In Nürnberg und Memmingen hatten Polizeibeamte mehr als 20 Familien erwischt, die ihre Kinder die Schule schwänzen ließen, um früher mit ihnen in den Urlaub fliegen zu können. Bayerns Kultusminister Bernd Sibler (CSU) bezeichnete die Schulpflicht als hohes Gut.
"Deswegen appelliere ich an alle Eltern, sich bei der Frage nach dem persönlichen Urlaubsbeginn ihrer Vorbildrolle bewusst zu sein." Bernd Sibler, Kultusminister Bayern
Auch Lehrerverband begrüßt die Aktion
Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), findet die Maßnahmen gegen die Eltern korrekt: "Eine Grenzüberschreitung braucht Ahndung." Durch die Anzeigen werde ein Lerneffekt für andere Eltern erzielt. Außerdem haben nach ihrer Ansicht Eltern eine Vorbildfunktion gegenüber ihren Kindern, was die Wertschätzung der Schule betrifft.
"Andererseits kann ich es als frühere Hauptschullehrerin verstehen, dass Eltern vor dem offiziellen Beginn der Schulferien in den Urlaub fliegen, wenn sie es sich nur dann leisten können. Ich habe aber später als Schulleiterin auch die Erfahrung gemacht, dass es oft die reicheren Eltern sind, bei denen es auf den Flugpreis in erster Linie gar nicht ankommt." Simone Fleischmann, Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverbandes
Keine Beschwerden von Eltern
Beim Bayerischen Elternverband sind bisher keine Klagen von Eltern über das Vorgehen der Polizei eingegangen. Martin Löwe, der Landesvorsitzende des Elternverbandes, sagte: "Wir beobachten seit geraumer Zeit, dass es einreißt." Man müsse die Folgen für die Schulen betrachten:
"Eltern, die mit ihren Kindern vorzeitig in den Urlaub fliegen, schädigen diejenigen, die hierbleiben. Ein guter Unterricht ist nicht mehr möglich. Ich halte dies für ein asoziales Verhalten." Martin Löwe, Landesvorsitzende des Elternverbandes
Ob es allerdings eine Art Razzia an Flughäfen geben müsse, sieht Löwe eher kritisch. Andererseits weiß er derzeit keine Alternative, um festzustellen, welcher Schüler tatsächlich krankheitsbedingt gefehlt hat und wer einfach nur geschwänzt hat.
Kritik von der GEW
Kritik kommt dagegen von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann hält das Vorgehen der Polizei für überzogen.
"Generell ist es sinnvoller, mit den Eltern das Gespräch zu suchen. Einen Polizeieinsatz halte ich bei Einzelfällen für eine zu starke Reaktion. Das ist nur bei dauerhafter Abwesenheit eines Kindes - zum Beispiel über mehrere Monate - angebracht." Ilka Hoffmann, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft