Mitarbeiter der Landesanstalt für Gartenbau in Veitshöchheim pflanzen Kartoffeln an.
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Mitarbeiter der Landesanstalt für Gartenbau in Veitshöchheim pflanzen Kartoffeln an.

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Pflanzenschutz: Weniger Gift im Garten – so gelingt es

Noch liegen die meisten Obstbäume und Gemüsebeete im Winterschlaf. Trotzdem können sich Gartenbesitzer jetzt schon gegen Schädlinge wappnen. Die Landesanstalt für Gartenbau in Veitshöchheim zeigt, wie sich gesunde Früchte ernten lassen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Der Frühling steht in den Startlöchern: Die Tage werden länger, die Osterglocken blühen und auch die Knospen der Magnolien gehen langsam auf. Gemüsebeete und Obstbäume befinden sich zwar noch im Winterschlaf. Doch schon jetzt lassen sich entscheidende Weichen stellen, um in der Saison 2024 die Pflanzen wirksam gegen Schädlinge zu schützen und gesunde Früchte zu ernten. Die Landesanstalt für Gartenbau (LWG) im unterfränkischen Veitshöchheim gibt dazu wertvolle Tipps.

Pflänzchen sollten noch nicht eingepflanzt werden

Die Gartensaison beginnt von Jahr zu Jahr früher. So kommt es einem wenigstens vor, wenn bereits bei den ersten Sonnenstrahlen die Auslagen der Bau- und Gartencenter vor blühenden Pflanzen geradezu überquellen. Hubert Siegler von der Landesanstalt in Veitshöchheim sieht das kritisch. Noch sei es für viele Pflanzen einfach zu früh. Dennoch könne man durchaus schon im eigenen Garten sinnvoll tätig werden.

Fruchtfolge beachten

Im Schaugarten der LWG werden gerade die Gemüsebeete vorbereitet. Das Unkraut, das sich wegen der steigenden Temperaturen immer früher breit macht, haben die Gartenfachleute bereits sorgfältig entfernt. So nimmt es dem Gemüse weder Wasser noch Nahrung weg. Außerdem sinkt die Verwechslungsgefahr mit den keimenden Zöglingen.

Wichtig, so Siegler sei es dabei, eine Fruchtfolge zu beachten: Also keine Frucht zwei Jahre nacheinander am selben Ort anzusetzen. Das sei eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme für vorbeugenden Pflanzenschutz. Sie fördert ein gesundes Wachstum, so dass man mit deutlich weniger oder sogar ohne chemische Substanzen auskommt.

Wo etwa im vergangenen Jahr Kartoffeln wuchsen, sollte man nun etwas anderes anpflanzen oder säen. Und zwar ein Gemüse, das auch nicht verwandt mit der Kartoffel ist, wie etwa die Tomate. Denn beide sind Nachtschattengewächse und entziehen dem Boden dieselben Nährstoffe, die dann im Folgejahr fehlen. Das hemmt das Wachstum. Außerdem könnten Pilzsporen oder andere Schädlinge noch im Boden lauern, die anderen Sorten nichts ausmachen. So könnten auf dem früheren Kartoffelfeld im Folgejahr problemlos Zwiebeln oder Lauch wachsen. Aber auch Möhren und viele mehr.

Hochwertiges Saatgut erhöht Chance auf gute Ernte

Der größte Feind der Tomate heißt Kraut- und Braunfäule. Setzt man Tomaten auf ein ehemaliges Kartoffelfeld, begünstigt das den Ausbruch der Krankheit. Davor schützt neben der Fruchtfolge auch eine aufmerksame Sortenwahl. Denn schon beim Saatgut lassen sich die Weichen für ein gesundes Wachstum stellen. Robuste Sorten kosten vielleicht ein paar Cent mehr, sind aber deutlich weniger anfällig für diese lästige Pilzkrankheit. In besonders nassen Sommern kann aber oft nur ein Regendach die Tomatenpflanzen vor der Fäule schützen. Jetzt im März lassen sich Tomaten bereits im Gewächshaus aussäen und pikieren, um die Setzlinge dann nach den Eisheiligen – Mitte Mai – ins Freiland zu pflanzen.

