Der Allgäuer Extrembergsteiger und Bergführer Luis Stitzinger ist am Achttausender Kangchendzönga im Himalaya tödlich verunglückt. Das haben die in Kathmandu lebende deutsche Bergsteigerin Billi Bierling am Dienstag und auch der Himalaya-Blogger Stefan Nestler bestätigt. Beide sind in Kontakt mit Stitzingers Ehefrau Alix von Melle, ebenfalls eine Extrembergsteigerin, die auch vor Ort ist.
Laut Billi Bierling hat ein Suchteam aus mehreren Sherpas den leblosen Körper des Allgäuers auf einer Höhe von 8.400 Metern gefunden. Die Männer hätten ein günstiges Wetterfenster genutzt und seien am Dienstagabend bis ins sogenannte Lager 4 aufgestiegen, sagte Bierling dem BR in der Fernsehsendung Abendschau in einem Live-Interview.
Stitzinger soll am Unfalltag sehr erschöpft gewesen sein
Laut der Alpin-Expertin Bierling war Luis Stitzinger ein sehr versierter und zugleich sehr vorsichtiger Bergsteiger. Der 54-Jährige sei von Kindesbeinen an in den Bergen unterwegs gewesen und habe nie einen großen Unfall gehabt.
Das Problem sei wohl eher gewesen, dass Stitzinger am Tag des Unfalls wohl schon erschöpft gewesen sei, vermutet Bierling. "Der Gipfeltag ist wahnsinnig lang. Der Gipfel ist etwa 8.500 Meter hoch. Das heißt, Luis war 22 Stunden in der großen Höhe unterwegs, ohne Flaschensauerstoff, wie er natürlich geht, wenn er nicht führen muss – wirklich alpinistisch mit seinem eigenen Gepäck."
Stitzinger sei dann noch vom Gipfel abgestiegen und habe noch eine Nachricht per Funk übermittelt ans Basislager. Es hieß auf 8.300 Metern, dass er jetzt absteige und bald ankommen werde im Lager 4, das auf 7.300 Meter liegt. Aber dort sei er nie angekommen.
Todesursache ist noch nicht geklärt
Ein paar Bergsteiger, die Stitzinger auf dem Gipfelgang getroffen haben, hätten bestätigt, dass er schon sehr müde gewesen sei. Man müsse bedenken, so Bierling, der Kangchendzönga sei immer Stitzingers Traum gewesen. "Da wollte er immer hoch. Vielleicht war er da ein bisschen zu sehr getrieben, zu sehr fokussiert und hat nicht so richtig auf seinen Körper gehört."
Was aber genau passiert sei, ob Stitzinger abgestürzt oder an Erschöpfung gestorben sei, das müsse man jetzt abwarten. Alles andere sei nur Spekulation im Moment, so Bierling.
Leiche Stitzingers wird vom Berg geholt
Auch der Bergsteiger Stefan Nestler hat auf seinem Blog "Abenteuer Berg" den Tod Stitzingers bestätigt. Dort heißt es: "Nun ist es traurige Gewissheit. Luis Stitzinger, einer der erfolgreichsten Höhenbergsteiger Deutschlands, ist tot."
Ein Sherpa-Suchteam des nepalesischen Veranstalters Seven Summit Treks (SST) fand den 54-Jährigen am Kangchendzönga leblos auf einer Höhe von rund 8.400 Metern, sagte auch SST-Chef Mingma Sherpa der in Kathmandu erscheinenden Zeitung "The Himalayan Times". "Diese Informationen bestätigte mir gegenüber auch Alix von Melle, Stitzingers Ehefrau."
Am Mittwoch versuchte ein Team aus fünf Sherpas, die Leiche in das zweite Höhenlager des Berges an der Grenze zwischen Indien und Nepal herunterzubringen, um sie von dort ausfliegen zu können.
Ehefrau von Melle dankt gestorbenem Bergsteiger
Die erfolgreiche Höhenbergsteigerin Alix von Melle verabschiedete sich auf dem gemeinsamen Instagram-Account von ihrem Ehemann. "Die 25 Jahre an Deiner Seite waren die besten meines Lebens. Danke, dass ich Dich in dieser Zeit begleiten durfte", postete sie am Mittwoch nach dem bestätigten Tod. "Die Berge waren Dein und unser Leben. Der Kangchendzönga Dein ganz großer Lebenstraum, den Du Dir noch so gerne erfüllen wolltest. Deine Augen haben vor Begeisterung geglänzt, wenn Du von ihm gesprochen hast."
Trauer im Allgäu und bei den Hinterbliebenen
Nach der Bekanntgabe seines Todes herrscht in seinem Heimatort Füssen große Trauer. Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) sagte BR24: "Mit tiefer Betroffenheit habe ich von dem tragischen Unfall des erfahrenen und sehr besonnenen Extrembergsteigers Luis Stitzinger erfahren. Mein Beileid gilt der ganzen Familie."
- Zum Nachruf auf Luis Stitzinger: Höhenbergsteiger stirbt in Nepal
Im Audio: Am 9. Juli 2019 war Luis Stitzinger im BR bei Michael Hafner in "Habe die Ehre!" zu Gast
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