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Überfüllter Bahnsteig der Münchner U-Bahn

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ÖPNV-Vergleich: So stehen Bayerns Großstädte da

ÖPNV-Vergleich: So stehen Bayerns Großstädte da

Ein Vergleich des öffentlichen Nahverkehrs in Bayern zeigt: Während in München und Nürnberg vor allem das teure U-Bahn-Netz den Ausbau erschwert, weitet Augsburg seit Jahren das Tram-Netz aus. Doch auch da läuft nicht alles rund. Von Tobias Brunner

München ist voll: Nicht nur auf den Straßen, sondern auch in den Trams und U-Bahnen. Zur Rush Hour stehen die Fahrgäste auf den Bahnsteigen dicht gedrängt, quetschen sich durch die Türen. Jeder, der regelmäßig in der Landeshauptstadt mit der U-Bahn fährt, kennt die Durchsage: "Wenn nichts mehr geht, dann warten Sie bitte – der nächste Zug steht gleich hinten dran."

Eine mögliche Lösung wäre ein kürzerer Takt. Das Problem dabei: Teilweise ist der gar nicht mehr möglich. Zum Beispiel bei der U3 und U6, wo sich die Züge regelmäßig in den Röhren stauen. Abhilfe könnte nur ein neuer Tunnel schaffen. An diesem Vorhaben arbeitet die Stadt derzeit tatsächlich mit der Entlastungsspange U9 – doch noch befindet sich das Projekt gerade mal in der Planungsphase.

Ausbau in München kostet Milliarden und dauert lange

Die U9 würde Münchens schlimmstes Nadelöhr entlasten: die Innenstadt. Denn der ganze Nahverkehr läuft durchs Zentrum, Tangenten außen herum fehlen. Auch das will die Stadt mit einer ÖPNV-Offensive angehen und dafür bis zu 5,5 Milliarden Euro investiert. Bertold Maier vom Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr hält das Projekt grundsätzlich für wichtig, doch ihm fehlen zeitnahe Verbesserungen.

"In dem Konzept fehlen kurzfristige Maßnahme wie zum Beispiel der Ausbau von Tram-Strecken in der Innenstadt. Stattdessen: kostenintensive Maßnahmen bei der U-Bahn, die sicherlich Jahrzehnte dauern werden." Berthold Maier

Tatsächlich dürfte schon der Bau der Westtangente mindestens bis 2026 dauern.

Nürnberg: Busse und Straßenbahnen fahren zu unregelmäßig

In Nürnberg ist das U-Bahn-Netz deutlich dünner als in München: insgesamt drei Stück, dazu vier S-Bahn-Linien.

Dazwischen fahren nur Busse oder Straßenbahnen – und die kommen je nach Stadtteil teilweise nur unregelmäßig. Wie attraktiv der Nürnberger ÖPNV ist, hängt deshalb stark davon ab, wo man wohnt. Ein kompletter Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel gilt vielen daher nicht als attraktiv genug. Auch wer als Pendler in die Stadt rein will, bleibt lieber häufig beim Auto.

Ein anderes Ärgernis vieler Nürnberger: die regelmäßigen Preiserhöhungen. Eine Einzelfahrt kostet mittlerweile 3,10 Euro, die Monatskarte 88,90 Euro – beides gilt immerhin für ganz Nürnberg. In München und Augsburg gibt es die Einzelfahrt für 2,90 Euro, diese gelten allerdings nur für den Innenraum. Die Monatskarten für diesen Bereichen kostet in München 79,10 Euro, in Augsburg 65,70 Euro.

Augsburg: Tram-Netz wächst seit Jahren

Gegenüber Nürnberg und München hat Augsburg einen entscheidenden Vorteil beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs: Dort gibt es keine U-Bahnen, sondern nur Straßenbahnen und Busse. Experten schätzen, dass der Bau einer neuen U-Bahn-Linie je nach Projekt sieben bis zehn Mal mehr kostet als der einer Straßenbahn.

Laut Berthold Maier hat Augsburg sein Trambahn-Netz seit den 1990er Jahren fast verdoppelt. Hier sei der politische Wille, Geld für den Ausbau in die Hand zu nehmen, deutlich größer als in München oder Nürnberg. Mit dem Königsplatz hat die Stadt vor Jahren einen zentralen Tram-Knotenpunkt ausgebaut, der Autoverkehr wird teilweise um die Innenstadt herumgelotst. Hinzu kommen ein Fünf-Minuten-Takt fast den ganzen Tag und Extras wie Gratis-WLAN in Bussen und Bahnen.

Trotzdem läuft auch in Augsburg nicht alles rund: Seit Jahresanfang gibt es viel Unmut wegen gestiegener Ticketpreise. Damit würde der ÖPNV für Gelegenheitsfahrer deutlich teurer, nur Inhaber von Zeitkarten kämen besser weg, so die Kritik. Und: Der Bau eines Straßenbahntunnels am Hauptbahnhof kommt nur schleppend voran.