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Symbolbild: Flüchtlingsunterkunft

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Private Bleibe für Geflüchtete: Platz- und Kostenproblem gelöst?

Private Bleibe für Geflüchtete: Platz- und Kostenproblem gelöst?

Heute findet im Kanzleramt ein Flüchtlingsgipfel statt. Die Kommunen fühlen sich bei der Finanzierung im Stich gelassen. Die Unterkünfte für Geflüchtete sind voll. Flüchtlingshelfer fordern daher eine freie Wohnsitzwahl für Asylsuchende als Lösung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der 28-jährige Palästinenser Sufyan ist noch im Asylverfahren. Laut dem deutschen Asylgesetz muss er bis zum Ende des Verfahrens in einer Gemeinschaftsunterkunft wohnen. Doch dort fühlt er sich unwohl: zu dritt auf zehn Quadratmetern, keine Privatsphäre. Der 28-Jährige ist daher zu seiner Freundin ins Münchner Umland gezogen. Die Behörden wissen davon nichts. Alle paar Tage fährt er zur Unterkunft und holt seine Post dort ab.

Entlastung der Landkreise durch freie Wohnsitzwahl für Asylsuchende

Laut dem Bayerischen Flüchtlingsrat gibt es zahlreiche Schutzsuchende, die an einem Ort offiziell untergebracht sind und an einem anderen inoffiziell leben, weil sie dort zum Beispiel arbeiten oder Verwandte oder Freunde haben. Die Folge: Freie Betten werden blockiert. In Bayern dürfen Asylsuchende nur in bestimmten Ausnahmefällen aus einer Unterkunft ausziehen.

Sarah Weiss, die bei der Diakonie München und Oberbayern für den Bereich Migration zuständig ist, kennt das Problem aus der Flüchtlingsberatung. Man müsse sehr viele Anträge stellen, was sehr viel Zeit und Ressourcen bei Behörden, bei Verbänden, bei Beratungsstellen und bei Anwälten binde, um dann eine kleine Entscheidung herbeiführen zu können. "Ich glaube schon, dass das eine Problematik ist, die man echt lösen könnte, wenn man solche Vorschriften aufheben könnte."

Der Bayerischen Flüchtlingsrat fordert seit Langem, dass Asylbewerber frei entscheiden sollten, wo sie wohnen wollen und bei Verwandten oder Freunden privat unterkommen sollten. "Das wäre natürlich eine deutliche Erleichterung für all die Landkreise, die händeringend nach Plätzen suchen, wo sie Geflüchtete unterbringen können", sagt Stefan Dünnwald. Zudem würde es auch Kosten sparen.

Innenministerium: Keine Anreize für illegale Migration setzen

Das Bayerische Innenministerium hält von dieser Idee wenig. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es: "Bei Asylbewerbern hat die schnelle Durchführung ihrer Asylverfahren in den Aufnahmeeinrichtungen oberste Priorität (…) Eine allgemeine Aufhebung der Wohnverpflichtungen würde die Durchführung von Asylverfahren erschweren und gleichzeitig zusätzliche Anreize für illegale Migration setzen."

Eine freie Wahl des Wohnsitzes und eine private Bleibe würde nicht per se das Platzproblem lösen, sagt der Migrationsforscher Hannes Schammann von der Uni Hildesheim. Denn viele Geflüchtete ziehe es dann in größere Städte, die eh schon überlastet seien. Er prangert das Zuweisungssystem an sich an, denn bei der Verteilung berücksichtige man die Bedürfnisse der Geflüchteten nicht. "Wenn jemand eine Gehbehinderung hat und dann ganz weit außerhalb in einem Industriegebiet wohnt ohne jeglichen ÖPNV Anschluss, dann kann sich ein Integrationsprozess ganz schön lange hinziehen."

Migration koste dann Geld, wenn es zu solchen "Mismatches" komme, also wenn Orte und Menschen nicht zusammenpassten. Das sorge natürlich auch für viel Frust, gerade wenn Menschen in ländliche Regionen verteilt werden würden, dort nie hinwollten und sich auf den Ort nicht einlassen würden, so Schammann weiter. "Das ist für alles Seiten frustrierend und sorgt dafür, dass dieses ganze System der Verteilung schon lange in der Kritik und ziemlich marode ist."

Migrationsforscher: Schnelle Integration durch passgenaue Verteilung

Migrationsforscher Hannes Schammann fordert, das Zuweisungssystem von Geflüchteten auf die einzelnen Kommunen neu zu denken. Um die Menschen schnell zu integrieren, somit auch freie Unterkunftskapazitäten zu schaffen und das ganze System zu entlasten, entwickelt die Uni Hildesheim mit vier Bundesländern einen Algorithmus, der wie eine online Dating Plattform funktioniere, so Schammann. Bei dem Verteilsystem frage man die Bedürfnisse von Schutzsuchenden und die Aufnahmebedingungen in den Kommunen ab, um dann ein möglichst gutes "Match" herzustellen, so der Migrationsforscher Schammann. Somit werde die Integration im Endeffekt auch kostengünstiger.

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