Seit rund einem Jahrzehnt beschäftigt sich der Stadtrat in Ingolstadt mit einem so charmanten wie komplizierten Bauvorhaben: Eine ehemalige Industriehalle soll künftig Kunst beherbergen.
33 Millionen Euro für den Umbau der Gießereihalle reichen nicht
Konkret: Die historische Gießereihalle nahe der Donau soll zum neuen Zuhause für das Museum für Konkrete Kunst und Design werden. Mehrfach wurde der Zeitplan für das Projekt schon verschoben. Mehrfach wurde auch der Kostenrahmen aufgestockt. Nach geltendem Beschluss des Stadtrats darf der Umbau maximal 33 Millionen Euro kosten. Doch diese Zahlen sind nicht mehr zu halten.
Grundwasser, Denkmalschutz: Viele Faktoren treiben die Baukosten
Die Stadt hat den externen Projektsteuerer Robert Rieger gebeten, noch einmal genau nachzurechnen. Im Kulturausschuss hat der Experte nun seine neuesten Zahlen auf den Tisch gelegt. Damit steht fest: Um acht bis zehn Millionen verteuert sich das geplante Projekt. Der Experte aus Augsburg nennt dafür gleich mehrere Gründe. Extra-Geld benötigt die komplizierte Fundamentierung, denn der Baugrund liegt nahe der Donau und das Grundwasser drückt nach oben. Zusatzkosten verursachen auch der Denkmalschutz sowie bisher unentdeckte Schäden am historischen Dach der Gießereihalle. Dazu kommen die allgemeinen Preissteigerungen am Bau.
Weiterbauen oder Verträge kündigen oder gar Aussteigen?
Noch ist völlig offen, wie es nun mit dem Projekt weitergehen wird. Robert Rieger bietet dafür drei Szenarien an. Erstens: Die Stadt könnte weiterbauen und dabei weitere Millionen Euro ausgeben. Zweitens: die Stadt könnte auch bestehende Verträge mit diversen Bau-Dienstleistern kündigen und neu verhandeln. Dabei gebe es jedoch zahlreiche juristische Unwägbarkeiten. Als dritte Variante erwähnte der Projektsteurer auch einen Ausstieg aus dem Bauprojekt. Allerdings fügte er gleich an, dass die Gießereihalle auch in diesem Fall nicht einfach so stehen bleiben könne. „Der Verbau muss zurückgebaut werden, das Dach muss gesichert werden. Auch da entstehen Kosten. Und: Es fallen wohl viele Fördermittel weg.“ Jede der Varianten verursacht also weitere Kosten. Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll bezeichnete die missliche Lage als „Wahl zwischen Pest und Cholera“.
Projektabbruch „nicht viel günstiger“
In den kommenden vier Wochen erarbeitet nun das Baureferat detaillierte Szenarien. Spätestens im Juni will Baureferent Gero Hoffmann dem Stadtrat Details vorstellen. Dann muss das Gremium entscheiden, ob der Bau trotz der enormen Kostensteigerung weitergehen soll. Baureferent Hoffmann machte aber schon jetzt deutlich, dass auch ein Abbruch des Projekts „nicht viel günstiger kommt und dann hat man gar nichts.“
Fertigstellung für 2022 ausgeschlossen
Klar ist derzeit nur, dass der Zeitplan für den Bau auf keinen Fall mehr zu halten ist. Das Gebäude werde sicher nicht im nächsten Jahr fertiggestellt, so Robert Rieger, Projektsteuerer Meixner + Partner aus Augsburg. Damit rechnet auch Kulturreferent Gabriel Engert. Für das Jahr 2022 werde das Museum für Konkrete Kunst deshalb in seinen bisherigen Räumlichkeiten bleiben und dort ein „normales Museumsjahr planen“.
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