Eine Karaffe mit Milch
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Speziallampen im Kuhstall: Mehr Vitamin D3 in der Milch

Speziallampen im Kuhstall: Mehr Vitamin D3 in der Milch

Kühe können Milch geben, die 20 Mal mehr Vitamin D3 enthält als herkömmliche. Das liegt an besonderen Leuchtstoffröhren im Stall. Ihr Licht ist dem der Sonne nachempfunden und regt die Vitamin D3 Produktion im Körper der Tiere an. Wie gesund ist das?

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

2013 hat Landwirt Armin Högenauer aus Prittriching im Landkreis Landsberg am Lech einen neuen Stall für 70 Kühe gebaut. Konzipiert nach Kriterien des Deutschen Tierschutzbundes. Doch 2015 kam plötzlich eine Krise, sagt Armin Högenauer. Der Milchpreis ging in den Keller und er habe nach Alternativen gesucht, seine Milch zu veredeln.

Spezialleuchten im Stall regen Vitamin-D3-Produktion an

Die Lösung für Armin Högenauer: Ein spezielles Beleuchtungssystem für seinen Stall. Fünfzehn Lampen hängen nun über dem Liegebereich der Kühe. Auf den ersten Blick unterscheiden sie sich nicht von herkömmlichen Leuchtstoffröhren. Ihr Licht ist aber dem der Sonne nachempfunden und regt die Vitamin D3 Produktion im Körper der Tiere an, ohne allerdings Sonnenbrand zu verursachen. Entwickelt wurden die Leuchtstoffröhren bei der Firma Narva in Berlin.

Möglich ist das, weil ein weißes Pigment auf dem Glaskolben der Röhre aufgebracht wurde, sagt Jürgen Meltke. Er war an der Entwicklung maßgeblich beteiligt. Das Glas filtere alles weg, was schädigend ist für die menschliche Haut und auch für die Haut von Tieren. Gleichzeitig werde die Vitamin D3 Produktion angeregt.

Investition in Lampen – für einen höheren Milchpreis

Rund 190 Euro kostet eine Lampe. Die Gesamtkosten für die Installation in einen Stall dieser Größe liegen bei etwa 3.500 Euro. Die Stromrechnung erhöhte sich für Landwirt Armin Högenauer um etwa 250 Euro pro Jahr. Sechs Jahre hat er das spezielle Licht nun schon in Betrieb. Und tatsächlich, drei bis vier Monate nach dem Einbau der Lampen hatte die Milch der Kühe einen höheren Gehalt an Vitamin D3. Die Investitionen sollen durch einen höheren Milchpreis finanziert werden. Ein ähnliches Projekt gibt es auch für Hühner, damit ihre Eier mehr Vitamin D3 enthalten.

Mehr Tierwohl durch Spezialleuchten?

Nach Ansicht von Tierarzt Peter Zieger haben die besonderen Lampen einen positiven Nebeneffekt: Das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere verbessere sich.

Peter Zieger verweist auf tiermedizinische Studien, in denen der Einfluss von Licht auf das Verhalten von Tieren untersucht wurde. Dabei wurden unterschiedliche Lichtquellen getestet. Die Leuchtstoffröhren in Högenauers Stall scheinen besonders positiv zu wirken. Der Tierarzt hat jedenfalls den Eindruck, dass die Tiere viel ruhiger sind, außerdem seien sie gesünder.

Seit dem Einbau der Lampen haben Armin Högenauers Kühe viel seltener eine Euterentzündung. Nur noch ein bis zwei Tiere pro Jahr. Und er berichtet: Nach der Besamung werden seine Kühe leichter trächtig als vorher. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass es ihnen gut geht.

  • Zum Artikel: "Warum der Winter müde macht"

Ganzjährig Sommer im Kuhstall

Die Lampen brennen 16 Stunden am Tag. Acht Stunden ist es dunkel im Stall. Ein Tag–Nacht Rhythmus wie im Hochsommer. Den Kühen scheint das Fehlen des Jahreszeitenwechsels nichts auszumachen, sagt Tierarzt Peter Zieger. Im Gegenteil: "Sie mögen die tägliche Routine".

Früher seien Kühe mehr auf der Weide gewesen und hätten dadurch viel Vitamin D in ihrer Milch gehabt, berichtet Sabine Obermeier von der Firma Milchkristalle, die die D3-Milch vertreibt. Das Lichtsystem im Kuhstall sieht sie quasi als eine Art Ersatz für das Sonnenlicht – was ganzjährig zu viel Vitamin D führe. Ihre Firma – ein Start-up – verkauft die "Sonnenvitaminmilch" online und über zwei Münchner Fachgeschäfte. Zwischen 2,19 und 4,19 Euro, je nach Packungsgröße, kostet der Liter im Verkauf. Der Preis soll in Zukunft günstiger werden.

Wie viel Vitamin D braucht der Mensch?

Die Frage ist allerdings, wie viel Vitamin D3 ein Mensch mit der Nahrung überhaupt aufnehmen muss. Er kann es nämlich selbst im Körper bilden, wenn er Sonnenlicht abbekommt. Deshalb hängt es davon ab, wie viel er sich im Freien bewegt. Nur wer nicht in die Sonne kommt, brauche zusätzliches Vitamin D3, sagt Ernährungsexperte Prof. Peter Stehle von der Uni Bonn. Er sieht die Vitamin D3 Zufuhr wörtlich nur als "bedingt notwendig" an.

Auch Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern weist darauf hin, dass der Mensch sowieso Vitamin D produziere. Sie warnt: Wenn sehr viele Lebensmittel mit Vitamin D angereichert sind, könne es sogar zu einer Überversorgung kommen. Die Verbraucherzentralen haben in einem aktuellen Marktcheck zahlreiche Lebensmittel entdeckt, denen Vitamin D zugesetzt wurde – obwohl es vom Gesetz her gar nicht erlaubt ist.

Die Vitamin D Milch von Landwirt Armin Högenauer ist vom Lebensmittelrecht her kein Problem – hier wird nichts zugesetzt, sondern nur auf die Leistung der speziellen Lampen gesetzt.

Patent auf die Herstellung von D3-Milch

Die Firma Milchkristalle hat ein Patent auf die Herstellung der Vitamin-D3-Milch erworben. Sie verkauft auch das Beleuchtungssystem für Ställe und verspricht den Landwirten einen Garantiepreis von 55 Cent pro Liter Milch.

Bisher haben allerdings erst vier Landwirte in Bayern und Österreich das Beleuchtungssystem in den Ställen eingebaut. Armin Högenauer liefert den Großteil seiner Milch noch ganz herkömmlich an die Molkerei Gropper in Bissingen. Nur ein kleiner Teil seiner Milch wird als "dDrei-Milch" in der Molkerei Immergut in Hessen abgefüllt. Er hofft, dass irgendwann seine gesamte Milch "Sonnenvitaminmilch" wird.

Ein Bub trinkt ein Glas Milch (Symbolbild)
Bildrechte: pa/dpa/Ute Grabowsky
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