Josef Bayer steht auf einem Feld, das eigentlich einmal das in Deutschland werden sollte, auf dem sich jeder selbst Hanf pflücken könnte. Die Cannabispflanzen standen schon, als der Landwirt den Plan 2018 hatte. Doch aus dem Selbstpflückfeld wurde nichts.
Erster Rückschlag im Geschäft mit Hanf
"Eine Woche vor der Eröffnung, als ich den Post auf Facebook und Instagram hochgeladen habe, stand ein paar Stunden später die Staatsanwaltschaft Coburg vor der Tür und sagte: Wenn Sie das Feld eröffnen, dann begehen Sie eine Straftat." Für Josef Bayer war das damals ein erster Rückschlag im Geschäft mit Hanf. Es klingt paradox, aber durch die Cannabis-Legalisierung kommt jetzt, sechs Jahre später, ein weiterer hinzu.
Zum Hanf kam Bayer eigentlich aus persönlichen Gründen: Ein sogenanntes Reizdarmsyndrom verursacht bei ihm Magenbeschwerden, ein befreundeter Hanfbauer empfahl ihm deshalb, er solle es mit Produkten aus Cannabidiol, kurz CBD, probieren. Die Mittel versprechen Entspannung, ohne zu berauschen. Bayers Beschwerden wurden durch die Einnahme von Ölen besser.
28 Fußballfelder: Hanfanbau im großen Stil
Und so fing der gelernter Gärtner 2017 an, Hanf in großem Stil anzubauen: Auf Flächen so groß wie 28 Fußballfelder züchtete er die Pflanzen hoch. Einen kurzzeitigen Hanf-Boom hat Bayer damals ausgelöst, er sei zu jener Zeit "Bayerns größter Hanfbauer" gewesen, sagt er heute. Den angebauten Hanf hat er unter anderem zu Ölen und Schnäpsen verarbeitet.
Doch auf Dauer schien ihm die Produktion und der Handel mit den Hanfprodukten nicht attraktiv: Das Geschäft warf zu wenig Gewinn ab. Und: Es verursachte zu viel Bürokratie. Denn die Rechtslage zu CBD-Produkten ist in Deutschland verzwickt. Die Öle oder Kapseln gibt es zwar zum Beispiel in Hanfläden oder in der Drogerie zu kaufen, doch zugelassen sind sie eigentlich nicht.
CBD: Noch viele Fragen offen
Als das Cannabis-Gesetz in Deutschland immer konkreter wurde, hoffte Bayer, dass das Geschäft mit CBD-Produkten klarer reguliert werden würde. Doch auch nach dem neuen Gesetz sind noch viele Fragen offen. "Was ist mein CBD, wenn ich es an einen Endkunden anbiete? Ist es ein Medizinal-Wirkstoff oder ist es vielleicht doch nur ein Nahrungsmittel oder ein Genussmittel? Wie darf ich es anbieten? Als was wird es denn überhaupt eingestuft?" – Diese Fragen beschäftigen Bayer auch nach Einführung des neuen Gesetzes.
Hanfanbau aufgegeben
Das Geschäft mit dem Hanfanbau hat Bayer inzwischen aufgegeben, heute hat er nur noch Restbestände aus früheren Jahren. Aus einem Teil davon stellt er weiterhin CBD-Öle her und verkauft sie. Doch für den Großteil seiner Bestände hat er keine Verwendung. "Keiner ist in der Lage, acht Tonnen Hanfsamen zu einem einigermaßen vernünftigen Preis aufzunehmen, weil es am Weltmarkt billigere Preise gibt", sagt Bayer.
Auch nach der Einführung des Cannabis-Gesetzes sind für Bayer also noch viele Fragen offen. Und solange das so ist, baut er auch keinen Hanf mehr an, sondern konzentriert sich auf sein Kerngeschäft: Auf dem Selbstpflückfeld gibt es demnächst bald wieder Erdbeeren.
Dieser Artikel ist erstmals am 7.04.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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