Katze auf dem Baum, Eichhörnchen im Gullydeckel: Die Münchner Feuerwehr kennt sich aus mit Tieren, die vom rechten Weg abgekommen sind. Aber drei ausgewachsene Flusskrebse in einem öffentlichen Brunnen? Das war vor wenigen Tagen ein Novum. Mitarbeiter des Baureferats hatten die Stadt winterfest machen wollen und dabei die 15 Zentimeter großen Tiere auf dem Grund eines Beckens entdeckt. Auf der Hauptfeuerwache wurde sie als heimische Flusskrebse identifiziert und in der Isar freigelassen.
LfU: Galizischer Sumpfkrebs vermutlich aus Delikatessenhandel
Hätten die Krebse also gar nicht in der Isar landen dürfen? Und mit welcher Gattung haben wir es nun zu tun? "So wie auf den Fotos zu sehen, handelt es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um Galizische Sumpfkrebse", bestätigt ein Sprecher des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) die Theorie unseres Lesers Christian S. Diese können etwa im Delikatessenhandel gekauft und ausgesetzt werden - die wahrscheinlichste Variante ihrer Herkunft. Genau sagen lässt sich das nur, wenn die Tiere vorliegen. Dann kann man anhand der Augenleisten, Scheren oder der sogenannten Bedornung des Panzers Krebse genau bestimmen. Galizische Sumpfkrebse sind großwüchsig und können bis zu 20 Zentimeter Länge erreichen. Von den Krebsen geht grundsätzlich keine Gefahr für den Menschen aus. Hätte jemand unerlaubterweise seine Füße in den Brunnen gehalten, hätten ihre Scheren aber schmerzhaft zukneifen können.
Leser warnten zurecht vor der Krebspest
Der Galizische Sumpfkrebs gilt laut LfU als invasive Krebsart. Diese Tiere sind in der Regel konkurrenzfähiger als die heimischen Arten Edelkrebs und Steinkrebs und können diese verdrängen. Die Krebspest, vor der auch unsere Leser gewarnt haben, wird durch invasive nordamerikanische Krebsarten übertragen. Sie ist für die heimischen Krebse und auch für den Galizischen Sumpfkrebs tödlich.
Vernichtung ganzer Bestände von Edel- oder Steinkrebsen
Durch Übertragung auf die heimischen Arten, die keine Abwehrkraft gegen den Erreger haben, bricht die Krankheit aus und vernichtet in kurzer Zeit ganze Bestände von Edel- oder Steinkrebsen. "Die Verbreitung von invasiven Krebsen ist aktuell eine große Bedrohung für die bayerische Krebsfauna", bestätigt der LfU-Sprecher. Die Krankheit sei aber für andere Lebewesen und den Menschen ungefährlich. Durfte die Feuerwehr die nicht einheimischen und invasiven Krebse dann überhaupt in die Isar setzen? Eigentlich nicht, meldet das LfU: "Krebse oder Fische dürfen nur mit Genehmigung durch den Fischereirechtsinhaber in Gewässer eingesetzt werden. Der Besatz mit gebietsfremden Arten ist außerdem gesetzlich ausdrücklich verboten." Beim Münchner Krebsfund hätte sich die Feuerwehr also lieber nochmal an fachkundige Stellen wie das LfU gewandt.