Mit über 5.000 Mitgliedern sind die Altstadtfreunde eine der größten Vereinigungen dieser Art in Deutschland. Lange Zeit war sie aber ganz klein: Im Januar 1950 gründeten sich "Die Freunde der Altstadt Nürnbergs". Als Erich Mulzer 1973 den Vorsitz übernahm, zählte der Verein 135 Mitglieder.
70 Jahre Rettung historischer Gebäude
Das Interesse an der Arbeit der Altstadtfreunde kam mit der Rettung eines Häuser-Ensembles am Unschlittplatz 1978. Von da an erwiesen sich die Mitglieder des Vereins als streitbare Kämpfer für den Erhalt und die Rekonstruktion historischer Gebäude. Heute gehören dem Verein 20 Häuser im Altstadt-Kern. Zusätzlich sanierte er rund 300 Kleinteile wie Hausfiguren und Fassadenornamente. Auch das Domizil der Altstadtfreunde steht in historischer Umgebung, nämlich in der berühmten Weißgerbergasse. Neben einem Büro gehört auch ein Museum, bestehend aus drei mittelalterlichen Handwerkerhäuschen, und eine Kulturscheune für Veranstaltungen dazu.
Umstrittenes Projekt: Das Pellerhaus am Egidienberg
In jüngerer Zeit haben die Altstadtfreunde vor allem durch die Rekonstruktion des repräsentativen Pellerhofs von sich reden gemacht. Der historische Hof wurde nach alten Vorlagen für fünf Millionen Euro komplett wiederhergestellt. Gerne hätten die Altstadtfreunde auch die frühere Pracht-Fassade aus dem Jahr 1607 rekonstruiert. Aber die neue Fassade aus den 1950-er Jahren ist denkmalgeschützt. Deshalb gefiel diese Idee nicht allen Nürnbergern. Unter anderem forderten mehrere Architekten mehr Wertschätzung für die Architektur der Aufbauzeit.
Altstadtfreunde schaffen Wohnraum
Das Jahr 2020 birgt für den Verein neue Herausforderungen: das Gerberhaus in der Hinteren Ledergasse 43 wird saniert und soll bezahlbarer Wohnraum werden. Hier sind sieben Wohnungen und ein Büro geplant. Zudem stehen wichtige Verhandlungen mit der Stadt Nürnberg an: Die Altstadtfreunde wollen die Verwaltung für den städtischen Denkmalstadl übernehmen, in dem Teile historischer Gebäude lagern, wie zum Beispiel Figuren oder Gartenzäune.
Neue Herausforderung für Altstadtfreunde: Das Pilatushaus
Oberste Dringlichkeit aber hat das einsturzgefährdete Pilatushaus von 1489. Der Fachwerkbau sieht von außen gut aus, muss innen aber überall abgestützt werden. Das spätgotische Haus war unter anderem das Wohnhaus von Hans von und zu Aufseß, dem Gründer des Germanischen Nationalmuseums. Es steht an prominenter Stelle unterhalb der Burg und gehört zu den wichtigen Baudenkmälern der Stadt.
Was ist der schönste Platz in Nürnberg? Das ist der Tiergärtnertorplatz. Was ist das schönste Haus am Tiergärtnertorplatz? Es ist das Pilatushaus. Es ist ein Traum. Karl-Heinz Enderle, Vorsitzender der Altstadtfreunde
Altstadtfreunde rechnen mit fünf Millionen Euro für Pilatushaus
Noch liegen keine konkreten Zahlen vor. Karl-Heinz Enderle rechnet derzeit mit Sanierungskosten in Höhe von fünf Millionen Euro. Er möchte im Pilatushaus Gastronomie betreiben und drei Wohnungen einrichten. Das Dachgeschoss soll für die Altstadtfreunde zur Verfügung stehen. Hier könnten Feiern stattfinden oder auch Führungen. "Der Blick oben aus dem Giebelerker ist traumhaft" schwärmt Enderle. Im März sollen die Verhandlungen mit der Stadt in die heiße Phase gehen.