Wegen der mutmaßlichen Tierschutz-Verstöße im Aschaffenburger Schlachthof gibt es nun erste personelle Konsequenzen: Die Stadt Aschaffenburg trennt sich laut einer Mitteilung mit sofortiger Wirkung von der zuständigen amtlichen Tierärztin.
Auch weitere Personen stehen in der Kritik – wie etwa eine Tierärztin, die über eine Dritt-Firma engagiert ist, wie die Stadt auf Anfrage mitteilte. Auch diese Veterinärin wird nun offenbar nicht mehr weiterbeschäftigt. "Die Stadt Aschaffenburg ist entsetzt und verurteilt in aller Schärfe jegliche Verstöße gegen den Tierschutz", heißt es weiter.
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Tierärztin soll Schlachthof vor Kontrollen gewarnt haben
Die Tierrechtsorganisation SOKO Tierschutz hatte zuvor mitgeteilt, dass "die amtliche Veterinärin den Schlachthof mehrfach vor unangekündigten Kontrollen der Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) gewarnt hat".
Im ARD-Magazin "Fakt" waren am Dienstag Screenshots aus einer Whatsapp-Gruppe zu sehen, in der die Ärztin eine konkrete Kontrolle Anfang April verraten haben soll. Zitat: "Am Freitag kommt KBLV zur Kontrolle."
Im Video: Soko Tierschutz erhebt schwere Vorwürfe gegen den Schlachthof in Aschaffenburg
Vorwurf SOKO: Tierärztin vor Ort während Quälerei
Ein weiterer Vorwurf der SOKO lautete, dass die amtliche Tierärztin und ihr Team teilweise von den Tierquälereien Bescheid gewusst haben sollen. Bei Aufnahmen aus dem Aschaffenburger Schlachthof sei zu erkennen, dass die zuständigen Personen sogar vor Ort waren, als Kühe oder Schweine gequält wurden.
Am Dienstag haben die Tierschützer der SOKO dem Bayerischen Rundfunk Aufnahmen aus dem Schlachthof zur Verfügung gestellt. Die einzelnen Personen in den Aufnahmen sind zensiert und nicht zu erkennen. Man sieht allerdings unter anderem massenhafte Fehlbetäubungen und Tiere, die mit zig Stromstößen hintereinander gequält werden. Wenn die Betäubung nicht klappt, werden die Tiere laut den Aufnahmen bei vollem Bewusstsein geschächtet.
Schlachthof wurde durch Kontrollbehörde geschlossen
Wie zuvor berichtet, hatte die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) bereits vergangene Woche das Videomaterial von der SOKO Tierschutz erhalten. Aus dem Material hätten sich konkrete Anhaltspunkte für teils schwerwiegende Tierschutzverstöße im Schlachtprozess in dem Aschaffenburger Schlachthof ergeben, teilte die Behörde mit. Daraufhin hatte die KBLV den Schlachthof unangekündigt kontrolliert, durchsucht und sofort geschlossen. Auch die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg ermittelt bereits in dem Fall.
Stadt Aschaffenburg möchte restlos aufklären
In einer Sondersitzung des Aschaffenburger Stadtrats mit Livestream will Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) am Freitagmittag öffentlich über den aktuellen Stand in Sachen Schlachthof informieren. Der Stadt sei es ein großes Anliegen, die erhobenen Vorwürfe restlos aufzuklären und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, heißt es weiter.
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