Frischer Ingwer ist gefragt
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Scharf: Ingwer - frisch aus Franken

Scharf: Ingwer - frisch aus Franken

Ingwer ist gefragt – immer mehr heimische Gärtner bauen die Kultur an. Die scharfe Knolle wächst im warmen oder im kalten Gewächshaus, aber der Anbau ist mit einigen Risiken verbunden. Und jeder Gärtner muss seine eigenen Erfahrungen machen ...

Von
Kirsten Zesewitz

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Simon Höfler geht zwischen den hüfthohen Pflanzen hindurch, der dichte Dschungel im Gewächshaus erinnert ein wenig an Mais. Vor fünf Monaten hat er den Ingwer gepflanzt, nun ist Erntezeit. Vorsichtig sticht er mit dem Spaten neben eine Pflanze, hebelt sie samt Wurzeln aus der Erde und hält ein dickes Bündel heller Knollen in Händen: gut ein Kilo Ingwer.

Frischer Ingwer schmeckt viel intensiver

Der Gärtner baut den Ingwer im zweiten Jahr an. 2020 wurde ihm die Ernte buchstäblich aus den Händen gerissen, also hat er zwei neue Folientunnel gebaut und die Fläche verdoppelt, auf 6.000 Quadratmeter. Das Besondere am frischen Ingwer: Er hat keine Außenhaut, keine Fasern und schmeckt frischer und intensiver als der lagerfähige Ingwer aus Asien oder Südamerika. Frischer Ingwer ist ein Saisonprodukt, er ist auch im Kühlraum nur drei Wochen haltbar.

Selber ziehen mit Bio-Ingwer aus dem Supermarkt

Der Gemüsebaubetrieb Höfler hat seine Pflanzen selbst gezogen, aus Knollen wie man sie auch im Bio-Laden kaufen kann: unbehandelt, zum Beispiel aus Peru. Die Methode hat die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) entwickelt, der Bamberger Versuchsbetrieb forscht seit 2017 am Ingweranbau: Die Knollen werden in 30 Gramm-Stücke zerteilt, mit einer schlafenden Knospe, aus der die Pflanze austreiben kann. Auf einer beheizten Torfmatte keimen sie und wachsen zu kleinen Pflänzchen heran, bei 26 °C Bodentemperatur und mindestens 70 Prozent Luftfeuchte. Acht bis 12 Wochen später kommen die Pflänzchen dann ins beheizte Gewächshaus.

Beheizt oder unbeheizt – das ist die Frage

Simon Höfler beheizt seinen Folientunnel die gesamte Kulturzeit hindurch, von April bis Oktober. Aber Ingwer wächst auch im Kalthaus – so wie bei Thomas Drechsler, der seinen Betrieb ein paar Kilometer weiter hat.

Drechsler konnte erst Mitte Mai pflanzen, die zarten Pflänzchen hätten die kalten Nächte sonst nicht überlebt. Gelitten haben sie trotzdem: Während der Eisheiligen wäre dem Gärtner sein Bestand fast erfroren – mit Stoffbahnen zum Wärmen konnte er sie retten – das ist das Risiko beim Anbau im Kalthaus.

Hoher Unkrautdruck

Ingwer ist eine gute Wechselfrucht. Wenn man wie die Gärtner im Knoblauchsland viel Tomaten und Gurken anbaut, kann der Ingwer die Fruchtfolge auflockern. Arbeit macht Ingwer aber genauso wie Tomate oder Gurke, besonders, was das Unkraut-Management angeht: Die hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme sind ein idealer Nährboden für Beikräuter aller Art.

Beide Gärtner mussten alle drei bis vier Wochen kräftig hacken, um die Unkräuter zu entfernen – manuell, denn Herbizide sind im Ingweranbau nicht zugelassen. Thomas Drechsler hat seinen Ingwer nicht einmal künstlich gedüngt, verwendet nur Pferdemist, Humus und etwas Stroh als Mulch.

Nicht mehrmals auf derselben Fläche

Schädlinge hat der Ingwer bisher keine hierzulande. Nur eins mag Ingwer nicht: mehrmals auf derselben Fläche zu stehen. Er ist extrem "selbstunverträglich", das heißt: Kommt er mehrmals hintereinander auf denselben Boden, bilden sich Wurzelpilze. Diese Erfahrung musste Simon Höfler machen: Dort, wo er 2020 schon Ingwer angebaut hatte, ist der Bestand gelb und löchriger als im neuen Folientunnel.

Viel Potential für heimischen Ingwer

Während der Betrieb Höfler an einen großen Discounter liefert, verkauft Thomas Drechsler seine Ernte über den Großmarkt an Hofläden. Die Nachfrage ist enorm, auch bei der Gastronomie, die den frischen, saftigen Ingwer zu schätzen weiß. Ob man den Ingwer nun im Treibhaus oder im Kalthaus anbaut – es geht beides und wird von Fachleuten auch so empfohlen. Was für seinen Betrieb passt, das muss der jeweilige Gärtner entscheiden

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