Frühe Aussaat spart Wasser

Die Gärtnerinnen und Gärtner der Landesanstalt wechseln also die Parzellen durch: Die Kartoffeln kommen ein Feld weiter links in die Erde. Und das durchaus schon jetzt Mitte März, weil sie tief genug und damit kältegeschützt liegen. Daneben säen sie in Zeilen Pastinaken und Petersilienwurzel aus. Auch hier ist das Risiko überschaubar, sagen die Fachleute. Allerdings empfehlen sie, die Beete noch mit einem Flies abzudecken, um Bodenfrost abzuhalten. Dieser Aufwand lohnt sich in mehrfacher Hinsicht. Der wärmere Boden lässt die Pflanzen tatsächlich früher keimen und wachsen und verspricht dann auch eine frühere Ernte. Also noch bevor es draußen zu heiß und zu trocken wird. In der Folge wird manche Gießkanne überflüssig. Und der ausbleibende Hitzestress sorgt wiederum für eine geringere Anfälligkeit gegenüber Pflanzenkrankheiten.

Hochbeete und Pflanzkästen von Käferlarven befreien

Bevor große Pflanzgefäße, die noch mit der Erde vom Vorjahr gefüllt sind, neu bestückt werden, sollte man sie gut unter die Lupe nehmen. Denn meistens haben sich darin Engerlinge eingenistet. Also unterschiedlichste Larven. Egal, ob es sich dabei um Mai- und Junikäfer oder aber um Gartenlaubkäfer, Rosenkäfer und Nashornkäfer handelt, sie haben alle Hunger. Und wenn ihre Zahl in einem Erdkübel zu groß ist, werden sie sich später über die Wurzeln der Pflanzen hermachen. Um die Ernte oder die Blütenpracht zu retten, sollte man die Engerlinge also umsiedeln. Am besten Pflanzkübel ausschütten und durchwühlen, Engerlinge aussortieren und ab auf den Kompost damit. Da können sie dann sogar nützliche Arbeit leisten, indem sie den Verrottungsprozess beschleunigen.

Pflanzenschutz mit der Baumschere

Auch das richtige und rechtzeitige Schneiden an Büschen und Bäumen kann helfen, Pflanzenkrankheiten einzudämmen. Hubert Siegler rät etwa dazu, bei Beerenobststräuchern vor oder auch noch während des Austriebs das alte Holz zu entnehmen. Zum einen trägt das ohnehin weniger Früchte, zum andern fördert es die Verbreitung von Krankheitserregern, die dann auch den jungen Trieben schaden würden. Besonders bei der Brombeere lässt sich das dunklere alte Holz leicht erkennen. Flecken und teils sogar mehlige Schichten deuten auf Pilzbefall hin und müssen entfernt werden.

Vertrocknetes Obst am Baum abpflücken

Bei Obstbäumen sollte man jetzt alte Fruchtlarven entfernen. Das sind nicht ausgebildete oder vertrocknete Früchte des Vorjahres. Auch sie bilden einen Nährboden für Bakterien und Pilze, die dem Baum schaden könnten. Auch ein fachgerechter Baumschnitt bietet Schutz vor Krankheiten und trägt dazu bei, dass später weniger Pestizide nötig sind. Denn alles, was den Baum unnötig schwächt, wie zum Beispiel Wasserschösslinge, ist entbehrlich. So kann die Pflanze ihre Kräfte für das Fruchtholz bündeln. Grundsätzlich sorgt eine luftige Krone auch dafür, dass später die Blätter schneller wieder abtrocknen. Auch das verringert die Anfälligkeit gegenüber Mehltau und Co.

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Hubert Siegler von der Landesanstalt in Veitshöchheim überprüft die Obstbäume.

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