Immer wieder kracht es laut in einem Maishäcksler, Metallteile fliegen als gefährliche Geschosse aus dem Auswurfrohr – Sabotage. Jemand hat Schrauben, Nägel oder Bolzen aus Edelstahl in einem Maisacker versteckt und einen Schaden über mehrere zehntausend Euro verursacht. Eine neu entwickelte Röntgentechnik könnte solche Schäden verhindern.
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Motive der Saboteure sind unklar, Schäden dramatisch
Ist es die zunehmende Konkurrenz um Pachtflächen? Ist es ein grundsätzlicher Hass auf Mais und die sogenannte "Vermaisung der Landschaft"? Die wenigen aufgeklärten Sabotage-Fälle, die seit gut zehn Jahren landesweit immer wieder vorkommen, liefern kein eindeutiges Motivmuster. Nur selten können die Täter ausfindig gemacht werden.
Schäden an den Maschinen sind erheblich
Unstrittig sind die Auswirkungen solcher Sabotageakte: Vor allem nicht magnetische Fremdkörper wie Edelstahlbolzen überwinden die magnetische Metallerkennung an den Einzugswalzen der 400.000 bis 500.000 Euro teuren Häcksler. Dann geraten sie in schnell rotierenden Häckselmesser, deren scharfe Teile dann aus dem Auswurfturm wie Geschosse geschleudert werden und auch durch den Boden der Fahrerkabine dringen können.
Auf 10.000 bis 100.000 Euro belaufen sich die Sachschäden. Die psychische Belastung der Betroffenen Landwirte und Häckslerfahrer kommt hinzu. Schließlich stehen sie nach so einer Sabotage immer vor der Frage: Ist noch mehr im Mais versteckt? Kann ich überhaupt weiter ernten?
Röntgenstrahlen sollen helfen
Nachdem die magnetische Metall-Erkennung der Häcksler keinen hundertprozentigen Schutz mehr bietet, suchte Professor Patrick Noack an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zusammen mit dem Fürther Fraunhofer-Institut für Röntgentechnik und mit dem Landmaschinenhersteller Krone nach einer Lösung. Sie bauten ein kompaktes Röntgengerät zwischen Maisgebiss und Einzugswalzen des Häckslers.
2023 unternahmen sie den weltweit ersten Feldversuch mit dieser Technik. Sie versteckten Schrauben und Nägel in einem Maisacker. Das Ergebnis ließ sie staunen: Die Röntgenstrahlen erkannten 100 Prozent aller Fremdkörper, also auch nichtmagnetische Teile, wie Edelstahl oder Steine, und stoppten den Häcksler binnen einer Zehntelsekunde. Die Technik funktioniert.
Lohnunternehmer hoffen auf Serienreife
Zwischen 20.000 und 30.000 Euro könnte die Geräte kosten und damit die Maisernte verteuern. Uwe Krämer, landwirtschaftlicher Lohnunternehmer im oberfränkischen Gräfenberg meint, dass diese Technik sich schon bei einem einzigen möglichen Sabotageakt rechnen würde. Krämer ist Präsidiumsmitglied im Bundesverband Lohnunternehmen. Er hofft darauf, dass möglichst alle Hersteller die Röntgentechnik auf Häckslern zur Serienreife weiterentwickeln.
Kein Gesundheitsrisiko für Anwender
Als schwierig erweist sich noch die behördliche Zulassung, denn es geht um Röntgenstrahlen und mögliche Gesundheitsrisiken. Diese schließt Professor Noack aus und verweist auf natürlich in der Umwelt vorkommende Röntgenstrahlung, wie sie etwa im Bayerischen Wald vorliege. Für einen Häckslerfahrer, der rund 150 Stunden im Jahr mit der neuen Röntgentechnik ernte, sei die Strahlenbelastung nicht höher, als wenn er im Bayerischen Wald wandern würde.
Röntgenstrahlen vermehrt am Acker eingesetzt
Noack forscht auch in anderen Bereichen mit Röntgenstrahlen, wie sie in der automatisierten Landtechnik immer öfter zum Einsatz kommen – etwa bei Feldrobotern, um den Zustand von Pflanzen zu bestimmen. Röntgentechnik, so Noack, sei allgemein auf landwirtschaftlichen Flächen im Kommen.
Lohnunternehmer wie Uwe Krämer sehen die neue Technologie als Fortschritt für die Sicherheit der Fahrerinnen und Fahrer. Die Angst vor Sabotagen bei Ernte wäre dann aus seiner Sicht Geschichte und Saboteure wären nicht länger erfolgreich.
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