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Passkontrolle am Flughafen München

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München: Passkontrolleur vereitelt Kindesentziehung

München: Passkontrolleur vereitelt Kindesentziehung

Am Flughafen München ist eine Kindesentziehung verhindert worden. In der Warteschlange für einen Flug nach Istanbul stand ein gebürtiger Algerier mit deutschem Pass und zwei kleinen Kindern an. Das kam einem Polizisten seltsam vor. Von David Friedman

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Manchmal ist es offensichtlich gar nicht so schlecht, gewisse Vorurteile zu pflegen: Wenn es zum Beispiel um die Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau geht. Detlef Karioth, der Leiter der Bundespolizei am Münchner Flughafen, erzählt, wie der 43-jährige Augsburger mit algerischen Wurzeln, der am Mittwochabend mit seinen beiden Kleinkindern ausreisen wollte, so gar nicht ins allgemeine Geschlechts-Schema gepasst hat:

"Wenn ein einzelner Mann mit einem sieben Monate alten Säugling ausreist, so ist das schon etwas suspekt, denn normalerweise ist die Mutter bei solch kleinen Kindern immer dabei." Detlef Karioth, Leiter der Bundespolizei am Flughafen München

Schneller Anfangsverdacht

Und schon ist er da, der Anfangsverdacht. Der Passbeamte spult routiniert sein Nachfrage-Programm ab und erkundigt sich beim 43-jährigen Vater ...

"... ob denn die Kindesmutter damit einverstanden sei, was er bejahte. Er sagte aber, sie könne selber nicht mitreisen, sie wäre momentan krank, bettlägerig, könne auch nicht telefonieren und war nicht in der Lage gewesen, eine Einverständniserklärung auszufüllen." Detlef Karioth, Leiter der Bundespolizei am Flughafen München

Das sind ein paar Ausreden zu viel für den Beamten. Er verbietet die Ausreise und bittet Kollegen von der Landespolizei in Augsburg um Amtshilfe. Die treffen die Mutter der Kinder bei bester Gesundheit an und fragen sie, ob sie denn wisse, dass ihr Mann mit den Kindern nach Algerien ausreisen will: Die Frau fällt aus allen Wolken und …

"... gab an, sie hatten am Morgen einen Streit. Der Mann habe das Haus mit den Kindern verlassen. Ihr war natürlich nicht klar, dass er mit den Kindern ausreisen wollte."  Detlef Karioth, Leiter der Bundespolizei am Flughafen München                                      

Besonders in Ferienzeiten

Gerade um Weihnachten, Ostern und um die Sommerferien herum häufen sich die Fälle von sogenannten "Kindsentziehungen". Sie sind nicht unbedingt geschlechtsspezifisch:

"Am 21.12. hatten wir eine Mutter, die versucht hat, mit ihren Kindern auszureisen. Eine türkische Staatsangehörige, die versuchte, die Kinder dem deutschen Ehemann zu entziehen." Detlef Karioth, Leiter der Bundespolizei am Flughafen München

Im aktuellen Fall mit dem algerischstämmigen Vater überlegt die Polizei noch, ob sie Anklage erheben will. Die Mutter, die die beiden Kleinkinder schon am Donnerstag wieder in die Arme schließen konnte, hat noch keine Anzeige eingereicht. Ihr Mann ist auf freiem Fuß.