"Vor einem Jahr habe ich immer Neues gekauft, aber in letzter Zeit nicht mehr wirklich", heißt es in der Fußgängerzone von einem Schüler im oberbayerischen Freising. Alles sei sehr teuer geworden, sagt auch eine Mutter: "Essen, Kleidung, alles für das Kind". Ein junger Passant, der als Bestatter arbeitet, macht es auch am Preis der Leberkässemmel fest, "dass die ganz schön angezogen haben. Und generell auch: Ich kaufe weniger Fleisch, weil das ist echt brutal, wie das teurer geworden ist."
- zum Artikel: Inflation: Was tun gegen hohe Lebensmittelpreise?
Sparen vor allem bei "Luxusartikeln"
Laut dem Handelsverband Deutschland sparen die Verbraucher zuerst bei "nicht unbedingt notwendigen" Artikeln. Neben Elektronik, Möbeln und Kleidung fallen auch typische "Luxusartikel" wie Kosmetik oder Feinkostkäufe zunehmend weg. Kleinere Geschenke oder Extras wie Blumensträuße und hochwertige Lebensmittel werden ebenfalls oft gestrichen, da die meisten Deutschen aktuell angeben, sich weniger leisten zu können als noch vor sechs Monaten.
Preise für Verbraucher steigen seit Jahren
Kein Wunder: Bis auf kleinere Ausnahmen steigen die Preise für Verbraucher seit Jahren. Für ihre Wohnung, die Heiz-, Wasser- und Stromversorgung mussten Menschen in Bayern im Laufe der letzten vier Jahre im Schnitt 15 Prozent mehr zahlen, für Lebensmittel rund 29 Prozent. Möbel und Haushaltswaren sind etwa 20 Prozent teurer.
Vor allem Jüngere, Alleinerziehende und Rentner sind überdurchschnittlich betroffen, wie auch der kürzlich veröffentlichte "Schuldneratlas" der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigt.
Einzelhandel merkt verändertes Kaufverhalten
Seit ein paar Monaten fallen die Energiepreise zwar, und damit auch die Teuerungsraten. Trotzdem scheint es, als säße das Geld bei den Kunden nicht mehr so locker, beobachtet Johannes Grimm, der in Freising ein Küchen- und Haushaltseinrichtungshaus in vierter Generation führt. Die Kunden seien in diesem Jahr zurückhaltender gewesen.
Größere Anschaffungen wie Gasgrills oder Ähnliches seien in diesem Jahr nicht so gut gelaufen. Und das, obwohl Bayern laut Landesamt für Statistik noch immer das deutschlandweit einkommensstärkste Bundesland ist.
Handelsverband: "Einkaufen ist Psychologie"
Den Handelsverband Bayern wundert die teils gedrückte Stimmung der Verbraucher nicht. "Einkaufen ist Psychologie", so Bernd Ohlmann vom Handelsverband: "Wenn es einem gut geht, wenn man das Gefühl hat, der Arbeitsplatz ist sicher, dann ist man eher ausgabebereit. Wenn weltpolitische Krisen ein Gefühl der Verunsicherung erzeugen, dann hält man das Geld zusammen."
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