Im Zen-Meditationszentrum in Straßkirchen suchen Menschen Ruhe und Spiritualität. Der ehemalige Pfarrer Matthias Uhlich leitet das Zentrum.
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Im Zen-Meditationszentrum in Straßkirchen suchen Menschen Ruhe und Spiritualität. Der ehemalige Pfarrer Matthias Uhlich leitet das Zentrum.

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Menschen suchen Weg zum Zen

Menschen suchen Weg zum Zen

Als Matthias Uhlich vor mehr als 30 Jahren mit Zen-Meditation begann, war das in Ostbayern noch ungewöhnlich. Heute suchen immer mehr Menschen den Weg in die Meditation. Zentren in Niederbayern und der Oberpfalz berichten von wachsender Nachfrage.

Der Gong schlägt fünfmal. Die Meditation in Salzweg-Straßkirchen beginnt. Sechs Frauen und Männer sitzen im Kreis. Sie summen tief, bringen ihre Stimme zum Vibrieren. "Bleib bei dir, geh deinen Weg, und du wirst es gut machen." Mit diesen Worten ermutigt Matthias Uhlich, ehemals evangelischer Religionslehrer und Pfarrer, die Teilnehmenden seiner Meditationskurse. Durch seine Isolationshaft in DDR-Zeiten hat er seinen Weg in den Zen-Buddhismus gefunden. Heute leitet er das Meditationszentrum in Straßkirchen - eine Einrichtung, in die immer mehr Menschen kommen. So auch der 44-jährige IT-Experte Martin Kohout: "Die Ukraine-Krise und die Zeit nach Corona haben mich sehr belastet. Hier habe ich gelernt, wieder Ruhe zu finden."

Interesse an Meditation in Ostbayern wächst

Mehrere Meditationszentren in Ostbayern bestätigen ein steigendes Interesse. Im Zentrum für Achtsamkeit und Resilienz in Regensburg haben sich die Teilnehmerzahlen in den vergangenen drei Jahren verdoppelt. Matthias Uhlich aus Straßkirchen sieht darin eine Reaktion auf die Herausforderungen einer hektischen Welt. "Viele kommen durch Krisen zum Zen", sagt er.

Zahlen zum Buddhismus nur schwer erfassbar

Zen ist eine von vielen buddhistischen Strömungen, in der Meditation eine zentrale Rolle spielt. Viele verstehen Buddhismus nicht als Religion, sondern als persönliche Lebenshaltung. Nur wenige sind amtlich registriert. Die Nachfrage nach Zen-Kursen steigt zwar, mehr Buddhisten gibt es dadurch aber nicht. In Deutschland gibt es laut dem Buddhistischen Dachverband Diamantweg etwa 260.000 bis 300.000 Buddhisten, überwiegend mit ethnischem Hintergrund. Rund 30.000 deutsche Bürger haben sich bewusst für den Buddhismus entschieden. Uhlich bestätigt eine hohe Nachfrage an seinen Meditationskursen, betont aber: "Im Westen wird der Buddhismus selten wirklich gelebt - es geht eher um eine mystische Suche."

Von der Isolationshaft zum Zen

Matthias Uhlichs persönlicher Weg zum Zen begann in der DDR, wo er Ende der 70er-Jahre in Isolationshaft kam. "Ich habe im Gefängnis Dinge erlebt, die ich selbst nicht verstanden habe", erzählt er. Diese Erfahrungen und der Austausch mit spirituellen Lehrern brachten ihn zur Meditation und Mystik. Die Zen-Linie, die er praktiziert, ist an keine Konfession gebunden.

Meditation ist mehr als nur Stille

In mehreren Einheiten wechseln sich stilles Sitzen und meditatives Gehen ab. Die Teilnehmenden sollen Emotionen und Gedanken nicht verdrängen, sondern wahrnehmen und loslassen, sagt Uhlich. Am Ende jeder Sitzung liest er aus Texten der mystischen Tradition vor. "Was du zurückbekommst, ist Ruhe für deinen Alltag", erzählt Martin Kohout.

Zen im Alltag leben

Zen ende nicht auf dem Meditationskissen. Der Schlüssel liege darin, die Praxis in den Alltag zu übertragen. Teilnehmer Martin beschreibt, wie er durch bewusstes Innehalten weniger impulsiv handelt: "Ich bleibe stehen und sage mir, dass ich nicht so reagieren möchte. Ich entscheide mich bewusst, anders zu handeln."

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz.

Der Meditationsraum im Zen-Zentrum Straßkirchen.
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Der Meditationsraum im Zen-Zentrum Straßkirchen.

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