Die Innenstadt braucht neue Konzepte - darüber waren sich die Bürgerinnen und Bürger bei "jetzt red i" am Mittwochabend live aus Schweinfurt einig. Mit der Umsetzung sind viele aber unzufrieden. Der Vorwurf, dass der Dialog zwischen der Schweinfurter Bürgerschaft und der Stadtverwaltung über konkrete Lösungsansätze fehle, flammte immer wieder auf: Zu hohe Parkgebühren, bürokratische Hürden oder die Rückzahlung von Coronahilfen. Die Liste der Vorwürfe an Stadtverwaltung und Landesregierung war lang.
Knapp 100 Bürgerinnen und Bürger waren in die Stadthalle Schweinfurt gekommen, um bei "jetzt red i" über die Zukunft der Innenstädte zu diskutieren. Auf dem Podium stellten sich die Landtagsabgeordnete Inge Aures (SPD) und Staatsminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) den Fragen und Forderungen. Rede und Antwort stand außerdem der Oberbürgermeister Schweinfurts Sebastian Remelé (CSU).
Gestalten statt Verwalten
Remelé ist einer derjenigen, denen Axel Schöll, Schuhhändler in Schweinfurt, schon vor Sendungsbeginn "ein über Jahre aufgestautes Desinteresse" an den Anliegen der Einzelhändler und Schweinfurter vorwirft. Hauptkritikpunkt von Schöll: Der fehlende Dialog mit der Stadt. Statt miteinander werde übereinander geredet. "Da muss gestaltet werden, angepackt werden und nicht nur rumgesessen und verwaltet", meinte der Einzelhändler. Die Fachleute für die Gestaltung der Innenstadt der Zukunft sieht er nicht nur im Rathaus beziehungsweise in den Parlamenten, sondern betont die Rolle von Bürgerforen für den Erfolg eines solchen Vorhabens. Doch diesen Vorwurf möchte Oberbürgermeister Remelé nicht auf sich sitzen lassen. Es hätte bereits "engen Austausch" mit dem Einzelhandel, mit der Kultur sowie mit Eigentümern gegeben, sagte der Politiker.
Doch Schöll ist mit seiner Forderung nicht allein. Mehr Kommunikation hätte sich beispielsweise auch Einzelhändlerin Renate Riemer gewünscht, die sich in der Sendung ebenfalls direkt an den Oberbürgermeister richtete. "Wir haben uns im Stich gelassen gefühlt", erklärte sie im Nachgang der Sendung, äußerte sich aber hoffnungsvoll, dass Remelé versuchen werde, den Händlern entgegenzukommen.
Treffpunkt in der Innenstadt vor dem Aus?
Margit Schikowski und Gabi Sauer, schilderten die Lage in der Schweinfurter Kaufhof Filiale, die Ende Januar 2024 schließen soll. Die beiden arbeiten seit über vier Jahrzehnten für die Galeria Karstadt Kaufhof. Sie thematisieren, dass für sie nicht nur ihr Arbeitsplatz wegbreche. Die Stammkundschaft sei für sie Familie geworden, erzählt Schikowski. "Ich weiß Sachen von meinen Kunden, das weiß, glaube ich, nicht einmal der Partner", scherzt sie in der Sendung. Besonders für Ältere sei die Filiale ein wichtiger Anlaufpunkt. Auch Gabi Sauer betont, dass die Schließung für die Schweinfurter "ein schwerer Verlust" sei.
Wunsch nach mehr Geselligkeit
Beide äußern zudem Bedenken an einer mit Bundesmitteln geförderten Initiative der Stadt: "Schweinfurt FABulous". Ein Teilprojekt dieser Initiative plant, Ateliers in Leerständen der Innenstadt zu ermöglichen. "Ich weiß nicht, ob die Schweinfurter solche Kunstkenner sind", sagt Schikowski. Stattdessen wünsche sie sich mehr "Geselligkeit". Hier biete das Umland mehr, doch auch unter Schweinfurtern bestehe der Wunsch nach Lokalen, in denen auch Ältere trinken oder tanzen gehen könnten. "Es is ja nicht so, dass wir daheim sitzen und stricken", fügt sie hinzu.
Neue Konzepte sind gefragt
In der Diskussion um die Zukunft der Innenstadt trafen bei "jetzt red i" Forderungen des Einzelhandels sowie alte und neue Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zusammen. Diese wurden an die Landesregierung, aber vor allem an die Stadtverwaltung gerichtet. Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber animierte zur Innenstadtbelebung aus der Bürgerschaft heraus. Es stünden umfangreiche staatliche Fördermittel bereit, die von den Kommunen abgerufen werden können.
Auch die SPD-Politikern Inge Aures betont, wie wichtig es sei, dass neue Konzepte für die Innenstadt erarbeitet und umgesetzt werden. In der Kulmbacher Innenstadt sei im letzten Jahr ein Volleyballfeld eröffnet worden, das sehr gut angenommen werde. Nach der Sendung sind sich viele einig: zusammenzukommen, um miteinander über weitere Ideen und deren Umsetzung zu diskutieren, das sollten sie nicht nur bei "jetzt red i".
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