganisationen Anmnesty International, Human Rights Watch und FairSquare vom Fußballverband FIFA gefordert. Auch etliche europäische Fußballverbände, wie der norwegische, der englische, der niederländische und jüngst auch der französische, unterstützen grundsätzlich eine Forderung nach Entschädigungen – eine Position, die auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vertritt.