Ein Hackerangriff in den USA auf das Unternehmen Kaseya sorgte am Wochenende für Schlagzeilen. Die Folge der Attacke: Daten waren nicht zugänglich, sogar Supermärkte wurden lahmgelegt und mussten geschlossen bleiben. 70 Millionen US-Dollar in Bitcoin fordern die Hacker – erst nach Zahlung des Lösegelds will die mutmaßlich hinter dem Angriff stehende Gruppe "REvil" einen Generalschlüssel übermitteln, der wieder Zugang zu den Firmendaten verschaffen soll. Für Unternehmen sind Fälle wie dieser ein existenzbedrohendes Szenario.
Molkerei Ehrmann wurde auch schon Hacking-Opfer
Es kann jeden treffen: Privatpersonen, Unternehmen – aber auch Kommunen. Erst im April wurde bekannt, dass die Gemeinde Kammeltal im Landkreis Günzburg Opfer einer Cyberattacke geworden war. Kriminelle hatten versucht, die Kommune zu erpressen. Ein Trojaner hatte die Computer des Rathauses infiziert.
Prominentes Hacking-Opfer in Schwaben ist zudem die Molkerei Ehrmann aus Oberschönegg. IT-gestützte Bestell-, Lager- und Produktionssysteme waren nach Auskunft der Molkerei im vergangenen Mai kurzzeitig nur eingeschränkt verfügbar. Ehrmann hat daraufhin nach eigenen Angaben die Sicherheitssysteme zusätzlich verstärkt.
Nachfrage zu IT-Beratung steigt
"Cyberangriffe passieren permanent, vielfach ohne dass sie wahrgenommen werden", sagt Lars Lippert. Er ist Vorstand bei der Augsburger Baramundi Software AG. Das IT-Unternehmen bietet Firmen und Organisationen Lösungen zum Management von Arbeitsplatzumgebungen.
Ein Werkzeug gegen Hackerangriffe will die Firma sein, die mittlerweile 4.000 überwiegend mittelständische Kunden weltweit betreut, Tendenz steigend. "Besonders die Bereiche Produktion, Finanzindustrie und Health Care sind beliebte Ziele von Cyberkriminellen", so der Unternehmensvorstand.
Trojaner kommen als Bewerbungsunterlagen
Lippert zufolge gibt es zahlreiche Unternehmen in Schwaben, deren IT schon durch Viren oder Verschlüsselungstrojaner angegriffen wurden. Die Täter gingen dabei immer raffinierter vor, so Lippert. Oft würden die Trojaner auch als digitale Bewerbungsunterlagen kommen - mit Bezug auf aktuelle Stellenausschreibungen.
Schwachstelle in der IT-Landschaft der Unternehmen seien Arbeitsplätze im Homeoffice, Computer mit alten Betriebssystemen und Rechner, die auch privat genutzt würden, so Lippert.
IHK bietet Unternehmen Unterstützung
Damit es erst gar nicht zu einem Schadensfall kommt, rät die IHK Schwaben ihren Mitgliedsunternehmen, mit IT-Dienstleistern Sicherheitsvorkehrungen zu besprechen. Außerdem sei es ratsam, Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren.
Verdächtig erscheinende E-Mails sollten zum Beispiel erst nach Rückfrage beim Absender geöffnet werden. Auch Links sollten nicht unbedacht angeklickt werden. Die IHK Schwaben bietet zu diesem Thema auch telefonische Beratung und Webinare an.
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