Dem italienischen Seher war die Heilige Maria hier nach seinen Angaben schon einmal erschienen. Vergangenen März war das, damals sind etwa 300 Gläubige nach Unterflossing gekommen. Dieses Wochenende waren es leicht doppelt so viele. Unter ihnen BR-Korrespondent Hans Häuser, der nachgeschaut hat, ob sich die Ankündigung erfüllt. Auf der Wiese vor der Sankt Laurentius-Kapelle sichern sich die ersten schon drei Stunden vor dem Termin die besten Plätze, stellen ihre mitgebrachten Klappstühle auf. Reisebusse rücken an, aus Günzburg kommen die Gläubigen, aus Österreich, sogar aus Nordrhein-Westfalen.
Skepsis vom Bürgermeister
Aber nicht alle sind so überzeugt von dem nahenden Wunder. Lorenz Kronberger zum Beispiel, der Bürgermeister von Polling, zu dem der Ortsteil Unterflossing gehört.
"Ich bin sehr gut und tief im Glauben verwurzelt, aber diese Marienerscheinung ist nicht meines." Bürgermeister Lorenz Kronberger
Eine Stunde noch bis zur Erscheinung, die Nervosität steigt bei Otto Masszi. Er ist Kirchenmusiker, hat sich die Sankt Laurentius-Kapelle vor einigen Jahren gekauft. Während des Rosenkranz-Gebets und der anschließenden Messe spielte er Orgel, jetzt kommt er nassgeschwitzt aus der Kapelle: "Ja, es ist anstrengend. Wir haben sogar das Läuten vergessen vor lauter Aufregung, aber das wird uns die Muttergottes nicht verübeln."
Mariens Rosenduft - schon vorher
Masszi war es auch, der den italienischen Seher Salvatore Caputo nach Unterflossing gebracht hat. Vergangenen März ist dem dann hier schon einmal die Muttergottes erschienen. Viele waren auch damals schon dabei.
"Als die Muttergottes erschien, kam lauter Rosenduft. Ich habe Salvatore den Rosenkranz gegeben und ihn dann wieder in die Hosentasche gesteckt und hin und wieder zurück und nochmal gerochen, und immer war es Rosenduft." Umfrage
Dann steht ER plötzlich vor der Kapelle: Seher Salvatore Caputo. Dutzende Menschen umringen ihn, er segnet jeden einzelnen. Es riecht nach Rosen. Jetzt schon. Die Amtskirche ist skeptisch. Nicht, dass hier am Ende ein Scharlatan am Werk ist, der der Mutter Gottes Worte in den Mund legt, die der katholischen Lehre widersprechen. Das Erzbistum München und Freising hat einen Beobachter entsandt. Der steht etwas abseits und schaut recht streng. Öffentlich sagen will er nichts.
Das Wunder Mariens spüren nicht alle
Fünf Minuten vor halb fünf. Salvatore Caputo macht sich bereit, aber die Marienstatue fehlt. Die Dolmetscherin wird ungehalten: "Er muss sich vorbereiten auf die Erscheinung und nicht noch die ganzen Sachen dreimal sagen. Es sind so viele Leute da, aber es fehlt etwas." Gerade noch rechtzeitig bringen sie die Statue. Es wird ruhig, nur noch ein paar Digitalkameras machen Geräusche. Caputo schaut zum Himmel, blinzelt und sinkt wieder auf die Knie. Ein paar Minuten verharrt er am Boden, dann wieder der Blick nach oben, ein angedeutetes Winken. Caputo reibt sich die Augen – es ist vorbei. War das die Mutter Gottes?
"Gesehen habe ich sie nicht. Gespürt? Ja! Jetzt geht es mir besser. - Im Körper habe ich einen Schauer gespürt, aber ob das jetzt wirklich sie ist, kann ich nicht sagen. - Das ist einfach der Himmel auf Erden. Man muss nicht immer was spüren, man muss einfach vertrauen und Glauben haben." Umfrage
Eine halbe Stunde später verliest Caputo zusammen mit seiner Dolmetscherin, was ihm die Heilige Maria mitgeteilt hat. Sie wünsche sich Frieden auf Erden. Und: "Die Muttergottes hat uns alle sehr lieb. Sie liebt Österreich, sie liebt Deutschland." Vor der Kapelle fahren die ersten Autos ab. Bürgermeister Kronberger leitet sie aus dem Ort. Seine Skepsis ist geblieben. Aber eine Vision hat auch er:
"Ich denke mir, Altötting hat vor 500 Jahren auch ganz klein angefangen und was weiß ich, was in 500 Jahren in Unterflossing ist?" Bürgermeister Lorenz Kronberger