Landwirtin Martina Roth ist sauer. Denn eine Förderung wird überraschend ausgesetzt. "Mir hat es wirklich den Boden unter den Füßen weggezogen", sagt sie. "Ich hab' gedacht, ich fall vom Glauben ab."
Wer Subventionen beantragen wollte, geht leer aus
Das ist passiert: Martina Roth hat im August ordentlich Klee angesät für einen Humusaufbau. Das findet der Freistaat gut und gibt dafür bisher Geld – gut für den Boden und die Bauern. Doch dann hat das Bayerische Landwirtschaftsministerium überraschend die Förderung ausgesetzt. Wer fürs kommende Jahr diese Subventionen beantragen wollte, geht nun leer aus und steht da wie Landwirtin Martina Roth: "Wir haben das über mehrere Tage gesät", sagt sie.
Hinzu kommen noch Arbeiten wie Walzen, damit das Saatgut auch ordentlich wächst. "Und dann haben wir allein in Saatgut rund 5.500 Euro investiert." Gut 300 Euro hätte es gegeben pro Hektar. Martina Roth hat unterm Strich mit mehr als 10.000 Euro gerechnet. Doch daraus wird nichts.
Ministerium: Ziele des Humusaufbau übertroffen
Die Förderung zum Humusaufbau ist eine von vielen des sogenannten "Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms" – kurz: Kulap. Ein Interview mit Michaela Kaniber (CSU) kommt nicht zustande.
Der BR erhält eine schriftliche Antwort aus dem Landwirtschaftsministerium: Erster Grund für die Aussetzung: Die Ziele der Maßnahmen zum Humusaufbau seien übertroffen worden. Michaela Kaniber wird so zitiert: "Die Aussetzung ist daher nur konsequent, auch weil wir bei der Humusfruchtfolge mit über 1.000 Prozent Zielerreichung unser selbst gestecktes Planziel bis 2027 bereits jetzt nach zwei Jahren vielfach übertroffen haben."
Gefahr der Doppelförderung?
Wenn Ziele erreicht worden sind, müsse die Förderung hinterfragt werden. So will es auch die EU, erklärt das Ministerium. Zweiter Grund: Das Förderprogramm sei vielen Landwirten zu bürokratisch, schreibt das Ministerium. Das gehe aus einer groß angelegten Umfrage des Ministeriums unter Landwirten hervor. Deshalb soll es weniger Einzelmaßnahmen geben.
Und der dritte Grund: Kanibers Ministerium müsse eine Doppelförderung ausschließen. Tatsächlich fördert auch der Bund die vielfältige Fruchtfolge. Doch vom Bund gibt es lediglich 60 Euro pro Hektar. Zu Erinnerung: In Bayern waren es bisher gut 300 Euro.
Ökoverband: "Für Betriebe wirklich miserabel"
Die Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) sieht vor allem den Zeitpunkt der Förderaussetzung kritisch. Der Vorsitzende Thomas Lang sagt: "Es gibt viele Betriebe, die bereits angesät haben, für die ist das wirklich miserabel." Mindestens 150 Betriebe sind nach Aussage der LVÖ betroffen. Zur kurzen Frist der Aussetzung schreibt das Landwirtschaftsministerium: "Die Betriebe haben auf eigenes unternehmerisches Risiko gehandelt." Denn es sei keine Aussaat vor der Antragstellung notwendig gewesen.
Das Landwirtschaftsministerium mag nachvollziehbare Gründe für die Aussetzung der Förderung haben. Dennoch hat Michaela Kanibers Ministerium viele Landwirte kalt erwischt. Voraussichtlich im November soll das Thema im Landtag behandelt werden.
Im Video: Förderstopp - Biobauern kritisieren Kaniber
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